Bauhof - Ulrich Hohmann spricht über seine Ausbildung und seine Lebensgeschichte / Sieben Jahre sanierte er das Haus seiner Eltern / Nutzgarten für die Eigenversorgung

„Ich sehe die Früchte meiner Arbeit“

Von 
Vanessa Schwierz
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Gärtner-Azubi Ulrich Hohmann steht auf dem bekannten „Motorradfahrer-Kreisel“ und setzt den Spaten an. © Lenhardt

Ulrich Hohmann ist ein aufgeweckter und sympathischer junger Mann. Voller Tatendrang nimmt er den Spaten und trägt ihn über das Bauhof-Gelände auf den Motorradfahrer-Kreisel, für das Bildmotiv. In seiner orangenen Ausrüstung ist er nicht zu übersehen – und das ist wichtig. Denn der 35-Jährige ist Azubi bei der Stadt, lernt den Beruf des Gärtners und ist fast nur draußen unterwegs. Doch er hat bereits ein bewegtes Leben hinter sich und verbringt einen Großteil seiner Freizeit im eigenen Nutzgarten.

Jeden Morgen tritt er den Weg aus Bruchsal an, um in der Rennstadt seiner Arbeit und gleichzeitig auch seiner großen Liebe – der Arbeit mit Pflanzen – nachzugehen. Doch vor seiner Ausbildung studierte er, erst Geografie und dann Pädagogik. Das Studium ließ er ruhen – aus persönlichen Gründen. Sein Vater ist ein Pflegefall, seine Mutter Teil einer Erbengemeinschaft. Das Haus sollte nicht verlorengehen, Geld zum Renovieren war aber nicht vorhanden. Also nahm der 35-Jährige die Kernsanierung selbst in die Hand und widmete sich voll und ganz dieser Aufgabe. „Ich habe alles, was man legal machen kann, selbst gemacht“, sagt Hohmann, dass diese Aufgabe sieben Jahre beanspruchte. Er machte alles, was man sich nur vorstellen kann – neue Fenster, Dämmung, Boden, Decken und selbst die Restaurierung des Stucks.

Geld war knapp

Den großen Garten wandelte der Bruchsaler zu einem Nutzgarten um. „Ich bin in der Zeit dann sozusagen zum Selbstversorger geworden, weil eben auch das Geld knapp war“, erzählt Hohmann offen über seine Vergangenheit. Die Aufgaben bei der Stadt machen ihm einfach Spaß. „Ich bin gerne draußen und sehe am Ende des Tages die Früchte meiner Arbeit“, sagt er, dass er einfach lieber mit den Händen etwas schafft. In den sieben Jahren, in denen er quasi nur drinnen arbeitete, brauchte er einen Ausgleich. Der Garten diente ihm somit als Entspannung – eine Art Rückzugsort.

Auch wenn der Großteil des Gartens als Nutzgarten dient, ist Hohmann Besitzer von Rosensträuchern – 56 an der Zahl. Ansonsten wächst so gut wie alles. „Ich baue fast alles an, außer Kartoffeln. Das lohnt sich einfach nicht für mich“, erklärt er. Tomaten, Kürbisse, Zucchini, Auberginen, Paprika, Sauerkirschen, Birnen- und Apfelbäume und Pflaumen sind nur ein kleiner Teil davon, was im Selbstversorger-Garten von Ulrich Hohmann so alles wächst. Früher baute er sogar Tabak an, sparte damit Geld, musste sich keinen kaufen.

Keine chemischen Dünger

Naturnah ist das Wort, das Hohmann beschreibt. Chemische Dünger kommen bei ihm nicht in den Garten, er macht alles selbst. Hat ein Brennnessel-Feld angelegt, mulcht mit diesen Pflanzen. Eben so, „wie man das früher gemacht hat“. Bevor der 35-Jährige im Herbst seine Ausbildung bei der Stadt begann, machte er verschiedene Praktika, unter anderem im „Gala-Bau“ (Garten- und Landschaftsbau). Als er von der Stadt Hockenheim eingeladen wurde, war klar, da muss er hin – und deswegen sagte er auch sofort zu, als ihm die Stelle angeboten wurde.

„Im Vorstellungsgespräch hat man sofort gemerkt, wie viel Herzblut Herr Hohmann für den Beruf mitbringt. Er war so authentisch und durch seine Lebensgeschichte sehr interessant“, erklärt Sandra Laier vom Fachbereich Personal, warum der Bruchsaler die Zusage für die Ausbildungsstelle im Bauhof bekommen hat.

Auch im Winter versorgt sich der 35-Jährige mit dem, was über das Jahr im Garten wuchs, selbst. Einmachen, vakuumieren und dörren sind da die Stichworte. „So eine Tomate aus dem eigenen Garten schmeckt einfach viel besser“, betont er, dass auch seine Nachbarn mal etwas bekommen, wenn zu viel da ist.

Pflanzen sind auch Lebewesen

Hingabe ist der wichtigste Tipp, den Hohmann Hobbygärtnern mit auf den Weg geben kann. „Ich sehe Pflanzen jetzt als Lebewesen an. Nur, weil sie nicht sprechen können, sind es trotzdem Lebewesen. Und je nachdem, welche Arbeit man reinsteckt, bekommt man das Ergebnis dafür“, beschreibt Hohmann seine Hingabe und Leidenschaft für Pflanzen, der er sich im Sommer auch mal bis zum Einbruch der Dunkelheit widmet.

Die Aufgaben von Ulrich Hohmann sind während seiner dreijährigen Ausbildung und der Arbeit beim Bauhof sehr vielfältig. Das reicht von der Pflege wie ausgrasen und neue Anlagen bepflanzen bis hin zu Flüchtlingsumzügen und Tische im Bürgersaal ausräumen. „Man macht, was anfällt“, sagt er, dass man nicht primär Gärtner, sondern „Mädchen für alles“ ist. Der Teil der Ausbildung, die der Bauhof Hockenheim nicht leisten kann, wird von einem Regiebetrieb übernommen. Dies sind zum Beispiel Pflasterarbeiten oder Teichanlagen. So sollen alle Lernziele während der Ausbildung abgedeckt werden.

Er hält auch nicht hinterm Berg, dass er zum Beispiel kein Fan von Wechselflor ist und Staudenbeete bevorzugt. Dies sei auch eine Kostenfrage. Am Friedhof zum Beispiel stehen schon die ersten Staudenbeete. „Man schneidet es einfach runter und im nächsten Jahr sieht es wieder schön aus“, sagt er. Das ist auch Teil seiner Philosophie: Sich einbringen und Schwerpunkte für die eigene Arbeit setzen.

Redaktion Redakteurin mit Schwerpunkt Online, aber auch Print

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