Hockenheim. Mit dem Foreigner-Klassiker „Urgent“ eröffnete Sängerin Jessica Conte die Februar Veranstaltung der Session Reloaded im Hockenheimer Kulturhaus Pumpwerk. Ob „Me and the Heat“ damit auf die Dringlichkeit hinweisen wollte, endlich wieder die Bude zu rocken oder ob der Song einfach nur ein toller Opener ist? Wer weiß, aber auf jeden Fall war mit dem Song von der ersten Minute an Stimmung in der Bude. Zumal er der Band die Gelegenheit gab, sich mit großer Spielfreude und, das entscheidende Moment, großem Können zu präsentieren.
Wechselnde Musiker, von mal zu mal andere Sänger, das ist das Prinzip von „Me and the Heat“ und Bandleader Mike Frank beweist dabei jedes Mal ein goldenes Händchen, er findet Mischungen, die sich anhören, als ob sie von Kindesbeinen an Musik machen würden. Klar, viele der Musiker gehören zum Stammrepertoire der Band, doch alle haben sie eigene Projekt und müssen sich jedesmal wieder neu finden.
Peitschende Rhythmen
Was ihnen am Donnerstag im Pumpwerk glänzend gelang. Nach Sängerin Conte erklomm Rapper „Soul Elements“ die Bühne und brachte den Saal zum Brodeln. Wobei bei ihm eigentlich nicht von Die-Bühne-betreten die Rede sein kann, der Rapper agiert lieber inmitten des Publikums und schaffte es innerhalb kurzer Zeit, dieses auf die Beine zu bringen. Da bleibt kein Bein ruhig und „Soul Elements“ am wenigsten, wie ein Flummi saust er durch den Saal, peitscht seine Musik mit extremem Drive vor sich her. Dies wird bei seinem späteren Auftritt umso deutlicher, als er Songs seines Lieblingssängers Eminem anstimmt und bei „Lose Yourself“ das Pumpwerk zum Treibhaus wird.
Dieses peitschende, dieser treibende kraftvolle Rhythmus fußt natürlich auf dem Können der Band, die sich in jedem Sattel zuhause fühlt, ob bei Chers „Strong enough“ , bei Zankis „Tänzerin“ oder eben bei Eminem. Martin Pohl, Keyboard, Giovanni Emanuele, Drums, und Dietrich Bechtel, Bass, sowie Mike Frank an der Gitarre schaffen mit ihren Instrumenten ein musikalisches Gebäude, in dem sich alle Sängerinnen und Sänger sofort heimisch fühlen. Und schaffen es bei fast jedem Song mit eindrucksvollen Solis ihr Können unter Beweis zu stellen.
Fixstern am Kulturhimmel
Die Session mit Me and the Heat war lange Jahre ein Fixstern am musikalischen Himmel der Region, scharenweise zogen die Fans mittwochs in die Walldorfer Wiesenstraße wenn Mike Frank und seine Musiker riefen. Mittlerweile ist die Session unter dem Zusatz Reloaded im Hockenheimer Pumpwerk beheimatet und auf dem besten Weg, zur Kultveranstaltung zu werden.
Bandleader Mike Frank, der die Ära in Walldorf in erster Linie aus Überlastung beendete, die Organisation der wöchentlichen Veranstaltung verschlang Unmengen von Zeit, die mit den Terminen der aufstrebenden Band nicht mehr zu vereinbaren war. Mittlerweile ist Me and the Heat eine bundesweite Institution, erfolgreich und etabliert.
Doch der Wunsch, sich einfach mal zu treffen, Musik zu machen, Party zu feiern, nur das zu spielen, wozu man selbst Lust hat, der hielt sich hartnäckig. Weshalb Frank das Session-Konzept abspeckte, es auf eine monatliche Veranstaltung reduzierte und im Kulturhaus Pumpwerk die passende Location fand.
Ganz im Sinne von Pumpwerk-Chef Cihad Baz, der nach der nunmehr fünften Session einen steten Aufwärtstrend verzeichnet. Für viele Menschen in der Region ist der Session-Abend der perfekte Start ins Wochenende, für einige gar ein Sprungbrett ins Musikbusiness. Denn Baz hat nicht nur gemeinsam mit Frank die Session Reloaded im Pumpwerk etabliert, sondern auch die monatliche Karaoke-Nacht. Bei dieser kristallisiert sich in der Regel ein Künstler heraus, der beim Publikum besonders gut ankommt und der bei der nächsten Session mit Me and the Heat auf der Bühne stehen darf. Nun war es Natalie Lang, die sich beweisen durfte und die mit „Black Velvet“ und im zweiten Teil des Abends mit „Don`t stop believin“ von Journey ihre tolle Stimme bis zum Anschlag auslotete.
Und so nahm der Abend seinen Gang durch die Welt der Pop- und Rockmusik, von einem Genre ins andere springend, stets unterhaltsam und oftmals auch lehrreich, beispielsweise wenn Bandleader Mike Frank in der Historie blätterte und kleine Kostbarkeiten wie „Stealer“ von Free aus dem Hut zauberte, was selbst seine Frau Christine Kieu zum Staunen brachte. Sie selbst hatte natürlich gleichfalls die Gelegenheit, sich zu präsentieren, war mal rockig, „Silent Creek“, mal verträumt, „Die Tänzerin“, oder groovend, „What`s love got to do with it“ und stets mit enormer Bühnenpräsenz.
Dazwischen Jessica Conte mit dem Sweet-Klassiker „Ballrom Blitz“ und den unnachahmlichen Led Zeppelin – „Whole lotta Love“ – die Stimmung hatte keine Sekunde Zeit sich aus dem Staub zu machen, es blieb fetzig. Und dann war da noch der 15 Jahre alte Gitarrist Christian, der auf die Bühne gebeten wurde. Mit Oasis, „Wonderwall“ und später mit AC/DC Fahrt zur Hölle begeisterte er die Zuhörer – es brodelte im Saal, und nicht wenige mögen sich dem Song von „Soul Elements“, „Ice Ice Baby“ innerlich angeschlossen haben.
Und dann war es Zeit für die erste Zugabe. Bei „Gangsta Paradise“ stand die ganze Band auf der Bühne, auch Cihad Baz stand am Mikrofon und als am Ende Mike Frank „Da hamma uns verdient“ anstimmte, da konnten alle im Saal nur zustimmend nicken und sich schon einmal für die Session Reloaded im März eingrooven.
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