Rathaus - OB Dieter Gummer würdigt kommunalpolitisches Engagement langjähriger Gemeinderäte / Willi Keller seit 40 Jahren im Gremium

„Immer im Dienst und ansprechbar“

Von 
Andreas Wühler
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Es war die letzte Sitzung des Gemeinderates in seiner aktuellen Besetzung. Bei der nächsten Zusammenkunft werden bereits die am 26. Mai gewählten Bewerber im Bürgersaal des Rathauses Platz nehmen. So nutzte Oberbürgermeister Dieter Gummer, dem gleichfalls ein Abschied bevorsteht, die Gelegenheit, langjährige und verdiente Gemeinderäte zu ehren und andere, die dem neuen Rat nicht mehr angehören werden, zu verabschieden.

Am Rednerpult stehend unterstrich Gummer die Bedeutung des Augenblicks, gehe es doch um die Würdigung von zigtausend Stunden ehrenamtlicher Arbeit für das Allegemeinwohl der Stadt. Denn das Ehrenamt, „richtig verstanden und gelebt“, so Gummer, sei ein zweiter Vollzeitjob, „zeit- und kraftraubend“. Die Zuständigkeit erstreckt sich rund um die Uhr, vom Weckruf des Hahns, vielleicht schon ein Fall von Ruhestörung für den Rat, bis zu den abendlichen Sitzungen und danach – „als Stadtrat ist man immer im Dienst und ansprechbar“, wusste Gummer. Jede Fülle an Arbeit wartet auf die Gemeinderäte in den Sitzungen, wo „mehr oder weniger intensiv über anstehende Sachfragen diskutiert wird“. Fraktions- und Ausschusssitzungen schließen sich an, manche Themen werden mehrfach besprochen, „so dass auch Stadträte Experten bei speziellen Themen sein können“, merkte Gummer an und ließ offen, ob zur Freude oder zum Leid der Verwaltung.

Gummer erspart es sich, alle Aufgaben eines Stadtrates aufzuzählen, was man auch gar nicht könne, fest stehe jedoch, dass manchmal die private Freiheit darunter leide und auch die Zeit mit der Familie, die man ansonsten haben könne – „das muss aber kein Verlust sein“, fügte der Oberbürgermeister humorvoll hinzu und verwies auf die Bereicherung, die man durch das Amt erfahren könne. Das Engagement der Stadträte müsse mehr gewürdigt werden, die Angriffe auf öffentliche Mandatsträger seien pures Gift für die Gesellschaft, „schaden der Demokratie und der Meinungsfreiheit“.

Abzeichen verliehen

Den Reigen der zu Ehrenden eröffnete Willi Keller (SPD), der dem Rat sei 40 Jahren angehört. Sichtbares Zeichen des Dankes hierfür waren das Verdienstabzeichen des Städtetages Baden-Württemberg in Gold mit Lorbeerkranz und die Ehrennadel und -stele des Gemeindetags für das außerordentliche Engagement als Fraktionsvorsitzender.

Adolf Härdle (Grüne) gehörte dem Rat von 1980 bis 1984 und ununterbrochen seit 1994 an – für das nunmehr 30-jährige Engagement erhielt er das Verdienstabzeichen des Städtetages in Gold, für seine Arbeit als Fraktionsvorsitzender die Ehrennadel und -stele des Gemeindetages. Sein Fraktionskollege Michael Behr erhielt für 20-jährige Zugehörigkeit zum Rat, er zog 1999 ein, das Verdienstabzeichen des Städtetags in Silber verliehen.

Markus Fuchs (CDU) und Gabi Horn (FWV) gehören dem Rat seit 1999, seit 20 Jahren an. Hierfür wurden sie gleichfalls mit dem Verdienstabzeichen des Städtetages in Silber geehrt. Da sie obendrein beide in ihren Fraktionen das Amt des Vorsitzenden innehaben, erhielten sie zusätzlich die Ehrennadel und -stele des Gemeindetages überreicht.

Von 1996 bis 2009 und seit 2014 gehörte Klaus Zizmann (FWV) dem Rat an. Dafür, jedoch in erster Linie für sein Amt als Oberbürgermeister-Stellvertreter, erhielt er die Ehrennadel und -stele des Gemeindetages überreicht. Ebenso Friedrich Rösch (CDU). Er sitzt seit 1999 am Ratstisch und zählte auch zu den Stellvertretern des Oberbürgermeisters. Ingrid von Trümbach-Zofka (SPD), die in Urlaub weilt, erhält ihre Ehrung zu einem anderen Zeitpunkt.

Abschied mit Erinnerungen

Verabschiedet aus dem Rat wurden Mitglieder, die ihm seit 1994 angehörten, weshalb Gummer in seiner Würdigung ihre geleistete Arbeit Revue passieren ließ, wie sich die Stadt in diesen 25 Jahren veränderte. Los ging sein Blick in die Geschichte mit der Erschließung von Biblis 2 und 3, der Ernennung von Hockenheim zur Großen Kreisstadt und die Inbetriebnahme des ADAC-Fahrsicherheitszentrums, das mittlerweile selbst schon wieder Geschichte ist.

In die Wahlperiode 2004 bis 2009 fallen der Bau des Kreisels Hubäckerring, die Verabschiedung des Einzelhandels- und Verkehrskonzepts, in der letzten Dekade wurde die Zehntscheune versetzt, der Marketing-Verein etabliert und der Messplatz umgestaltet.

Ganz aktuell erwähnte Gummer die investierten sechs Millionen Euro ins Aquadrom, bei gleichzeitigem Abbau der Schulden, die Weiterentwicklung des Rings und das Hochwasser- und Ökologieprojekt (HÖP), das seiner Fertigstellung entgegeneile – „nach immerhin 15 Jahren“, wie sich Gummer nicht verkneifen konnte auf die langen Zeitläufe zu verweisen.

Verabschiedet aus den Reihen des Rates wurde Jochen John, der ihm zehn Jahre angehörte und den Wiedereinzug knapp verpasste, er ist erster Ersatzbewerber auf der SPD-Liste. Michael Behr (Grüne), Klaus Jahnke (FDP), Mitglied seit 2014, Stefan Weber (FWV), seit 2009 im Rat, und Klaus Zizmann waren bei der Wahl nicht mehr angetreten.

Ihnen allen bescheinigte Gummer, ruhige Vertreter ihrer Zunft gewesen zu sein, allerdings mit klaren Meinungen, die auch deutlich artikuliert wurden.

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