Pfarrgemeinderat

Nutzung der Gebäude der Seelsorgeeinheit Hockenheim wird untersucht

Bei der jüngsten Sitzung des Pfarrgemeinderats der katholischen Seelsorgeeinheit Hockenheim stand der Jahresabschluss 2021 zur Abstimmung.

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Volker Widdrat
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Hockenheim: Die katholische Kirche St. Georg © Katrin Dietrich

Region. Bei der jüngsten Sitzung des Pfarrgemeinderats der katholischen Seelsorgeeinheit Hockenheim stand der Jahresabschluss 2021 zur Abstimmung. Die Vorsitzende Stefanie Simons begrüßte im Gemeindezentrum St. Christophorus zum ersten Treffen im neuen Jahr. Simone Toma und Julia Becker von der katholischen Verrechnungsstelle Heidelberg-Wiesloch stellten den Haushalt 2021 vor.

Die Dienststelle des Erzbistums Freiburg betreut sieben katholische Kirchengemeinden mit 44 Kindergärten im Dekanat Wiesloch. In der Erzdiözese Freiburg sind insgesamt 22 Verrechnungsstellen für katholische Kirchengemeinden eingerichtet. Sie unterstützen die Kirchengemeinden in Fragen der örtlichen Vermögensverwaltung, im Bereich Haushalt und Rechnungswesen geht es um das Erstellen eines Haushaltsplanentwurfes und die Übernahme der entsprechenden Aufgaben im Bereich des Kassen- und Rechnungswesens.

Seelsorgeeinheit Hockenheim: Positive Jahresrechnung

Das Jahresergebnis schließt positiv mit 149 000 Euro. Die Erträge belaufen sich auf 6,5 Millionen Euro, die Aufwendungen auf 6,4 Millionen Euro, wovon 76 Prozent auf den Personalaufwand in den Kindergärten entfallen. Der Personalaufwand für die Kirchengemeinde kommt auf vier Prozent, die pastoralen Mitarbeiter der Kirchengemeinde werden direkt von der Erzdiözese bezahlt. Im Haushalt müssen Mittel einer Bausubstanzerhaltungsrückstellung zugeführt werden. Die Zuführung soll dem Betrag entsprechen, der jährlich zur Substanzerhaltung der im Eigentum befindlichen Gebäude benötigt wird.

Die katholische Kirche in der Kornstraße in Neulußheim ist sanierungsbedürftig. © Gemeinde

Die allgemeine Rücklage beläuft sich auf 2,4 Millionen Euro. Die reservierten Mittel für Baumaßnahmen betragen 96 000 Euro. Das fehlende Vermögen für die Bausubstanzerhaltung für das Jahr 2021 beträgt 1,7 Millionen Euro. Die katholische Seelsorgeeinheit hat Verbindlichkeiten von 373 000 Euro. „Die Kirchengemeinde konnte ihre laufenden Aufwendungen mit den Erträgen in vollem Umfang decken und zudem noch einen ordentlichen Überschuss erwirtschaften“, bilanzierte Simone Toma. Aufgrund des demografischen Wandels, konjunktureller Risiken und der Abnahme der Zahl der Kirchenmitglieder durch die anhaltend hohen Kirchenaustritte ergäben sich „Risiken im Hinblick auf die Kirchensteuereinnahmen“. Die noch nicht absehbaren Preissteigerungen bei den Energiekosten sowie der hohe Bauauftrieb bei den Bauinvestitionen würden den Ausgabenbereich „in den nächsten Jahren maßgeblich erhöhen“, so ihr Ausblick. Die bevorstehende Neuordnung der pfarrlichen Strukturen durch das Projekt „Kirchenentwicklung 2030“ werde „weitreichende grundsätzliche Entscheidungen mit sich bringen“. Die Entscheidung über den Jahresabschluss 2021 erging einstimmig.

Der Leiter der Seelsorgeeinheit Pfarrer Christian Müller und die Mitglieder des Pfarrgemeinderats begrüßten zu einem besonders wichtigen Tagesordnungspunkt Stefan Brunner vom Erzbischöflichen Bauamt Heidelberg. Auch die katholischen Gläubigen von Hockenheim, Reilingen, Altlußheim und Neulußheim stellen sich den Herausforderungen des von Erzbischof Stephan Burger angestoßenen, umfassenden Zukunftsprozesses „Kirchenentwicklung 2030“. Dafür müssen die Gebäude der Seelsorgeeinheit in den Blick genommen und über deren künftige Nutzung entschieden werden. Gerade im Gebäudemanagement gibt es viele Möglichkeiten, wie Geld gespart werden kann. Das reicht bis zur Ökumene mit der gemeinsamen Nutzung von Gemeindezentren und Gotteshäusern mit der evangelischen Kirche.

In Reilingen steht die Kirche St. Wendelin mi ihrem markanten viereckigen Turm. © Dietrich

Seelsorgeeinheit Hockenheim: Die Zeit drängt

Die Zeit drängt. Die „Kirchenentwicklung 2030“ gliedert sich in die Konzeptphase bis 2022, die Transformationsphase bis 2025/2026 und die Implementierungsphase ab 2025/2026. Die jetzigen Seelsorgeeinheiten Brühl-Ketsch, Hockenheim und Schwetzingen werden sich im Frühjahr 2026 zu einer neuen Pfarrei zusammenschließen. In einer weiteren Pfarrei werden die Seelsorgeeinheiten Leimen-Nußloch-Sandhausen, Letzenberg, Walldorf-St.-Leon-Rot und Wiesloch-Dielheim zusammengefasst.

Das Erzbischöfliche Bauamt Heidelberg helfe den Kirchengemeinden, diesen Prozess für die „Pfarrei neu“ anzustoßen, sagte Brunner: „Wir sind für Sie da.“ Bereits seit 2013 würden dafür pastorale Gebäudekonzepte entwickelt, um die Kirchengemeinden besser aufzustellen. „Dafür müssen Sie aber wissen, was sie haben“, plädierte Brunner, „mit Selbstbewusstsein nach vorne zu schauen“.

Seelsorgeeinheit Hockenheim: Gebäudekonzept entwicklen

Aufgabe des Erzbischöflichen Bauamtes Heidelberg ist es, die über 400 in seinem Bereich liegenden Pfarreien, kirchlichen Stiftungen und Institutionen baufachlich zu beraten und zu betreuen und im Auftrag der Kirchengemeinden Neubauten, Erweiterungen, Instandsetzungen und Renovationen ihrer kirchlichen Gebäude durchzuführen.

Auf die einzelnen Gebäude ging der Referent nicht ein. Die Pfarrgemeinde Hockenheim hat die 1910 erbaute Kirche St. Georg, das Gemeindezentrum St. Christophorus, das Pfarrhaus, die Kindergärten St. Maria und St. Josef, das Altenheim St. Elisabeth und die kirchliche Sozialstation.

Reilingen verfügt über die Kirche Sankt Wendelin, das 2018 eingeweihte Wendelinushaus, das Pfarrhaus und die Kindergärten St. Anna und St. Josef. In der Pfarrgemeinde Lußheim finden sich die Kirche Sankt Nikolaus in Neulußheim und die Kirche Sankt Johannes Nepomuk in Altlußheim sowie die Kindergärten St. Nikolaus (Neulußheim) und St. Raphael (Altlußheim).

Die Kirche in Altlußheim hätte abgerissen werden sollen, doch der Neubau wurde gestrichen. © Widdrat

"Sie müssen zusehen, das pastorale Leben am Laufen zu halten“, appellierte Brunner: „Geld ist da, aber es braucht Konzepte.“ Der Dienstleiter für die Dekanate Wiesloch und Bruchsal skizzierte den Strukturprozess anhand des pastoralen Gebäudekonzeptes der katholischen Kirchengemeinde Bad Schönborn-Kronau.

Dort sei man schon viel weiter. Das Gutachten zeigt die Auslastung der Gebäude, vor allem der Pfarrzentren. Sakralräume und Kindergärten, Letztere stehen nicht infrage, bilden die Hauptflächen.

„Ob wir alles halten können, weiß ich nicht, aber wir müssen Funktionen in die Gebäude bringen“, meinte der Architekt in Bezug auf Hockenheim. Man müsse die Leute mitnehmen, „und zwar dann, wenn noch keine fertigen Pläne in der Schublade liegen“. Andere Gemeinden hätten schon 2016 mit der Ausarbeitung des Konzepts angefangen, so Brunner: „Bei Ihnen pressiert es nun enorm.“

Der Pfarrgemeinderat nahm umfassend Kenntnis und war einstimmig für die Erstellung eines Gutachtens. Die Kosten dafür belaufen sich auf 10 000 Euro. Etwa die Hälfte übernimmt die Erzdiözese Freiburg. Endgültig entscheiden muss der Stiftungsrat in seiner Sitzung Ende Januar.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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