Gemeinderat - Einstimmiger Beschluss für Umgestaltung des Knotenpunkts Südring, Reilinger Straße, Ringstraße und Obere Hauptstraße soll zahlreiche Defizite beheben

Meilenstein in Hockenheimer Stadtentwicklung greifbar

Von 
Volker Widdrat
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Keine Verkehrslenkung, keine Berücksichtigung von Fußgänger und Radverkehr: Die Kreuzung am Med-Center weist einen hohen Veränderungsbedarf auf. Mit der vorgestellten Planung könnten viele Defizite behoben werden. © Lenhardt

Hockenheim. Die Planung für die Umgestaltung des Knotenpunkts an der Schnittstelle von Südring, Reilinger Straße, Ringstraße und Oberer Hauptstraße wird fortgesetzt. Der Gemeinderat stimmte am Mittwochabend der konzeptionellen Machbarkeitsuntersuchung für den Bereich am Med-Center zu und beauftragte die Verwaltung, die Fördermöglichkeiten zu prüfen.

Das Gremium hatte schon vor vier Jahren den Umbau sowie den Erwerb hierfür benötigter Grundstücksflächen abgesegnet. Derzeit wird die Obere Hauptstraße neu ausgebaut. Die Maßnahme endet rund 55 Meter vor dem Kreuzungsbereich. Der Ausschuss für Technik, Umwelt und Verkehr hatte im Juli vergangenen Jahres die Planungsleistungen für den Knotenpunkt an das Ingenieurbüro Willaredt aus Sinsheim vergeben.

Überarbeitung erforderlich

Der Bereich ist inzwischen neu vermessen worden. Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen sowie aktueller Anforderungen war eine Überarbeitung der bereits 2014 erstellten konzeptionellen Machbarkeitsuntersuchung des Büros R+T Verkehrsplanung aus Darmstadt erforderlich geworden. Nach dem Grundsatzbeschluss zu der nun endgültigen Fassung wird die Planung fortgeführt. Dazu wird eine Kostenschätzung erstellt. Erst nach Klärung aller noch offenen Fragen folgt schließlich der Maßnahmenbeschluss des Gemeinderats.

Petra Oleszewski vom Fachbereich Bauen und Wohnen erläuterte dem Gremium den Entwurf, an dem unter anderem Fahrrad-Agendagruppe, Straßenverkehrsbehörde, Polizei, Busbetreiber und Med-Center-Verwaltung beteiligt waren.

Die Ausgangslage sei klar: Der Knotenpunkt hat keine Verkehrslenkung, Fußgänger und Radverkehr werden nicht berücksichtigt, es gibt gestalterische Defizite, die Bushaltestellen sind nicht barrierefrei, zudem drohen Konflikte mit geparkten und Lieferfahrzeugen an der Nordseite. Zu den geänderten Rahmenbedingungen gehören auch die Veränderung der Stadtbuslinie 731 und die Anpassung der Einmündung der Heinrich-von-Kleist-Straße.

Wenn möglich sollen Flächen für den ruhenden Rad- und Kraftfahrzeugverkehr geschaffen werden. Laut dem Med-Center seien beim Problem der Anlieferung keine Lösungen auf dem privaten Grundstück möglich, teilte Petra Oleszewski mit. Verbesserungen müssten daher beim Umbau der Kreuzung im öffentlichen Raum gefunden werden. Geklärt werden müsse das mit der Polizei und der Straßenverkehrsbehörde.

Fokus stärker auf Radfahrer

Die Radverkehrsführung im Umfeld, sowohl von und zum Med-Center als auch am Med-Center vorbei, soll stärker berücksichtigt werden. Die Einmündung der Heinrich-von-Kleist-Straße in die Reilinger Straße kann neu konzipiert werden. Im Bereich des Südrings sind Flächen inzwischen in Eigentum der Stadt und können überplant werden. Wenn möglich, soll das Angebot an Pkw-Stellplätzen für das Med-Center erhöht werden.

„Es sollte im Parkraumangebot deutlich werden, dass Hol- und Bringefahrten sowie das Kurzparken der Besucher des Einzelhandels generell über den Parkplatz des Med-Centers erfolgen sollen“, heißt es in der Machbarkeitsuntersuchung der Verkehrsplaner.

Für die Reilinger Straße wurde die Variante mit einem Fahrbahnquerschnitt mit langgezogener überfahrbarer Mittelinsel, einem Schutzstreifen in Fahrtrichtung Innenstadt sowie stadtauswärts eine Radverkehrsführung auf dem Gehweg ausgearbeitet.

Das Med-Center-Umfeld sei „Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege und Bestandteil eines Sanierungsgebiets, das unter anderem eine Verbesserung der Wohn- und Umfeldverhältnisse zum Ziel hat. Es müssen daher Lösungen gefunden werden, diese Belange gleichermaßen angemessen zu berücksichtigen“, heißt es in der Gesamtbewertung der Entwurfsanpassung. „Wir schaffen heute die Basis für die Umsetzung, mehr nicht“, sagte Oberbürgermeister Marcus Zeitler vor den Stellungnahmen der Fraktionen.

Markus Fuchs (CDU) fühlte sich „positiv überrascht“ von der Beschlussvorlage der Verwaltung. Sollte es zur Umsetzung der Maßnahme kommen, „dann haben wir einen weiteren Meilenstein in der Stadtentwicklung erreicht“. Für die Anbindung des Lieferverkehrs des Med-Centers müsse eine Lösung gefunden werden, „die auch von den dortigen Betrieben und Eigentümern mitgetragen wird“. Eine rückseitige Anlieferung sei wohl nicht machbar. Alle Beteiligten sollten in den Technischen Ausschuss eingeladen werden, um ihre Vorstellungen präsentieren zu können, meinte Fuchs: „Das würde uns sicherlich viele Diskussionen im Nachgang ersparen.“

„Alle unter einen Hut bringen“

Adolf Härdle (Grüne) sah einen „grundsätzlich großen Konsens“. Es müsse aber noch vieles besprochen werden, schließlich sei das Vorhaben schon jahrelang in der Diskussion: „Die Dinge sind reifer und plausibler geworden.“ Mit dem Grundsatzbeschluss sei man schon mal auf einem guten Weg. „Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann“, stellte Marina Nottbohm (SPD) ihrer Stellungnahme voran. Vor 25 Jahren habe man bei der Verkehrsentwicklung nur nach den Autofahrern geschaut. Heute seien aber alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt: „Und die müssen unter einen Hut gebracht werden.“

Für die Radfahrer habe das Maßnahmenkonzept auf jeden Fall Verbesserungen im Gepäck. Es gehe aber auch nur miteinander: „Zusammensein ist die Zukunft. Jeder muss darauf achten, was der andere macht.“ Der Beschlussvorschlag wurde einstimmig angenommen.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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