Ob wohl der weltberühmte Name ihm die Kreativität in die Wiege legte? Michael Klee weiß es nicht so genau. Doch dass er gerne malt, das merkt man dem jungen Mann an, denn seine Augen beginnen zu strahlen, lässt er sie auf den Bildern ruhen, die ihn umgeben. Mitgebracht haben sie viele, die Mitarbeiter und Künstler des HWBV, also des Heilpädagogischen Wohn- und Beschäftigungsverbunds in Oberhausen-Rheinhausen, die sich an der zweiten Auflage von „Kunst-Genuss“ im Pumpwerk beteiligten.
Im HWBV leben Menschen, die zwar autistisch sind, aber sich mit ihrer Kunst und durch gestütztes Schreiben mitteilen. „Ich bin ein Zufallsmensch. Ich kenne kein Ziel für das Malen. Ich male und mache dabei meine Gedanken frei. Es hilft mir, mich zu sehen in meinem Sinn und meiner Lebensweise“, hat eine der Künstlerinnen im Atelier des Hauses niedergeschrieben. Stolz sind Kerstin Hain, Bereichsleiterin und Kunsttherapeutin Anita Medjed-Stumm, die geholfen haben, die Kunstwerke im Garten des Pumpwerks zu präsentieren.
Nachwuchs eine Bühne bieten
Damit waren alle Künstler des Projektes Teil einer großen Familie, denn rund 30 Aussteller begrüßte der Maler Gustav Armbrust zur zweiten Auflage seines Projekts. Ein Achtungserfolg, nachdem sich zur Premiere im vergangenen Jahr 18 Künstler aus der Region vorgestellt hatten. „Das ist klasse“, freute sich Armbrust und betonte, dass es nicht darum gehe, Profi-Künstlern alleine ein Forum zu bieten, sondern „eine Bühne für den Nachwuchs zu bilden“.
So wie für Sarah Weick aus Reilingen. Die 25-Jährige malte bereits in der Schule gerne, wurde von ihren Eltern gefördert und lernte quasi als Autodidakt den Umgang mit Acrylfarbe und verschiedenen Untergründen. Als Studentin der Geo-Wissenschaften kennt sie ihre Leidenschaft ganz genau: Landschaften und Tiere.
Mit offenen Augen durch die Welt
Bunter und freier gestaltet Petra Ditter aus Brühl ihre Kunstwerke. Egal, ob Stoff, Leinwand oder Acrylglas. Mit Skizzen und Ideen ausgestattet, macht sie sich an jedes Kunstwerk, das vor Lebendigkeit und Farbe nur so strotzt. „Ich lasse mich ständig inspirieren“, verriet sie ihren Zaungästen, „man muss einfach mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich umsehen. So entstehen ganz neue Sachen.“
Inspiration fand sie sicherlich auch in der Musik und der Mode, bei „Kunst-Genuss“ vorgestellt wurden. Dass es da sogar Handtaschen aus Kaffeebohnensäcken gab, verzückte so manche Besucherin. „Ich denke, da hole ich mir noch eine“, meine Doris Betjev aus Oberhausen, als sie sich auf die Suche nach einem Mitbringsel von der Veranstaltung umsah. Im Inneren des Pumpwerks gab es ebenfalls viel zu sehen. Dort stellten Seifenmacher, Maler und Künstler der unterschiedlichsten Couleurs aus. Sie freuten sich mit Gustav Armbrust, dass dieser 1200 Euro zusammentragen konnte, die an sechs kleine Tierhilfsorganisationen in der Region gehen.
Die Botschaft kam bei den Gästen gut an. Familie Schuster aus Walldorf hatte sich auf den Weg gemacht, um Künstler aus der Region kennenzulernen. In ihrer Heimatstadt war gerade ein Kunstpreis verliehen worden, doch „Kunst im Straßenraum lässt sich einfach nicht mit der Kunst für den privaten Raum vergleichen“, fand Friedrich Schuster. Er genoss die außergewöhnlichen Arbeiten der Altlußheimer Künstlerin Ulrike Hettmansperger, freute sich über Kinder, die sich an Sandstein versuchten und bestaunte Malarbeiten hinter Glas, die eine besondere Leuchtkraft in sich trugen. „Wenn das Sonnenlicht diese Motive trägt, ist das schon etwas ganz Besonderes“, fand der Walldorfer.
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