Im Interview

Rainer Weiglein über neue Aufgabe Kreisvorsitzender des Dehoga

Im Interview spricht Stadthalle-Geschäftsführer Rainer Weiglein über seine neue Aufgabe als Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes.

Von 
Matthias Mühleisen
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© TOBIAS SCHWERDT

Hockenheim. Nicht, dass Rainer Weiglein bei seiner Arbeit als Geschäftsführer der Stadthalle Hockenheim unterbeschäftigt wäre – zumal mit der Zusammenführung seines Hauses mit dem Pumpwerk ab kommendem Jahr zusätzliche Verantwortung auf ihn zukommt. Trotzdem hat der 57-Jährige (Bild) am Montag Ja gesagt zum Vorsitz des Kreisverbands Rhein-Neckar des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) – aus Überzeugung. Er löst Manfred Büch (Bild rechts) ab, der den Kreisverband 17 Jahre geführt hatte. Was ihn dazu bewegt und wie er die Lage seines Berufsstands einschätzt, erklärt Weiglein im Interview.

Corona-Folgen, Personalknappheit, Teuerungen durch den Krieg gegen die Ukraine – könnten Sie sich einen schwierigeren Zeitpunkt vorstellen, um das Amt des Dehoga-Kreisvorsitzenden zu übernehmen?

Rainer Weiglein: Ich habe mich ja nicht erst am Montag entschieden, die Aufgabe zu übernehmen, sondern vor fünf Jahren, als ich mich als Stellvertreter von Manfred Büch habe aufstellen lassen. Wenn man A sagt, sagt man auch B – sonst kann man es auch lassen. Wenn es leicht ist, kann es jeder, man muss in den schweren Zeiten da sein. Ich bin der Meinung, dass ich das schaffe. Und es gibt ein großes Vorstandsteam mit Verantwortlichen für viele Bereiche wie Hotel, Gastronomie und Ausbildung, eine hauptamtliche Geschäftsführerin und eine Geschäftsstelle. Es ist ja nicht so, dass der Herr Weiglein den Kreisverband Rhein-Neckar retten muss.

Die Hockenheimer müssen also nicht fürchten, dass Ihnen die Zeit für sie fehlen wird?

Weiglein: Nicht mit dieser Unterstützung. Es hat auch viele Vorteile für uns in der Stadthalle: Wir sind dadurch gut vernetzt, ständig an den Informationen dran, wissen viel. Beim Image, im Marketing bringt uns das nach vorne. Es ist nicht nur Arbeit, es bringt auch Vorteile – für die Stadthalle und für die Stadt. Oberbürgermeister Marcus Zeitler hat durch seine Anwesenheit bei der Versammlung gezeigt, wie wichtig ihm das ist. Er hat auch die Laudatio auf Manfred Büch und sein Werk gehalten, der zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde.

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Wie sieht die Lage in der Gastronomie aus?

Weiglein: Viele, die den Beruf lange Jahre gemacht haben, sind müde. Ihnen fehlt die Motivation, angesichts der Lage mit neuen Konzepten durchzustarten. Diese Müdigkeit wird sich in meinen Augen in Betriebsübergaben oder -schließungen niederschlagen.

Aber das ist nicht die durchgängige Haltung?

Weiglein: Drastische Veränderungen und Einschnitte hat es immer wieder gegeben. Vor zehn Jahren haben viele Kollegen nicht glauben können, dass das Rauchverbot in der Gastronomie durchsetzbar ist und sahen das Ende nahen. Heute ist das Rauchverbot eine Selbstverständlichkeit. Wir werden Wege finden, wie wir mit diesen Schwierigkeiten zurechtkommen. Wir waren uns bei der Versammlung einig: „Net schwätze – mache!“ Und haben festgestellt, dass man das „Net“ auch mit zwei T schreiben kann.

Sie können aber schon verstehen, wenn Gastronomen von dieser Müdigkeit befallen werden?

Weiglein: Natürlich, es war viel zu bewältigen: Corona-bedingte Schließungen, Kurzarbeit, rechtliche Regelungen, Erfassungsanforderungen – es gab viele Dinge zu beachten. Das hatten sie gemeistert und waren stolz darauf und jetzt rutschen sie in die nächsten Katastrophen hinein: der Ukraine-Konflikt und steigende Energie- und Rohstoffpreise. Und wo die Automobilbranche keine Angst hat zu sagen: Das Auto kostet jetzt soundsoviel, scheut der Wirt davor zurück, einen Euro auf sein Bier aufzuschlagen. Aber wir müssen die Preise weitergeben.

Sie sind also für ein offenes Wort mit den Gästen und fürs gemeinsame Tragen der Mehrkosten?

Weiglein: Das ist betriebswirtschaftlich und kaufmännisch richtig. Der Gastronom muss kalkulieren, er muss seine Arbeit und die seiner Mitarbeiter bewerten. Und vielleicht kommt er zum Ergebnis, dass er im Biergarten auf Selbstbedienung umstellt. Das kann von den Gästen auch mitgetragen werden.

Sie würden also auch aktuell nicht davon abraten, sich in der Branche ausbilden zu lassen oder auch selbstständig zu machen?

Weiglein: Auf keinen Fall. Wichtig ist, eine gute Ausbildung zu machen und dann zu schauen, wo für einen die Reise hingeht: Fühlt man sich im Angestelltenverhältnis oder in der Selbstständigkeit wohl.

Was ist dabei zu beachten, um auch in schwierigen Zeiten Erfolg zu haben?

Weiglein: Das Wichtigste ist nach wie vor der Standort. Wenn man den hat und auch was draufhat, kann man in dem Geschäft viel Spaß haben. Es braucht den Mut zum richtigen Risiko. Wenn etwas halbherzig gemacht wird – und das sieht man oft schon von außen – überlebt es oft kein halbes Jahr.

Also sieht es für die Betriebe in Ihrem Kreisverband nicht schlecht aus?

Weiglein: Mannheim und Heidelberg sind als Standorte toll, wenn man etwas drauf hat. Die Nachfrage ist gut, es gibt genügend Kaufkraft in vielen Orten, und für Qualität sind die Leute auch bereit zu fahren, das sieht man an vielen Betrieben der Eventgastronomie.

Trotzdem gibt es kaum einen Betrieb, der nicht mehr Personal brauchen könnte – haben Sie da Sorgen?

Weiglein: Viele Ausbildungsplätze sind auch bei uns noch nicht besetzt. Wir fahren mit unserem Ausbildungsbus von Messe zu Messe und versuchen, die Attraktivität unseres Berufs vorzustellen. Der neue Tarifvertrage war dazu ein Riesenschritt. Wir müssen die Ausbildung modern halten, um junge Leute zu gewinnen.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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