Platz vor der Zehntscheune

Mehr Bretagne denn Côte d’Azur beim französischen Markt in Hockenheim

Der "Marché Gourmand" auf dem Zehntscheunenplatz überzeugt abermals drei Tage lang mit einer Auswahl Spezialitäten und rundum gelungener Atmosphäre - trotz des Regens.

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Stefan Kern
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Alle Sinne werden beim französischen Markt angeregt. Außer den zahlreichen Gaumenfreuden gibt es dank der Lavendelseifen auch ein Geruchserlebnis. © Norbert Lenhardt

Hockenheim. Okay, aus Sicht des französischen Marktes war das Wetter suboptimal. Aber es war die einzige Perspektive, die das regnerische Wetter als vermeintliches Minus bewertete. Es bestand unter den Gästen Einstimmigkeit darüber, dass es zum einen dringend Regen brauche und dass das zum anderen kein Grund für ein Fernbleiben sei.

Zehntscheune

Hockenheim: Kulinarisches und Musik beim Französischen Markt

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Der vom Hockenheimer Marketing-Verein inszenierte französische Markt rund um die Zehntscheune entfaltete jedenfalls trotz allem seinen ganzen französischen Charme. Halt etwas mehr Bretagne, denn Cote d’Azur. Und, abgesehen von Samstagabend, hat es so viel wie befürchtet am Ende auch gar nicht geregnet. Dem französischen Savoir-vivre, dieser außerordentlichen Kunst dem Leben ein Fest zu bereiten, stand in der Rennstadt dann auch rein gar nichts im Wege. Die kulinarischen und musikalischen Sterne leuchteten trotz dunkler Wolken sehr hell.

Für Brigitte Haida existierte die Welt jenseits des französischen Marktes für einige Momente gar nicht. Ob es regne, schneie oder andere Wetterkapriolen stattfänden, verblassen für sie angesichts der Spezialitäten hier.

Wetter wird zur Nebensache

Ein zwei Monate alter „Brie de Meaux“ oder der 30 Monate alte „Comté cristal“ binde doch alle Aufmerksamkeit. „Das schmeckt so wunderbar, dass das Wetter wirklich zur Nebensächlichkeit wird.“ Eine Sicht, die auch Susan Hamadeh teilte: „Ist doch ein kleines Paradies hier.“ Es fiel auf, dass über die Käse, Salamis, Pasteten, Quiches, Croissant, Macarons und Eclairs durchweg im Superlativ gesprochen wurde.

Morgan Jacqemin mit einem 30 Monate alten „Comté cristal“, der nur eine der vielen schmackhaften Spezialitäten ist. © Norbert Lenhardt

Etwas gedämpfter ging es dagegen beim Thema Preise zu. Nicht immer, aber doch spürbar, waren die Preise Thema. Ja, so die Geschäftsführerin des Hockenheimer Marketing-Vereins, Birgit Rechlin, die Spezialitäten hier seien nicht billig. Dem gegenüber stehe aber der außerordentliche Genuss. Ein Glas Weiß- oder Rotwein, ein Stück Baguettes mit Käse oder Salami, die handgemachten Quiches gingen doch fast als ein Kurzurlaub in Frankreich durch.

Mit diesem Bild im Kopf seien die Produkte dann gleich nicht mehr so teuer. Und das mit dem Kurzurlaub sahen hier nicht Wenige so wie Rechlin. Für Alexandra Minar und ihren Mann ist das Hiersein schlicht „ein Traum“. Am schönsten wäre für sie, wenn es solch einen Markt wenigstens einmal im Monat gäbe. Derartige Käse oder Salamis bekäme man hier doch eher selten.

Botschafter der Kulinarik

Es waren Worte, die den Nougatier Greg Leqoff sichtlich freuten. Als Botschafter der französischen Kulinarik unterwegs zu sein, gehört für ihn zu den schöneren Dingen im Leben. Besonders schön sei es, das Glück in den Augen der Menschen zu sehen, wenn sie die Nougat-Spezialitäten probierten. Bei Lichte betrachtet bestünden sie ja nur aus Eiweiß, Zucker, Mandel und Honig. „Aber die Komposition dieser Zutaten ist Verführung pur.“

Der "Marché Gourmand" lockt sowohl Familien als auch Besucher sämtlicher Altersklassen auf den Zehnscheunenplatz. © Norbert Lenhardt

Das galt übrigens auch für die Varieté Show von Angèle Von Kiss und den Chansons, die Greg und Corinne zum Besten gaben. Die Musik und das gemeinsame Genießen katapultierten die Menschen geradezu mühelos in Richtung eines Marktplatzes in einem bretonischen Dorf.

Vor allem am Sonntag glich der Platz an der Zehntscheune einem Festplatz an der Atlantikküste. Das französisch inspirierte Frühstücksangebot des Marketing-Vereins wurde geradezu überrannt. Dazu ein Glas Crémant, ein Brie de Meaux, der sich auf dem Teller breit machte und das Leben schien perfekt. Überall herrschte ausgelassen und tiefenentspannte Stimmung. Bei allen Sorgen und gesellschaftlichen Stresssymptomen – so geht Leben auch.

Der „Marché Gourmand“ erfreute sich, wie bereits in den Jahren zuvor, großer Beliebtheit und die Besucher traten dem launischen Wetter mit Lebensfreude und gestärkt durch die französischen Spezialitäten entgegen. Für die Organisatoren vom HMV ist die Mission, Frankreich in die Rennstadt zu bringen, wieder absolut gelungen. Die Händler aus den verschiedenen Regionen der „Grande Nation“ werden sicherlich wiederkommen.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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