Hockenheim. Vor genau einem Jahr ist der Feierabendmarkt auf die Gleise gesetzt worden. Damals, räumt der städtische Wirtschaftsförderer Gregor Ries ein, durchaus mit etwas Bauchschmerzen. Eine Bürgerbefragung im Herbst 2023 hatte zwar klar das Bedürfnis nach solch einem Markt ergeben. „Aber ob die Sache läuft, war alles andere als klar.“ Oberbürgermeister Marcus Zeitler sagte zur Eröffnung des ersten Feierabendmarkts im Mai 2024, dass das Wohl dieses Marktes nun an den Bürgern hänge. Ein Jahr später kann man sagen, dass sich die Hockenheimer gekümmert haben.
Frei nach der Band „Wir sind Helden“ heißt es für den Feierabendmarkt auf dem Zehntscheunenplatz nun „Gekommen um zu bleiben“. Auch wenn er erst ein Jahr alt ist, der Feierabendmarkt ist für Ries und viele andere bereits eine Institution. Ein paar Quadratmeter vor der Bibliothek, je zehn bis zwölf Marktstände und das jeden zweiten beziehungsweise vierten Freitag zwischen 14 und 18 Uhr. Dürre Eckdaten, die zusammen jedoch viel mehr ergeben als die einzelnen Teile.
„Ganz klar ein Hockenheimer Wohlfühlort“
Obwohl mitten in der Rennstadt, fühle es sich fast an wie auf einer kleinen Piazza, beschreibt Elke Simon die Marktatmosphäre: „Ist ganz klar ein Hockenheimer Wohlfühlort.“ Eine Sicht, die Heidi Sutter teilt. Es sei mittlerweile Teil ihres Lebens, hier freitags durch diese „Spezialitätenlandschaft“ zu schlendern. Ganz wichtig sind für sie der Käse-, der Brot- und der Weinstand. Ein Triptychon, das ihren Abend mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zweimal im Monat verzaubere. Und auch Eva-Maria Eichler mag den Feierabendmarkt nicht mehr missen. Sie komme immer hierher, trinke anfangs einen Kaffee, genieße die Atmosphäre und dann kauft sie verschiedene Spezialitäten.
Auch auf der anderen Seite des Marktes ergibt die Befragung große Zufriedenheit. Oliver Weber von der Allgäuer Käse-Hexe verortet den Feierabendmarkt unter den fünf schönsten in der Region. „Ist gemütlich hier und wir Marktleute arbeiten auch zusammen.“ Ein Schluck Wein, etwas Käse oder auch schlesische Wurtspezialitäten und Brot dazu oder einen Kaffee mit Erdbeertörtchen, hier wird das möglich gemacht. Es geht aber auch etwas größer mit dem Wagen „Il Cardellino D‘Oro“. Feine Pasta, Antipasti oder frittierte Calzoni. Die Küche zu Hause könne da gerne kalt bleiben.
Für alle Beteiligten ist der Hockenheimer Feierabendmarkt ein Gewinn
Für den Hockenheimer Inhaber des Vitamingartens, Emre Fidan, stellt der Markt eine Win-win-Situation für alle Seiten dar. Die Menschen erhalten die Gelegenheit, Leckereien einzukaufen, die sie nicht überall bekommen, die Marktbetreiber erreichen mehr Kunden und für die Stadt bedeutet der Feierabendmarkt wieder mehr Leben im Zentrum. Kurz zusammengefasst: „In der Stadt schlägt wieder ein Herz“.
Neben Allgäuer Käse und schlesischen Wurstspezialitäten finden sich hier auch noch Ulrichs Putenhof, der Vitaminladen, Lisas Biohof, die beiden Weingüter „Momm“ und „Claudia Rieger“ aus Duttweiler, Olivenöle und Bergkräutertee aus Kreta, Ilonas Spezialitäten mit hausgemachten Marmeladen, Gewürze und Öle von Geschmacks-Kreationen, Feinkostparadies mit Besonderheiten vom Mittelmeer und Pfälzer Brotspezialitäten.
Letzterer Stand ist das jüngste Mitglied in der Hockenheimer Feierabendmarkt-Familie. Erst seit Januar ist der Bäcker aus der Pfalz dabei, doch Noah Zöller ist schon jetzt begeistert: „Unsere Brotspezialitäten kommen hier richtig gut an.“ Dabei, so der Juniorchef, sei man ja keine ganz gewöhnliche Bäckerei. Im Sortiment findet sich unter anderem das Hanfbrot, das aus Emmer-Urkorn, Dinkel, etwas Roggen und geschälten Hanfsamen besteht. Ein Renner sei auch das FKK-Brot. Gemeint ist nicht die Übersetzung der Freikörperkultur ins Brotuniversum, sondern das Fresh-Kürbiskern-Karotten-Brot.
Nach schwierigem Beginn zum unverzichtbaren Standort entwickelt
Ein Traum in Brot, findet Hanspeter Brandenburger. Das mit dem Traum gelte aber für den ganzen Markt. Das findet mittlerweile auch Lisa Rinklef vom gleichnamigen Biohof. Zu Anfang sei es etwas schwierig gewesen, aber jetzt stehe klar ein Plus darunter. „Auch weil ich durch den Markt bekannter wurde und die Menschen jetzt auch zu meinem Biohof kommen.“ Den Markt würde sie deswegen aber nicht verlassen. Für sie ist der Feierabendmarkt zu einem Ort geworden, wo sie gerne ist.
Wie sagte der Oberbürgermeister im vergangenen Jahr: Jetzt komme es auf die Bürger an. Ein Satz, den die Bürger offensichtlich ernst genommen haben. Auch wenn Ries betont, dass gerne noch mehr kommen können. Dann wäre es nicht nur fast eine Piazza-Atmosphäre.
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