Die Nachricht sorgte für Aufsehen unter den Narren: Statt einer Corona-bedingten Absage des Hockenheimer Fasnachtszugs oder einer ausschließlich virtuellen Version im Internet wie dieses Jahr prüft der Hockenheimer Marketing-Verein (HMV) eine Verlegung des Spektakels 2022 auf den Hockenheimring. Diese beim Rathaussturm verkündete Nachricht bestätigt HMV-Geschäftsführerin Birgit Rechlin auf Anfrage, verweist aber zugleich darauf, dass der Fasnachtszug im Motodrom damit noch keinesfalls in trockenen Tüchern sei.
Ist der Fasnachtszug auf der Rennstrecke eine HMV-Idee oder wurden Sie von außen dazu angeregt?
Birgit Rechlin: Die Idee dazu hatte ich schon vergangenes Jahr. Das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass ich viele Jahre in Brasilien gelebt habe und des Öfteren in einem Sambadrom war. Dort wird natürlich ein ganz anderer Karneval gefeiert, als man ihn bei uns hier kennt. Es ist wie ein in die Länge gezogenes Stadion, in dem die Gruppen und die großen Wägen an den Tribünen vorbeiziehen. Die Zuschauer können rausgehen, etwas essen und trinken.
Was kam für die Zugausgabe 2021 dazwischen?
Rechlin: Es wurde allgemein sehr viel in den virtuellen Raum verlegt damals, sodass auch wir uns dafür entschieden und dazu die 111 Faschingsboxen aufgelegt haben. Viele Teilnehmer fanden das toll, zu Höchstzeiten hatten wir 3000 Leute im Chat, haben viele tolle Beiträge dazu erhalten von Flashmobs bis zu Zusammenschnitten aus früheren Jahren, haben den traditionellen Start um 13.33 Uhr gewählt – aber wer die Fasnachter kennt, der weiß, dass sie raus und sich treffen wollen.
Was hat jetzt zu einem weiteren Anlauf aufs „Moto-Sambadrom“ geführt?
Rechlin: Beim Quicklunch im „Rondeau“ habe ich die Verantwortlichen der Emodrom GmbH getroffen und wir haben uns unter anderem über Veranstaltungen unterhalten, weil der HMV auch den Kontakt zum Ring intensivieren und mehr an einem Strang ziehen möchte. Die Emodrom vergibt in den Wintermonaten die Strecke anstelle der Hockenheim-Ring GmbH. Da habe ich meine Sambadrom-Idee ins Spiel gebracht – und die Herren von der Emodrom waren sofort dabei.
Haben Sie schon eine Vor-Ort-Begehung gemacht, ob Ihre Vorstellungen umsetzbar sind?
Rechlin: Ich war kurz draußen am Ring und stellte fest: Ideal – es ist alles eingezäunt, was wir hier in der Stadt überhaupt nicht machen könnten. Wir haben Platz für die Teilnehmer, Parkplätze, Tribünen – eigentlich alles, was man braucht. Die Verantwortlichen haben Erfahrung mit Großveranstaltungen.
Klingt ja schon mal positiv – wie geht es jetzt weiter
Rechlin: Die Frage ist, wie stehen die Vereine einer solchen Verlagerung raus aus der Stadt gegenüber? Der Start der fünften Jahreszeit schien da genau der richtige Zeitpunkt. Also habe ich die regelmäßigen Teilnehmer angeschrieben und informiert, dass wir den Fasnachtszug in der bekannten Version der vergangenen Jahrzehnte mit ziemlicher Sicherheit werden absagen müssen, wir aber gerne eine Alternative anbieten würden – erneut virtuell oder eben draußen auf dem Ring.
Wobei da noch die Stadt ihre Zustimmung in Form einer Genehmigung geben müsste . . .
Rechlin: Das versteht sich, darauf hat mich auch der stellvertretende HMV-Vorsitzende und Sicherheitskoordinator Rainer Sass hingewiesen. Es braucht ein Hygiene- und ein angepasstes Sicherheitskonzept. Wir haben den Termin 26. Februar einfach mal geblockt bei Emodrom und möchten als nächstes wissen: Wollen die Vereine das? Nächster Schritt wäre ein Treffen mit HCG und CC Blau Weiß, um deren Vorstellungen abzuklopfen. Außerdem müssen wir mit der Stadt klären, ob diese das als Brauchtumsveranstaltung anerkennt – das ist für die Finanzierung entscheidend. Natürlich gehen bei der Umsetzung HMV-Mitglieder, Hockenheimer Vereine und langjährige Zugteilnehmer vor.
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