Evangelische Gemeinde

Kirchenschiff steuert durch raue See

Fest im und um das Gotteshaus rund um biblische Geschichten auf dem Wasser – Lehrvikar Tobias von Hagen verabschiedet

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md/zg
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Wie ein Schiffssegel überspannt ein Sonnenschirm den Marktplatz: Darunter sitzen die Besucher des Gemeindefests der Evangelischen Kirchengemeinde. © Kirchengemeinde

Dreimal ertönt das Schiffshorn. Es ist 11 Uhr, das Schiff MS Kirchengemeinde Hockenheim ist voll besetzt. Alle sind rechtzeitig an Bord gekommen. Auf der Gangway verheißt ein von Hannah Gierke blumengeschmücktes Schiff das, was kommen könnte. Ungewohnt ist die Sitzordnung in der Kirche. Die Stühle sind nicht auf Altar, Kanzel und Orgel ausgerichtet, sondern die Gottesdienstbesucher sitzen sich gegenüber. Sie blicken sich in die Augen und sehen eine kunterbunte Reisegesellschaft aus Alt und Jung, gespannt auf eine Schiffsreise.

Die entpuppt sich allerdings weniger als eine Kreuzfahrt all inclusive denn eher als eine Fahrt als Gemeinde mit Jesus und jeder Menge Überraschungen, heißt es im Pressebericht der Evangelischen Kirchengemeinde über das Gemeindefest. Dafür haben Kantor Samuel Cho, Diakonin Johanna Hassfeld und die beiden Pfarrer Michael Dahlinger und Johannes Heck ein unterhaltsames Logbuch geschrieben. Dieses nimmt biblische Geschichten auf, die sich um Jesus, seine Jünger und ein Schiff auf dem See Genezareth ranken. Und diese spielt nun das ganze Kirchenschiff miteinander in einem lebendigen Dialog durch.

Sturm überwunden

Los geht die Seefahrt mit dem gesungenen Segen der Sänger und Sängerinnen von „Kreuz und quer“ und dem Kirchenchor „Soli deo gloria“. Und dann erlebt das Kirchenschiff schon das erste Abenteuer. Ein gewaltiger Sturm zieht auf. Jesus ist unauffindbar. Der erste Wassereinbruch wird gemeldet. Ein Gespenst taucht auf. Es entpuppt sich als Jesus. Petrus geht über Bord. Am Schluss hat sich der Sturm gelegt. Das Boot samt Mannschaft ist gerettet, Jesus und Petrus sind wieder an Bord. Es kann weitergehen.

Land in Sicht: Jesus muss in unbekanntes Territorium, um dort einen geisteskranken Menschen zu heilen. die Mannschaft will ihm nicht unbedingt folgen. Aber Jesus beharrt – er wird dort gebraucht und heilt erfolgreich einen Menschen. Und wieder sticht das Schiff in See. Zurück an Land bleibt ein Besatzungsmitglied: Lehrvikar Tobias von Hagen, seine Frau Franziska und Sohn Levi werden verabschiedet. Ihre Reise geht weiter nach Hemsbach.

Mitten auf hoher See kommt, was kommen muss: „Wir haben Hunger, Hunger, Hunger. Haben Durst.“ Nur: Die ausgeworfenen Fischnetze bleiben leer. Was tun? Jesus fragen! Und der hat tatsächlich vorgesorgt. Schon lange, bevor das Kirchenschiff in See gestochen ist, haben sich Helfer unter der Leitung von Marina Knopf und Sabine Schotter Gedanken gemacht und vorgesorgt.

Fleißig waren sie schon frühmorgens unterwegs, wuselten zwischen Grills, Getränkekühlwagen und Biertischgarnituren hin und her, kochten Kaffee, nahmen Kuchen in Empfang, stellten riesige Sonnenschirme auf und sorgten so für die Speisung der Schiffsmannschaft nach der Tour vor der Kirche. Nun wollen selbstverständlich alle schnell von Bord. Nach etwas Hin und Her einigen sich alle und beten laut: „Komm, Herr Jesu, sei du unser Gast und segne alles, was du uns bescheret hast. Amen.“

Spiele, Schminken, Miniorgelbau

Es folgt ein wunderbares Fest. Auf Bezahlbons zu verzichten und auf freiwillige Geldgaben zu setzen, erweist sich als richtige Entscheidung. Die Falafelbällchen sind viel zu schnell weggefuttert, dafür reicht aber alles andere locker aus. Die Kuchen- und Kaffeetheke steuert den Nachtisch bei.

Diakonin Johanna Hassfeld und die Erzieherinnenteams beider evangelischer Kindergärten haben einen Programm für Kinder zusammengestellt. Bei jeder Menge Spiele können sich die Jüngsten austoben und wer sich in einen Tiger verwandeln will, kann sich dafür schminken lassen.

In der Kirche bauen Neugierige unter der sachkundigen Anleitung des Kantors Samuel Cho eine kleine Orgel selber zusammen und bringen sie zum Klingen.

Gegen Mittag frischt der Wind mächtig auf – auf See ja durchaus erwartbar. Und unter dem Kirchturm durchaus üblich. Oder war das etwa der Heilige Geist, der sich mit allen über ein gelungenes Gemeindefest freut? md/zg

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