Berufswahl - Polizei berät rund 50 junge Zuhörer im Revier Hockenheim über Voraussetzungen für eine Laufbahn als Ordnungshüter

Piercing passt nicht zur Uniform

Von 
Anke Koob
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Informationen über die Ausbildung zur Polizistin aus erster Hand: Michelle Mostberger (vorne links) informiert sich bei Peter Karg über Details. Die 17-Jährige aus Altlußheim kann sich eine Laufbahn bei den Ordnungshütern gut vorstellen.

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Diese Tipps waren Gold wert: Egal ob es um die richtige Bewerbung, die passende Vorbereitung auf die Prüfung oder die Überprüfung des eigenen Berufswunsches ging - Bianca Erbs hatte für jeden der rund 50 Zuhörer im Schulungsraum des Hockenheimer Polizeireviers die passende Formel parat. Und das war auch wichtig, denn das, was die Polizeihauptmeisterin in knapp drei Stunden an Informationen rund um den Beruf des Polizisten parat hielt, bedurfte des individuellen Handwerkszeugs.

Zwischen Augenuntersuchung, Sportabzeichen, schulischen Voraussetzungen und der Frage, ob ein Ohrtunnel (das künstlich ausgedehnte Loch im Ohrläppchen) zugenäht werden muss, bevor es auf die Polizeischule gehen kann, sahen sich viele der jungen Leute hin- und hergerissen.

"Gerade deshalb sind Informationsveranstaltungen so wichtig", betonte Bianca Erbs, die gemeinsam mit Polizeihauptkommissar Peter Karg bewusst auch manche Illusion nahm, bald schon als "Officer" für Recht und Ordnung zu sorgen. Michelle Mostberger ließ sich von den vielen Vorgaben für eine Bewerbung nicht erschüttern.

In 45 Monaten zur Kommissarin

Die 17-Jährige aus Altlußheim will auf keinen Fall im Büro arbeiten, lieber sich im Gehobenen Dienst der Polizei mit Menschen agieren. Dass sie sich dann 45 Monate lang mit Psychologie, Sport, politischer Bildung, Recht, Kampftechniken und Schießtraining auseinandersetzen muss, findet sie gut. Immerhin ist sie nach einem Studium an der Polizeihochschule Kommissarin.

Für andere kam die Botschaft von der "Reinheit" ihrer Körper ein wenig zu spät: Tattoos, Silikonimplantate, Piercings & Co. haben im Polizeidienst nichts verloren. "Wenn in einer Demo einer am Koppel reißt und darunter verbirgt sich ein Bauchnabelpiercing, wird es schmerzhaft", berichtete die erfahrene Polizistin. Bei der amtsärztlichen Untersuchung zur Bewerbung wird das grinsende Teufelchen auf dem Oberarm zum K.-o.-Kriterium.

Wer mit dem Gesetz schon einmal in Konflikt gestanden hat, sollte sich ebenfalls lieber nach einem anderen Beruf umsehen. "Wir wollen Bewerbungen ohne viel Prosa, aber dafür mit viel Wahrheit", brachte es Bianca Erbs auf den Punkt.

Für die jungen Frauen im Publikum stand dann der Traum vom Polizeidienst mit dem Körpermaß auf der Kippe. "Einssechzig muss es schon sein", berichtete die Polizistin. Dazu der Führerschein, Mittlere Reife mit mindestens Notendurchschnitt 3,2 und eine Altersgrenze von 30 Jahren für den Mittleren Dienst.

Da war für Denis Litzinger aus Schifferstadt bereits die Luft raus. "Ich bin schon 31 Jahre alt", bekannte der Lagerlogistiker, der gerne in den Staatsdienst gegangen wäre. 30 Monate im Ausbildungsverfahren - das wäre schon gegangen, besonders angesichts der guten Bezüge und der interessanten Ausbildung. Als Soldat hätte er da noch Chancen gehabt. So aber wird er seiner Schwester von dem Informationsabend erzählen. Die interessiere sich ebenfalls für den Job beim Staat.

Diktat oft Grund für Scheitern

Üben wird sie für die Bewerbung aber auf jeden Fall müssen, denn "alleine das Diktat ist bei uns die Hauptdurchfallursache", so die Polizeibeamtin. Auf der Rangliste des Scheiterns stehen ferner die sportlichen Vorgaben, die Sehfähigkeit, der IQ-Test, das Belastungs-EKG und das Auswahlgespräch.

Wer sich da nicht zu präsentieren versteht, kann gleich einpacken. "Wer auf die Frage ,wo sehen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?' mit Polizeipräsident antwortet, hat es suboptimal gelöst." Die Beamten warnten: Dubiose Anbieter offerierten Vorbereitungskurse. Davon solle man die Finger lassen.

Interessenten sollten sich beeilen, denn die Bewerbungsfrist für Ausbildungsbeginn 1. März 2016 endet am 15. Mai, für den 1. September 2016 am 15. November - jeweils für den Mittleren Dienst. Wer sich für den Gehobenen Dienst interessiert, muss seine Bewerbung bis 30. September abgegeben haben. Nach Auswahlverfahren und diversen Tests könnte es am 1. Juli 2016 losgehen.

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