Hockenheim. Sportanlagen sind für die Nutzer in Corona-Zeiten tabu, Fitnessstudios haben geschlossen und auch die Bäder zeigen dem Besucher die kalte Schulter. Doch wer etwas für seine persönliche Fitness unternehmen will, der muss nicht verzweifeln, kann in den Hardtwald gehen und im Freien trainieren. Dort, an der Einmündung des Pumwerkweges in den Ketscher Weg hat ForstBW eine Anlage errichtet, die der körperlichen Ertüchtigung dient.
Mittels der Geräte ist es den Nutzern möglich, Muskelmasse aufzubauen, weshalb das Ganze nicht ohne Grund auf den Namen „Calisthenicsanlage“ hört. Ein Begriff aus dem Altgriechischen, der übersetzt so viel bedeutet wie „schöne Kraft“ - eben das, was im Wald vermittelt werden soll.
Betrieb und Bildung
Mit Beginn des Jahres 2020 wurde der Wald im Land verwaltungstechnisch getrennt, für die rund 300 000 Hektar Staatswald ist nun die Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW) zuständig. Diese wiederum unterteilt sich in verschiedene Forstbezirke, von denen einer der Bezirk Hardtwald ist, dessen Leitung Bernd Schneble innehat.
Beim Vor-Ort-Termin an der neuen Anlage stellt Schneble in seinen Ausführungen zur Neuorganisation der Forstverwaltung den Haushalt in den Vordergrund. Früher, merkt der Forstmann an, gab es einen Haushalt und je nach Jahresverlauf wurde an der einen oder anderen Stelle gespart oder zum Ende des Jahres nachgelegt, wenn noch Geld über war. Nun habe der Forstbezirk drei Haushalte, in denen sich seine Aufgabenstellung widerspiegelt: Betrieb, Erholung- und Daseinsvorsorge sowie Bildung. Drei Haushalt mit einem festen Etat, der das ganze Jahr fix zur Verfügung steht und der es dem Forst erlaubt, Projekte zügig anzugehen. Eines der ersten umgesetzten Maßnahmen war nun die Calisthenicsanlage.
Forst in der Verantwortung
Denn, so Christoph Weihrauch, im Forstbezirk unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, die dem ForstBW mit auf den Weg gegebenen Vorgaben verpflichten diesen, solche Maßnahmen umzusetzen, die der Erholung dienen. Auch wenn die Holzpreise nun im Keller seien, erlaube die neue Haushaltsstruktur die Umsetzung der Pläne. Man sein nun ein Stück weit ertragsunabhängiger, wie ihm Achim Freund, der zuständige Revierleiter beipflichtet.
Freund war es auch, der die Entstehung der Anlage kurz umriss. Bei der Schutzhütte war von Privatpersonen ein Provisorium errichtet worden, quasi ein hölzerner Kraftraum mit Gewichten und Hantelstangen, ein Fitnessstudio im Wald, „das wir so auf Dauer nicht zulassen konnten“, stellt Freund fest. Stichwort Verkehrssicherungspflicht, wie Bezirksleiter Schneble anmerkt, dessen Behörde öfter vor dem Problem steht, Anlagen entfernen zu müssen, die Privatpersonen im Wald errichtet haben. Würden diese von der Forstverwaltung geduldet, wäre diese automatisch in der Verantwortung, käme es an solchen Einrichtungen zu einem Unfall.
Weshalb auch im konkreten Fall die Entfernung des wohl zur Überbrückung der Fitnessstudio-losen Zeit errichteten Anlage unausweichlich gewesen sei, wie Freund betont. Gleichzeitig, fügte er hinzu, habe man dies nicht ersatzlos tun wollen, nach etwas Ausschau gehalten, was auch das Ok des TÜV finden würde. Die Antwort ist die nun errichtete Calisthenicsanlage.
Die Anlage erstreckt sich über rund 70 Quadratmeter und hat fast 10 000 Euro gekostet. Zusammen mit der Installation und der Abfederung durch Mulchboden belaufen sich die Gesamtkosten auf rund 20 000 Euro. Eine Investition, mit der die Erholungsfunktion des Waldes gestärkt wird, wie das Trio befindet.
Anlage wird gut angenommen
Revierförster Freund ist sich sicher, dass die Anlage auch nach Corona gut angenommen wird. Schon jetzt sieht er auf seinen Gängen durch den Forst viele Menschen, die die Anlage aufzusuchen und nutzen. Zumal das Angebot kostenlos ist und somit auch ein ausgleichendes soziales Element in sich trägt, allen sozialen Schichten zur Verfügung steht.
Und warum eine Calisthenicsanlage? Weil diese individuell nutzbar ist, wie Weihrauch feststellt. „Jeder kann selbst entscheiden, welches Programm er an den Barren- und Reckstangen absolviert. Klimmzüge, Sit-ups, Liegestützen sind für den Einstieg bestens geeignet, Fortgeschrittene hangeln sich an den Stangen entlang oder nützen das Angebot für ausgefeilte Eigengewichtsübungen, um die gesamte Muskulatur zu stärken.“
Wie genau die Übungen aussehen können, darüber gibt eine Tafel Auskunft, die an der Schutzhütte errichtet wurde. Natürlich handelt es sich dabei um Tipps, der eigenen Fantasie der Nutzer sind keine Grenzen gesetzt. „Wer möchte, kann auch eigenes Equipment, wie zum Beispiel Bänder oder Ringe, mitbringen. Ebenso bieten sich Kombinationen mit Joggen, Spaziergängen oder einer Radtour an“, verweist Weihrauch auf die ganzheitliche Ausrichtung der Anlage.
Joggend oder mit dem Rad zur Anlage bei der Schutzhütte im Pumpwerkweg zu kommen, darin sind sich Schneble, Freund und Weihrauch einig, sei ohnehin das Mittel der Wahl - wobei einem gemütlichen Spaziergang gleichfalls nichts im Weg steht. Doch motorisiert sei die Anlage auf keinen Fall zu erreichen, für Kraftfahrzeuge gilt im Wald ein Fahrverbot.
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