Hockenheim. „No war“ stand deutlich sichtbar auf den Seitenteilen der Transportfläche des „Hogge-Pack“. Oberbürgermeister Marcus Zeitler wollte damit ein Zeichen setzen, dass der Krieg in der Ukraine nicht vergessen ist, auch wenn er und die Narren von HCG und CC Blau-Weiß am gestrigen Fasnachtsdienstag die Gelegenheit nutzen, einmal durchzuatmen, sich von einer Wette, deren Erlös der Jugend, dem Skatepark zugutekommt, für eine gute Stunde ablenken zu lassen.
Die Wette war auch ein kleiner Trost für die närrische Streitmacht, die nun bereits zum zweiten Mal nicht nur auf den Faschingsumzug, sondern auf sämtliche traditionelle Veranstaltungen verzichten musste. Wozu, so war gestern zu hören, auch niemand in der richtigen Stimmung gewesen wäre.
Ungetrübter war die Situation noch, als sich Christoph Kühnle, der Zugmarschall des Hockenheimer Fasnachtszugs, und Oberbürgermeister Marcus Zeitler abends im Rondeau trafen. Den sich nicht in Bewegung setzenden Umzug im Sinn, das, nach eigenem Bekenntnis des OB, eine oder andere alkoholische Getränk in der Blutbahn, sei man auf eine Wette verfallen. Zeitler forderte Kühnle heraus, behauptete, diesem werde es nicht gelingen, bis Fasnachtsdienstag eine Summe zusammenzutragen, die mindestens der Jahreszahl entspricht. Sollte es ihm dennoch gelingen, so werde er ihn im Lastenfahrrad durch die Stadt kutschieren.
Närrisches Lindwürmchen
Als der OB gestern mit dem „Hogge-Pack“ vorm Rathaus vorfuhr, war schon klar, wie die Wette ausging: Sage und schreibe 2090,75 Euro waren zusammengekommen und Zeitler fügte sich frohen Mutes in sein Schicksal, nahm den Zugmarschall huckepack und drehte mit ihm einige Runden vor dem Rathaus. Sehr zur Gaudi der blauen und roten Narrenzukunft, von der das Einlösen der Wette zu einem Faschingsumzug en miniature genutzt wurde.
Ausgestattet mit etwas Wurfmaterial der süßen Art setzt sich das närrische Lindwürmchen zu einem kurzen Gang durch die Karlsruher Straße in Bewegung, wo es von den Menschen mit Beifall und Helau-Rufen in Empfang genommen wurde.
Wie Zeitler beim Wetteinlösen betonte, fließt das Geld ins Projekt Skatepark, wird dabei für die „tolle neue Bepflanzung“ der Anlage genutzt. Womit auf jeden Fall einmal die Jugend von der Aktion profitiert hatte. Ansonsten machte es der Oberbürgermeister den Kölner Narren nach und nutze die Gelegenheit, um nicht nur schriftlich seinen Unmut über den Krieg in der Ukraine kundzutun, sondern auch verbal Kriegstreiber Putin ins Stammbuch zu schreiben, dass er kein Recht zu seinem Handeln habe.
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