Klimaschutz

Hockenheimer Verbraucher haben viele Fragen an Energieberater

Kliba-Geschäftsführer berichtet von Schwerpunkten bei kostenlosen Sprechstunden im Hockenheimer Rathaus - die Aufregung um die Wärmepumpe ist abgeflaut.

Von 
Matthias Mühleisen
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Es muss nicht immer gleich die Wärmepumpe sein: Kliba-Energieberater Uwe Jung informiert eine Ratsuchende über mögliche Schritte einer energetischen Sanierung, hier einer Dämmung. © Philipp Rothe

Hockenheim. Als die Energie-Beratungsagentur Kliba vor knapp zwei Jahren ihre 14-tägigen kostenlosen Sprechstunden im Rathaus Hockenheim aufnahm, sprach Kliba-Geschäftsführer Dr. Klaus Keßler bei der Vorstellung des Angebots von einer „extremen Nachfrage“ nach dem Beratungsangebot. Die Gasmangellage und Verunsicherung hinsichtlich geänderter gesetzlicher Bestimmung hatten für Andrang gesorgt. Inzwischen hat sich die Situation verändert, es gibt genug Gas und die Befürchtungen, kurzfristig zu hohen Investitionen gezwungen zu sein, haben sich gelegt. Das schlägt sich auch in der beschränkten Nachfrage nach Beratung nieder. Dabei gibt es noch viel zu tun in Sachen Klimaschutz und Senkung des Energieverbrauchs, erklärt Klaus Keßler im Redaktionsgespräch.

Gibt es ein Thema Nummer eins in den Beratungsgesprächen?

Dr. Klaus Keßler: Was den Leuten im Moment, aber rückblickend auch das letzte Dreivierteljahr ein bisschen unter den Nägeln brennt, ist das Thema Heizungserneuerung. Natürlich hat dazu das „Heizungsgesetz“, was eigentlich das Gebäudeenergiegesetz heißt und nur zum Teil um die Heizung geht, seinen Teil beigetragen. Die Auflagen, die es darin gibt, führen zu Fragen wie „Muss ich meine Heizung rauswerfen, wenn sie auf Gas- oder Ölbasis noch läuft?

Da können Sie für Beruhigung sorgen?

Keßler: Genau, das Gesetz greift ja nicht in den Bestand ein, sondern erst, wenn eine Heizung erneuert werden muss, weil sie nicht mehr repariert werden kann. In einem solchen Fall müssen die Hausbesitzer gewisse Vorgaben einhalten, die sinnigerweise darauf abzielen, dass wir immer mehr erneuerbare Energien einsetzen, um klimaneutral zu werden und dem Klimaschutz gerecht zu werden.

Haben die Kliba-Berater für solche Fälle eine bestimmte Empfehlung?

Keßler: Eine wesentliche Technik ist die Wärmepumpe. Sie funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank, um es plastisch zu erklären. Sie entzieht der Umgebung, zum Beispiel der Luft, einen gewissen Anteil an Wärme. Aus einer Kilowattstunde Strom entstehen zwischen zweieinhalb und vier Kilowattstunden Wärme, das ist die Idee dahinter. Da wir zukünftig immer mehr Strom auf Basis erneuerbarer Energien haben, ist das die klimaneutrale Heizungsvariante, die in den nächsten Jahren dominieren wird.

Aber nicht die einzige?

Keßler: Es wird daneben sicherlich Wärmenetze geben. Das hängt aber immer von den Gegebenheiten ab. Also ob Stadtwerke Wärmenetze aufbauen und woher dieses Wärmenetz die Energie bezieht, etwa aus Abwärme oder von einer großen Wärmepumpe. Vereinzelt wird es auch Lösungen etwa mit Holzpellets, also Bioenergie, geben, wobei diese eher auf dem aktuellen Niveau bleiben wird, weil das unter dem Nachhaltigkeitsgesichtspunkt bewerten muss. Die Menge an Holzabfallprodukten, die dafür verwendet werden kann, ist ja begrenzt. Wir wollen ja nicht extra Holz abholzen dafür, das wäre unsinnig. Man kann also schon sagen, das zukünftige Heizungssystem wird auf Basis von Strom über Wärmepumpe die Wärme bereitstellen.

Das klingt nachvollziehbar, aber die Umsetzung wirft sicher viele weitere Fragen auf?

Keßler: Ja, die Leute haben viel Klärungsbedarf zur Technik. Eine Frage lautet: Brauche ich zum Einsatz einer Wärmepumpe eine Fußbodenheizung, was nicht zwingend erforderlich ist. Das funktioniert auch mit Heizkörpern, die meist sowieso etwas größer dimensioniert wurden. Oder: Kann die Wärmepumpe im Winter überhaupt genug Energie liefern, wird es bei mir warm genug? Ihnen sagen wir, dass sich die Technik weiterentwickelt hat und das kein Problem sein dürfte. Wobei die Frage bleibt, wie das Gebäude effizient warm wird, denn je besser die Effizienz ist, desto kostengünstiger ist das Heizen. Warm wird die Wohnung aber auch, wenn man höhere Vorlauftemperaturen braucht. Sehr kalt wird es bei uns ja nur an wenigen Tagen im Jahr.

Kostengünstig möchte wohl jeder heizen – wozu raten Sie, um das zu gewährleisten?

Keßler: Das zweite große Thema bei der Beratung ist die Verbesserung des Wärmeschutzes. Irgendwann sind ja mal die Fenster fällig, irgendwann muss mal neu verputzt werden, dann sollte natürlich auf jeden Fall eine Wärmedämmung aufgebracht werden. Aber es gibt auch Verbesserungsmöglichkeiten wie an der obersten Geschossdecke am Speicher oder an der Kellerdecke von unten, die Hausbesitzer jederzeit durchführen können, um ihren Wärmeschutz zu verbessern und damit einen effizienteren Betrieb der Wärmepumpe zu ermöglichen. Es ist aber nicht so, dass die Leute erst mal ihr Gebäude komplett sanieren müssen und erst dann eine Wärmepumpe einsetzen können.

Das ist sicherlich eine gute Nachricht für alle, die ihre Heizung zeitnah austauschen müssen. Wie sieht es mit den Kosten für eine Wärmepumpe aus?

Keßler: Wir hatten Anfang dieses Jahres viele Anfragen, weil es eine hohe Förderung für den Umstieg auf Wärmepumpe gibt - 50 Prozent, teilweise für einkommensschwächere Haushalte bis zu 70 Prozent – und viele die Befürchtung hatten, die neue Bundesregierung könne die Förderkriterien ändern. Im Moment sehen wir da noch keine Signale.

Von welcher Anschaffungssumme wird denn die Hälfte gefördert?

Keßler: Eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus einschließlich Einbau und weitere Leistungen kann schon bis zu 30.000 Euro kosten. Vergangenes Jahr um die Zeit gab es teilweise auch Preise, die deutlich höher waren. Das ist halt immer so: Eine extrem hohe Nachfrage, weil viele Leute das auf einmal wollten, hat den Preis nach oben getrieben. Aber der Markt hat sich wieder normalisiert.

Und wie sieht es nach Ihrer Einschätzung mit der Verfügbarkeit von Handwerkern aus?

Keßler: Wir haben mit dem Verband der Sanitär- und Heizungsgewerke-Betriebe gesprochen, auch die sagen: Wir haben wieder Kapazitäten. Das hatte sich auch schon im dritten Quartal des vergangenen Jahres wieder beruhigt.

Aber es geht nicht immer um die Wärmepumpe, wenn die Verbraucher zu Ihnen in die Beratung kommen, oder?

Keßler: Wir schauen immer gemeinsam, was die richtige Vorgehensweise sein könnte. Oft haben die Leute einen konkreten Anlass, dass sie zu uns kommen. Wir erklären dann, was man noch mitbedenken sollte und welche Maßnahmen zu koppeln sich anbietet, was die Sanierungsstrategie sein könnte. Dann gehen sie in der Regel zum Handwerker oder zu einem Energieberater, die ja heute häufig gefordert sind, wenn Förderanträge begleitet werden müssen. Diese Leistung bieten wir nicht, wir wollen den freien Energieberatern nicht die Arbeit wegnehmen. Wir stehen beratend zur Seite und schauen auch mal auf die Angebote, wenn zum Beispiel Unterschiede nicht nachvollziehbar sind. Die Bürger dürfen auch gerne zwei- oder dreimal zu uns kommen, wenn es nötig ist.

Der Energieberater muss aber auf jeden Fall eingeschaltet werden?

Keßler: Nicht, wenn es um die Heizung geht, aber bei allen anderen Maßnahmen. Der Energieberater stellt den Förderantrag, begleitet das Projekt und führt am Ende den Verwendungsnachweis. Wir verweisen auf eine Energieeffizienz-Expertenliste, die eine Zulassung haben. Man kann sich dort auch einen Sanierungsfahrplan für sein Gebäude erstellen lassen, das die konkreten Schritte und ihre Reihenfolge sowie die Kosten auflistet. Es wird ebenfalls gefördert. Ein Gutachten kann um die 1500 Euro kosten, die Förderung beträgt etwa die Hälfte.

Kliba-Energieberater Oliver Prahl ist alle zwei Wochen mittwochs von 14 bis 16 Uhr im Rathaus Hockenheim für eine Beratung erreichbar. Interessierte können unter der Telefonnummer 06221/998750 einen Termin vereinbaren. Die Beratung ist eine kostenfreie Leistung der Stadt Hockenheim.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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