Rathaussturm

Rathaussturm: „Genderprinzessin“ Franki I. übernimmt in Hockenheim

Weil „Sheriff von Pleitenheim“ OB Zeitler die Schlüsselgewalt nur an eine Lieblichkeit übergeben will, schlüpft Frank Ziegler ins Kleid: So war der Rathaussturm der Hockenheimer Carnevals Gesellschaft und von CC Blau-Weiß.

Von 
Matthias Mühleisen
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Freude über die Machteroberung: Nach dem Rathaussturm jubeln die närrischen Gesellschaften von Hockenheimer Carnevals Gesellschaft (HCG) und CC Blau-Weiß im Bürgersaal des Rathauses. © Lenhardt

Hockenheim. Wer in Hockenheim an den Rathausschlüssel will, muss erst an dessen Inhaber ran. Der tritt mit Beginn der fünften Jahreszeit als „Sheriff von Pleitenheim“ auf und ist nicht gewillt, die Macht kampflos abzugeben, als die närrischen Gesellschaften von Hockenheimer Carnevals Gesellschaft (HCG) und des CC Blau-Weiß im Bürgersaal im Rathaus anrücken. Mit fünf gestandenen Männern des Schützenvereins hat er sich erneut Beistand gesichert. Dass Sheriff Marcus Zeitler sich schließlich doch der Fasnachterübermacht beugt, liegt an einer Blondine.

Schlüsselübergabe: OB Marcus Zeitler rückt das Machtsymbol als „Sheriff von Pleiten-heim“ an „Prinzessin Franki I.“ alias Blau-Weiß-Präsident Frank Ziegler heraus. © Dorothea Lenhardt

Doch zunächst geben die Schützen ihr Bestes, mit 99 Luftballons bewaffnet, die sie den Rot-Weißen und Blau-Weißen entgegenschleudern und einem schier unüberwindlichen Dickicht aus Luftschlangen versuchen sie, Zeitlers Macht zu verteidigen. Ob es daran liegt, dass beim Schützenverein die Frauen besser treffen, wie Zeitler eingangs bang bemerkte, oder ob sich die Fasnachter bei zahlreichen Ordensfesten schon gestählt hatten – der Plan, diese in hohem Bogen zur Tür hinauszubefördern, scheitert jedenfalls auf ganzer Linie.

Das letzte Ass in Ärmel des „Sheriffs von Pleitenheim“ ist eine Aufgabe, die die Karnevalisten lösen müssen, um an die Regentschaft zu kommen. In all seinen Jahren habe er den Schlüssel grundsätzlich nur an Prinzessinnen herausgegeben, ein Mann brauche es gar nicht erst zu versuchen.

Läuten die Fasnacht mit Böllern vor der Zehntscheune ein: die „Freiherren von Dennin-gen“ Joachim I. (v. l.), Werner I. und Dietmar I. von der KGHO Pforzheim. © Dorothea Lenhardt

Hockenheimer Rathaussturm: „Ein Mann, der seine Frau steht“

Der Mann mit dem Sheriffstern gibt einen Wink, wie die Narren das lösen könnten: „Das ist doch alles heutzutage kein Problem, ist doch die Geschlechterwahl sehr bequem.“ Eine Krone aufsetzen, lange Haare zulegen, einen Orden umhängen und einen lieben Blick – „un schun hätt ich mei’ Prinzessin zurick“, reimt Marcus Zeitler. Wenn ihnen das gelinge, gebe er sich geschlagen und würde seine Niederlage in Demut ertragen. Diverse Ex-Prinzessinnen im Bürgersaal lässt er nicht gelten, doch als er schon triumphieren will, präsentiert Pia Ghazouani, selbst mit hoheitlicher Erfahrung ausgestattet, „Prinzessin Franki I.“ vom CC Blau-Weiß. Unter der blonden Perücke steckt Blau-Weiß-Präsident Frank Ziegler, der die Pflichten einer Lieblichkeit inklusive dem Verteilen von Orden und Küsschen talentiert übernimmt.

Der Schützenverein verteidigt die Macht des OB mit Luftballons und -schlangen. © Dorothea Lenhardt

„Ein Mann, der seine Frau steht“, nimmt Marcus Zeitler anerkennend zur Kenntnis. „Liebe Franki, Menschen wie du sind aktuell gefragt“, hofft er, dass auch in Berlin professionelle Narren bald das Zepter übernehmen und dem Land eine klare Linie geben. Der „geilsten Genderprinzessin des Planeten“ händigt er den Rathausschlüssel mit Freuden aus. Zu so einer Prinzessin kann auch HCG-Präsidentin Sabine Kern nur gratulieren.

Nachdem Sheriff Zeitler die Bürde der Verantwortung abgegeben hat (den Haushalt von „Pleitenheim“ muss er am Mittwochabend trotzdem im Gemeinderat einbringen), geht’s zum Zehntscheunenplatz, wo der Fasnachtsstart gemeinsam donnernd eingeleitet wird.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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