Hockenheim. Ausnahmsweise ist nicht Corona schuld daran, dass Paul Millns schon seit fast sieben Jahren nicht mehr im Pumpwerk gespielt hat. Eine einfache, wenn auch heftige Erkältung hat im Dezember 2018 sein Gastspiel in Hockenheim verhindert – das hatte der englische Songwriter schon ewig nicht mehr erlebt. Durch die Pandemie ist er nach eigenen Worten gut gekommen, auch wenn ihn das Virus im Mai 2022 doch noch erwischt hat. Der 77-Jährige ist sicher, dass seinem Auftritt am Freitag, 3. Februar, um 20 Uhr im Pumpwerk nichts entgegenstehen wird.
Wie sind Sie gesundheitlich durch die Corona-Zeit gekommen?
Paul Millns: Ich bin lange vom Virus verschont geblieben, dann hat es mich und meine Partnerin im vergangenen Mai doch noch erwischt. Aber es war ganz okay, wir haben es überlebt, ich musste nur einige Auftritte absagen. Zurückgeblieben ist nichts, außer vielleicht, wenn man auf meine Kinder hört – die sagen, ich hätte es schon gehabt, bevor es Corona überhaupt offiziell gab.
Hier gibt es Tickets
- Karten zum Preis von 18 Euro für das Konzert gibt es in der Stadthalle Hockenheim, im Kundenforum der Schwetzinger Zeitung und unter der Ticket-Hotline 06205/21 10 09.
- Unter www.pumpwerk-hockenheim.de und www.reservix.de können Karten online bestellt werden.
Wie haben Sie die Zeit des Lockdowns erlebt– war der erzwungene Stillstand für Sie eher Erholung oder Tortur?
Millns: Wir haben einfach weitergemacht, wenn auch natürlich ohne Publikum. Ich habe viele Songs geschrieben, zum Teil auch mit anderen Künstlern gemeinsam übers Internet. Mit der Band haben wir auf diese Art auch einige neue Musikvideos von meinen Stücken aufgenommen und für die Fans gepostet. Wir waren eigentlich immer optimistisch.
Wie beurteilen Sie die Lage jetzt, nachdem die Clubs wieder ohne Einschränkungen geöffnet sind? Sind genauso viele Menschen bei Ihren Konzerten wie vor der Pandemie?
Millns: Die Situation stellt nicht ganz einheitlich dar. Als wir im Herbst wieder viele Konzerte gaben, war es oft so voll wie früher und man hatte den Eindruck, es habe sich nichts geändert. Und dann gab da plötzlich zwischendurch wieder diese ganz komischen Tage, an denen das Publikum viel kleiner war als sonst gewohnt – zum Teil an Orten, an denen wir früher ausverkauft gewesen waren und mehr erwartet hatten. Doch überwiegend war es wirklich sehr schön zu erleben, dass uns die Leute nicht vergessen haben.
Als Sie im Dezember 2018 ins Pumpwerk kommen wollten, war Ihr bislang jüngstes Album „A Little Thunder“ gerade wenige Wochen alt. Sind in der Zwischenzeit viele neue Songs dazugekommen und wird das Publikum im Pumpwerk auch einige davon hören?
Millns: Es sind tatsächlich drei oder vier neue Stücke hinzugekommen, die das Publikum auch zu mögen scheint. Nachdem die Tour zu „A Little Thunder“ verschoben werden musste, werde ich schon einige Lieder daraus spielen. Einige lehnen sich an Auszüge aus T. S. Eliots Gedicht „The Wasteland“ an.
Zur Person
- Paul Millns wurde 1945 im englischen Norfolk geboren. Er begann seine Karriere Ende der 1960er Jahre, als er mit Musikern wie Alexis Korner, Louisiana Red, Eric Burdon, Bert Jansch und John Martyn auftrat.
- Sein erstes Soloalbum, „Paul Millns“, erschien 1975, die Mitarbeit am Soundtrack zum Film „Gibby Westgermany“ verschaffte ihm 1979 gesteigerte Aufmerksamkeit, 1980 macht ihn ein Auftritt im „Rockpalast“ in Deutschland bekannter. mm
Es gibt aber sicher auch einige „Millns-Klassiker“, die Sie seit langer Zeit in jedem Konzert spielen, wie „When Love comes calling“?
Millns: Es gibt einige Stücke in meinem Repertoire, die sich einfach sehr gut für ein Konzert eignen und die man ein bisschen für gepflegte Soli ausdehnen kann. Mit Ingo Rau und Butch Coulter habe ich so gute Musiker dabei – diese Chance muss man einfach nutzen.
Eine andere Veränderung seit Ihrem letzten Auftritt im Pumpwerk betrifft die Politik: Was hat sich durch den Brexit für Sie geändert – Sie reisen ja viel durch Europa . . .?
Millns: Ich habe seit einiger Zeit einen irischen Pass neben meinem britischen, denn mein Großvater mütterlicherseits war Ire, wie ich während des Lockdowns herausgefunden habe. Sollte es also Probleme geben, könnte ich den herausholen. Ich weiß aber von Bands, die mit größerem Equipment und mehr Merchandise reisen, dass sie mit den neuen Regelungen zu kämpfen haben.
Hat sich für Sie durch den Brexit auch schon etwas verbessert?
Millns: Der Brexit ist das Dümmste, was die Briten jemals gemacht haben. Die Welt hat globale Probleme, die müssen wir auch alle zusammen lösen und nicht in Kleinstaaterei.
Wie sieht es mit dem Gesundheitssystem aus? Mit dem Thema haben Boris Johnson und Nigel Farage ja besonders viele Stimmen gesammelt?
Millns: Unser Gesundheitssystem ist ein Desaster.
Zurück zu Erfreulicherem: Wie sieht es mit einem neuen Album aus – nach fast fünf Jahren wäre es für ein weiteres ja nicht zu früh?
Millns: Ich habe jede Menge neuer Songs und plane, im Laufe des Frühjahrs ins Studio zu gehen, um zu sehen, was davon für eine Aufnahme taugt. Ein neues Albums wird es aber voraussichtlich erst Ende des Jahres geben. Online habe ich auch schon etwas Material mit Musikern in den USA aufgenommen. Und während des Lockdowns habe ich auch einiges an Instrumentalmusik geschrieben, mal sehen, wann ich dazu komme.
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