Hockenheim. Egal ob in Krankenhäusern, Seniorenheimen oder in der häuslichen Pflege: Pflegefachkräfte üben verantwortungsvolle Tätigkeiten aus, die menschliches Einfühlungsvermögen ebenso erfordern wie fachliches Wissen. Seit Januar 2020 gibt es für Berufseinsteiger die Möglichkeit, eine generalistische Ausbildung in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zu absolvieren.
Maria-Magdalena Ehrhardt von der Sozialstation Hockenheim macht zurzeit diese dreijährige Ausbildung an der Louise-Otto-Peters-Schule in Hockenheim, die mit einer staatlichen Prüfung abgeschlossen wird. Sie ist von dieser Ausbildung begeistert, wie sie im Gespräch mit dieser Zeitung gesteht, denn mit dem Nebeneinander von Theorie und Praxis sammelt sie Wissen und Fertigkeiten, die sie für die Versorgung pflegebedürftiger Menschen dringend benötigt. Zudem berechtigt der Abschluss, sich den Bereich, wo man tätig sein möchte, selbst auszusuchen. Maria-Magdalena Ehrhardt weiß schon jetzt, was sie später hauptberuflich machen möchte: sich um alte, demenzkranke Menschen zu kümmern.
Zur Person
- Maria-Magdalena Ehrhardt ist 1991 in Ludwigshafen geboren, wo sie auch aufgewachsen und zur Schule gegangen ist.
- Nach der Mittleren Reife 2009 hat sie in der Gastronomie gearbeitet, seit 2012 als selbstständige Gastronomin.
- 2016 hat sie in Altlußheim geheiratet. Ihr Mann, der auch in der Pflege tätig war, ist aus Altlußheim, darum sind sie auch dort hingezogen, 2019 dann nach Hockenheim.
- Ab April 2020 arbeitete sie in der Wohngemeinschaft, gleichzeitig begann sie eine dreijährige „Generalistische Pflegeausbildung“ an der Louis-Otto-Peters-Schule, die sie 2023 mit einem staatlichen Examen abschließen wird. her
Frau Ehrhardt, was macht dieser Beruf für Sie so attraktiv?
Maria-Magdalena Ehrhardt: Während meiner Ausbildung bin ich zweit Tage, jeweils montags und dienstags, in der Schule, den Rest der Woche arbeite ich in der Sozialstation im ambulanten Bereich und an Wochenenden und Feiertagen in der Wohngemeinschaft. Hier habe ich gesehen, dass der Pflegeberuf mehr ist, als Medikamente verabreichen, bei der Körperpflege helfen und mit Ärzten sprechen. Viel wichtiger ist, Einfühlungsvermögen zu besitzen, Kommunikationsfähigkeit. Ehrlich gesagt, seit ich Anfang April 2020 in der Wohngemeinschaft begonnen habe, war es für mich atemberaubend zu erleben, wie man in den Alltag der Pflegebedürftigen integriert wird, wie man an ihrem Leben teilhaben kann. Trotz ihrer Demenz freuen sie sich, wenn wir, die Pflegekräfte zu ihnen kommen. Wir kochen und backen zusammen, machen die Wäsche. Es ist einfach ein schönes Miteinander, das es so nirgendwo gibt.
Die meisten Menschen verbinden die Altenpflege mit weniger schönen Dingen.
Ehrhardt: Ja, das stimmt. Ich persönlich empfinde diese Tätigkeit nicht als Arbeit. Es ist, als ginge ich zu den Menschen, um Zeit mit ihnen zu verbringen. Wenn ich erscheine, freuen sie sich ehrlich, diese Freude ist nicht gespielt, sondern echt. Das Besondere daran ist zudem, dass ich lerne, ihre Wünsche und Bedürfnisse an ihren Gesten, an der Mimik abzulesen. Viele können sich ja nicht mehr äußern. Hier, in der Wohngemeinschaft, lernt man, auf Menschen ein- und zuzugehen. Ihre Freude und Dankbarkeit ist Lohn genug für all die Mühe.
Das alles wussten Sie ja davor nicht. Wie kam es, dass Sie sich entschieden haben, in diesem Bereich tätig zu sein?
Ehrhardt: Mein Papa ist krank geworden, ich habe ihn bis zu seinem Tod 2019 gepflegt. Das war für mich ein einschneidendes Erlebnis. Es hat mich bewogen, in diesen Beruf einzusteigen.
Was haben Sie davor gemacht?
Ehrhardt: Davor habe ich in einem ganz anderen Bereich gearbeitet, und zwar als selbstständige Gastronomin. Schon von erstem Tag an, als in Hockenheim die Wohngemeinschaft II eröffnet wurde, war ich dabei und habe gesehen, wie erfüllend das Arbeiten dort ist.
Was ist für Sie wichtig im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen?
Ehrhardt: Wichtig ist für mich, sie als Ganzes wahrzunehmen. Pflegebedürftige Menschen sind mehr als die Summe ihrer Krankheiten. Sie haben zwar einen gebrechlichen Körper, aber auch eine Seele und einen Geist. Sie sind hier mit ihren Wertvorstellungen, ihren Erfahrungen, ihrer Biografie, wo die Beziehungen zur Familie, zum sozialen Umfeld eine bedeutende Rolle spielen. Das alles berücksichtige ich in der Pflege. Das spüren die Menschen und freuen sich. Auch traurige Momente erleben wir, Verzweiflung, wenn sie sehen, dass sie nicht mehr so können, wie sie möchten. Ich versuche, darüber hinwegzutrösten, auch sie gehören zum Leben dazu.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie besonders berührt hat?
Ehrhardt: Es gab eine Mieterin, die inzwischen verstorben ist, die genau wie ich vom ersten Tag in der Wohngemeinschaft war. Mit ihr habe ich die verschiedenen Stadien der Demenz komplett durchgemacht. Am Anfang war sie sehr unruhig, aufbrausend und oft aggressiv, immer wollte sie weg. Aber nicht, weil sie böse war, sondern weil sie ihren Ärger, nicht mehr wie früher sein zu können, auf diese Weise kundtat. Ich bin mit ihr durch ganz Hockenheim gelaufen, das ging wochenlang so. Es war faszinierend zu sehen, wie sie allmählich verinnerlichte, dass sie hier in der WG ein Zimmer hat und nicht mehr den Drang verspürte, einfach wegzulaufen. Sie begann, sich in der Wohngemeinschaft wohlzufühlen, sich auf die Besuche ihrer Tochter zu freuen und sich in das gemeinschaftliche Leben der Wohngemeinschaft einzubringen. Diese Frau ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben, sie war eine besondere Persönlichkeit.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Mitarbeitern?
Engelhardt: Das Miteinander ist einfach großartig. Wenn ich in der ambulanten Pflege unterwegs bin, begleite ich ausgebildete Fachkräfte, die mich anleiten, damit ich später all das allein machen kann. In der Wohngemeinschaft sind wir ebenfalls ein eingespieltes Team, das die pflegenden Menschen mit Respekt behandelt und sich an sie, so gut es geht, anpasst. Gemeinsam freuen wir uns über ihre Fortschritte.
Welche Pläne haben Sie nach dem Abschluss Ihrer Ausbildung?
Ehrhardt: So wie es jetzt aussieht, würde ich gerne bei der Sozialstation bleiben. Sie war von Anfang an meine Anlaufstelle, hier wurde ich sehr gut aufgenommen, hier kann ich mein Wissen sowie meine Fähigkeiten einbringen und fühle mich sehr wohl.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-maria-magdalena-ehrhardt-aus-hockenheim-spricht-ueber-ihre-ausbildung-zur-pflegekraft-_arid,1969459.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html