Neue Räume - Niederschwelliges Angebot / Gruppentreffen möglich

Hockenheims „kleines Rathaus“: Neue Ideen durch offene Türen

Elke Schollenberger und Konrad Sommer sind im „kleinen Rathaus“ gut angekommen.

Von 
Corinna Perner
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In den hellen Räumen fühlen sich Elke Schollenberger (r.) und Konrad Sommer (l.) wohl. Auch Bürgermeister Thomas Jakob-LIchtenberg gefällt das Ambiente im „kleinen Rathaus“. © Lenhardt

Hockenheim. Das Rathaus hat Nachwuchs bekommen. Gerade einmal wenige Meter entfernt vom eigentlichen Rathaus, in der Ottostraße 2, haben Elke Schollenberger und Konrad Sommer im November letzten Jahres ihr neues Büro bezogen. „Nachdem sich der Hockenheimer Marketingverein hier sehr gut positioniert und etabliert hatte, haben wir die Gelegenheit ergriffen, um wieder eine Anlaufstelle für die Lokale Agenda zu etablieren“, berichtet Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg von den Beweggründen, das Büro der Agendabeauftragten Elke Schollenberger auszulagern.

Nicht etwa der Platzmangel, sondern sowohl der zum einen niederschwellige Zugang als auch die Möglichkeit, Gruppentreffen hier abhalten zu können, führten zum Umzug. Da es sich gemeinsam besser arbeitet als alleine, kam mit Konrad Sommer, der aktuell zu 50 Prozent als Integrationsbeauftragter der Stadt Hockenheim aktiv ist und ansonsten als persönlicher Referent des Bürgermeisters agiert, ein weiterer Mitarbeiter ins Spiel. „Da hat es keine großartige Überzeugungsarbeit gebraucht“, schmunzelt er – alleine das mit dem Umzug verbundene Synergiepotenzial sei Grund genug gewesen, dem Vorschlag, ein Team mit Elke Schollenberger zu bilden, zuzustimmen.

Zahlreiche Schnittmengen

Auch beim Thema Integration sei ein einfacher Zugang von Bedeutung – in Bezug auf Flüchtlinge, aber auch im Zusammenhang mit der Erstellung altersübergreifender Konzepte und Jugendlichen, die Konrad Sommer aktuell im Bewerbungsprozess unterstützt, solange das Jugendzentrum nicht besetzt ist. Direkte Schnittmengen ergeben sich auch mit der interkulturellen Agendagruppe, wo ehemalige Kunden des Migrationsmanagements eine Anlaufstelle gefunden hätten, um sich schneller und besser integrieren zu können. Als persönlicher Referent Jakob-Lichtenbergs kümmerte sich Konrad Sommer außerdem zuletzt um die Impfkampagne, aktuell stehen das Thema Ukraine und die vernünftige Art des Spendens im Vordergrund.

Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg (v. l.), Elke Schollenberger und Konrad Sommer sehen in dem von außen deutlich sichtbaren Büro eine wichtige und niederschwellige Anlaufstelle für Integration und Lokale Agenda im Herzen der Stadt. © Lenhardt Norbert

„Vor etwa neun Jahren schrieb ich das erste Konzept für eine Begegnungsstätte“, berichtet Elke Schollenberger von ihrem lang gehegten Wunsch, auch räumlich eine Anlaufstelle für die Gruppen der Lokalen Agenda bieten zu können. „Umso schöner ist es, dass es nun so weit gekommen ist“. Denn auch wenn beispielsweise mit dem kleinen Sitzungssaal im Rathaus die Möglichkeit gegeben war, sich außerhalb der lokalen Gastronomie zusammenzufinden, sei es hier doch nicht so gemütlich gewesen und manches Gruppenmitglied habe zudem großen Respekt vor der Räumlichkeit im Rathaus gehabt.

Andere Räume im Stadtgebiet dagegen seien beispielsweise durch Vereinsarbeit gut ausgelastet, sodass auch hier in der Vergangenheit nicht immer unterzukommen war – ein Problem, das sich nun für zumindest sieben bis acht der aktuell insgesamt neun Gruppen zuzüglich der Steuerungsgruppe Fairtrade gelöst haben dürfte. Bis zu 20 Personen finden Platz im neuen Domizil.

Kontakt zum Mutterhaus bleibt

Doch auch für das tägliche Geschäft biete das Büro in der Ottostraße Vorteile: „Es ist leichter, einfach mal reinzukommen und Hallo zu sagen“, so Schollenberger, regelmäßig trudeln zudem Meldungen über wilde Müllablagerungen oder defekte Toilettenanlagen ein, die dann weitergegeben werden können. „Das ist hier alles einfacher, als ins Vorzimmer des Bürgermeisters gehen zu müssen“, weiß Elke Schollenberger von den Hemmschwellen, die der ehemalige Arbeitsplatz mit sich gebracht habe. Für sie selbst ändere sich dagegen intern nicht viel – spätestens mit Pandemiebeginn sei die Kommunikation sowieso per Telefon und Co. erfolgt und Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg beteuert, dass es trotz der sowieso nur kleinen räumlichen Trennung genügend Möglichkeiten zum persönlichen Austausch gebe: „Der Kontakt zum Mutterhaus geht nicht verloren“.

Dank Materiallager – zuvor war dieses im Rathauskeller angesiedelt – kleiner Küche samt Kühlschrank sowie eigener Toilette ist nun alles an Ort und Stelle, was Elke Schollenberger für ihre tägliche Arbeit und als Gastgeberin für „ihre“ Gruppen benötigt. Im Sommer dürfen zudem auf der Mauer entlang des Parkplatzes Sitzkissen zum Einsatz kommen, sodass sich auch hier Möglichkeiten zum Austausch ergeben können. „Wir sind sozusagen neben dem großen Rathaus das kleine Rathaus“, freut sich Elke Schollenberger ebenso wie ihr Kollege, alles Notwendige vor Ort zu haben und dennoch nicht weit vom „Mutterhaus“ entfernt angesiedelt zu sein.

„Man sieht viel und wird gesehen“, weiß Konrad Sommer die Glasfront seines neuen Büros zu schätzen – habe sich doch bereits die eine oder andere erheiternde Begebenheit zugetragen, „Es macht Spaß und die Leute kommen spontan“, freut auch er sich immer über Besuch. Wer ein konkretes Anliegen hat, vereinbart dennoch am besten einen Termin, denn sowohl Schollenberger als auch Sommer absolvieren regelmäßig Auswärtstermine oder sind für Onlinetermine im Homeoffice tätig.

Haus mit Leben füllen

Was die Einrichtung angeht, sind die beiden noch im Findungsprozess. Farbe sorgt bereits für ein angenehmes Ambiente und eine kleine Bibliothek rund um Themen, mit denen sich die Agendagruppen befassen, lädt zum Stöbern ein, doch auch das eine oder andere Bild – möglicherweise sogar eine kleine Ausstellung – sollen ebenso folgen wie pflanzliche Blickfänger. Nachwuchs braucht eben Zeit, um gut zu wachsen und zu gedeihen. Daran, dass die Räumlichkeiten in der Ottostraße 2 langfristig und mit zunehmendem Wegfall der Corona-bedingten Einschränkungen mit Leben gefüllt werden, zweifelt wohl niemand, auch Thomas Jakob-Lichtenberg ist davon fest überzeugt.

Elke Schollenberger und Konrad Sommer präsentieren sich bereits als eingespieltes Team und die Chemie scheint ebenso zu stimmen, wie der Humor nicht zu kurz kommt. „Neue Ideen kommen durch offene Türen“, zitiert Elke Schollenberger zudem eine Karte und rückt dabei das Potenzial in den Vordergrund, das bürgerschaftliches Engagement für die Gemeinschaft ebenso birgt wie für das Individuum. Denn dass die Gruppen der Lokalen Agenda jede Menge kreative Ideen hervorbringen, haben diese in der Vergangenheit mehr als einmal unter Beweis gestellt. Mit der nun noch besseren Infrastruktur dürfte einer positiven Zukunft also ebenfalls nichts mehr im Wege stehen.

Freie Autorin Freie Mitarbeiterin für Hockenheim und Umgebung rund um die Themen Kultur, Religion sowie Land und Leute.

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