Hockenheim. Der Freundeskreis Hockenheim- Commercy hat in der Zeit vor Corona an die Adresse von Präsident Matthias Stier ein kleines Päckchen erhalten, auf dem nur eine E-Mail- Adresse als Absender stand. Es enthielt alte Postkartenmotive aus Commercy, der französischen Partnerstadt Hockenheims.
Auf die Frage, woher diese besonderen Postkarten stammen, kam folgende Antwort: „Liebe Familie Stier. Es freut mich, dass Ihnen die alten Postkarten gefallen haben. Diese sind in den 1940er Jahren – während seiner Kriegsgefangenschaft in Frankreich – von meinem Schwiegervater erworben worden, also circa 75 Jahre alt. Wegwerfen wollte ich diese nicht, habe im Internet recherchiert und bin auf die Adresse des Freundeskreises gestoßen. Ich selbst habe meine Jugend in Heidelberg verbracht und die deutsch- französische Verständigung war mir immer ein Anliegen. Ich wohne in Berlin und augenblicklich verweile ich auf Gran Canaria. Ist es nicht schön, fast 74 Jahre in Frieden in Europa zu leben? Saludos de Gran Canaria, au revoir und auf Wiedersehen! Herbert Weidlich.“
Schönste Gebäude als Motive
Die Motive der Postkarten zeigen die auch heute noch schönsten Gebäude und Plätze in und um Commercy – in erster Linie das Schloss von Commercy, direkt am Ufer der Meuse (deutsch: Maas) gelegen. Seinen Höhepunkt erlebte das Schloss während der Zeit um 1736, als König Stanislas während seines zweiten Exils dort Quartier bezog.
Ursprünglich als Burg im Mittelalter errichtet, wurde es im 18. Jahrhundert zum Schloss umgebaut und erweitert. Heute beherbergt das Schloss das Rathaus von Commercy, die Touristinformation, die Sozialstation und die Bibliothek. Und in einem sehr schönen Raum das Trauzimmer.
Sehenswert ist der Ehrensaal mit seinen vielen Fenstern im Schloss. Darin finden sehr viele Ausstellungen statt. Bilddokumentationen des Freundeskreises Hockenheim- Commercy wurden dort bereits ausgestellt, oftmals präsentierte auch der Hockenheimer Kunstverein hier seine Werke. Das Hockenheimer Ensemble „I Danzatori Palatini“ zeigte im Ehrensaal sein tänzerisches Repertoire.
Erkennbar ist auf den Postkarten die Hufeisenform des Platzes vor dem Schloss – diese Form haben auch die angrenzenden Häuser mit ihren heutigen Bars und Restaurants übernommen. Zu sehen ist auch die kerzengerade Straße Avenue Voltaire und Lindenallee, die das Schloss und die königliche Quelle im Wald verbindet.
Backwerke statt Behörde
Der Rathausplatz (Place de l’Hotel de Ville) ist in der abgebildeten Form heute noch erhalten. Früher war, wie der Name es ausdrückt, das Rathaus hier untergebracht. Heute befindet sich eine der beiden Verkaufsstellen der Original Madeleines aus Commercy, des bekannten Backwerks, dort.
Immer einen Besuch wert ist das Denkmal auf dem Hügel von Montsec. Im Herzen des Regionalen Naturparks Lothringen gelegen, unweit von Commercy und mit Blick auf den Lac de Madine, besteht es aus einem runden Säulengang, in dessen Mitte auf einer Orientierungstafel die Dörfer und Kriegsschauplätze des Ersten Weltkriegs dargestellt sind. Das Denkmal wurde von den Vereinigten Staaten 1932 errichtet und trägt die Namen aller Amerikanischen Einheiten, die 1918 dort kämpften. Das Denkmal wird noch heute von den USA gepflegt.
Die Gegend um Commercy war hart umkämpft und so ist es nicht verwunderlich, dass sich in Commercy auch ein Soldatenfriedhof befindet.
Heute hat Hockenheims Partnerstadt mit der Radrennbahn, dem Velodrom, und der Insel Malard viele interessante und verträumte Plätze zu bieten. Der Brief von Herbert Weidlich und die Geschichte, die hinter den Postkarten steht, ist ein wunderschönes Beispiel für Völkerverständigung weit über die Grenzen einer Städtepartnerschaft hinaus.
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