„Der Hockenheimring gehört zu Hockenheim und Hockenheim zum Hockenheimring“. Mit diesem Satz nahm Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg vorweg, was nach dem Vortrag von Ivonne Stäcker und Jorn Teske deutlich wurde: Dank des Hockenheimrings ist das beschauliche Städtchen am Rheinbogen mit seinen 21 000 Einwohnern zu einer Weltstadt geworden, vergleichbar mit „Wimbledon“. Und der Bürgermeister konnte neben den beiden hochkarätigen Referenten auch die zahlreichen Besucher begrüßen, darunter Bürgermeisterkandidaten sowie Gemeinderäte, die sich im kleinen Saal der Stadthalle eingefunden hatten. Die Veranstaltung, sagte er, findet statt in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und dem Hockenheimring anlässlich der Feierlichkeiten zum Jubiläum „1250 Jahre Hockenheim“.
Und die PowerPoint-Präsentation bot Gelegenheit, einiges über den Hockenheimring zu erfahren, was nicht so bekannt ist. Im ersten Teil entführte Ivonne Stäcker, die beim Hockenheimring für Führungen und Tourismus zuständig ist, in die bewegte Geschichte der Rennstrecke. Zunächst lud sie zu einer virtuellen Rundfahrt über dem aktuellen Hockenheimring ein, wo, beginnend mit der Zufahrt, über die Gebäude, Tribünen, bis hin zu den Streckenabschnitten beeindruckende Details zu erkennen waren.
Die Parabolika, lässt sie die Zuhörer wissen, ist mit 18 Metern der breiteste Teil der Strecke, die schmalste Stelle ist die Einfahrt ins Motodrom Danach ging sie auf die Fragestellungen ein: Wie hat alles angefangen? Warum ist der Hockenheimring gerade in der Stadt? Dafür ging sie zurück in die Geschichte bis ins Jahr 1885, als Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach das erste benzinbetriebene Motorrad bauten. Und die Zuhörer erfuhren, dass die Rennstrecke anfänglich ein Straßenrennen für Motorräder war und zunächst „Kurpfalzring“ hieß.
Die Idee, eine Rennstrecke entstehen zu lassen, hatte der motorradbegeisterte Hockenheimer Ernst Christ. Für sein Projekt konnte er Bürgermeister Philipp Klein gewinnen, so das im März 1932 umfassende Arbeiten begannen. Innerhalb von 90 Tagen wurde die Strecke als Dreieckskurs auf unbefestigten Waldwegen im Hardtwald angelegt. Am 29. Mai 1932 startete das erste Rennen, 60 000 Fans strömten herbei. Gewonnen hat der damals 20-jährige Wilhelm Herz. Erst 1935 bekam die Bahn eine Asphaltdecke.
Bei der Sicherheit wegweisend
Durch den Einbau der Ostkurve erhielt der Ring seine bekannte ovale Form und wurde zu einem Hochgeschwindigkeitskurs. In puncto Sicherheit galt er seinerzeit als vorbildlich. Allmählich wurde die Piste auch Schauplatz von Rennwagentests und Automobilrennen, ehe 1957 beim ersten Motorrad-Grand-Prix auch die internationale Welt des Motorsports Einzug hielt. Als der Bau der Autobahn Mannheim/Heilbronn Anfang der 1960er-Jahre den alten Straßenkurs zerschnitt, entstand als Kompensation eine neue, permanente Rennstrecke, das Motodrom, das bis heute begeistert, aber auch Schauplatz dramatischer Geschehnisse wurde. Immer wieder wurde der Hockenheimring umgebaut, um die Sicherheit zu erhöhen.
1970 fand das erste Formel-1-Rennen statt. Mehr als 100 000 Zuschauer erlebten einen Sieg von Jochen Rindt. Ende 1999 entstanden erste Pläne für eine kürzere Strecke, 2001 erhielt die Hockenheim-Ring Gesellschaft die Baugenehmigung. Nach dem rund 62 Millionen Euro teuren Umbau präsentiert sich der Hockenheimring in seiner heutigen Form.
Im zweiten Teil konnte Jorn Teske, Prokurist und Marketingleiter der Hockenheim-Ring-Gesellschaft, eindrücklich vorführen, worin die Bedeutung des Rings besteht. In seiner ausführlichen und begeistert vorgetragenen Präsentation teilte er den Zuhörern eine Reihe von Daten und Fakten mit, von Zahlen und Umsätzen sowie nachhaltigen Planungen, was die Zukunft des Rings betrifft.
Keine Zuschüsse der Stadt
Offiziell heiße die Rennstrecke „Hockenheimring Baden-Württemberg“, informierte er, Betreiber sei die Hockenheim-Ring GmbH, Gesellschafter sind die Stadt Hockenheim und der Badische Motorsport Club. Es finden Motorsportveranstaltungen wie Formel 1, DTM, IDM, Drag Racing, Public Race Days und viele andere statt sowie Open-Air-Konzerte und Festivals, der BASF Firmencup Rhein-Neckar oder die Messe Veterama. Die Kapazität umfasst bis zu 120 000 Zuschauern, pro Jahr sind es 700 000.
Was die wirtschaftliche Lage betrifft, stehe der Ring gut da, „Die Hockenheim-Ring GmbH kriegt seit Jahren keine Zuschüsse von der Stadt“, stellte er anderslautende Gerüchte richtig.
Dass Weltstars wie Michael Jackson, Genesis, Pink Floyd, Rolling Stones und am vergangenen Wochenende Ed Sheeran sich hier die Klinke in die Hand geben, ist ebenfalls ein Zeichen von Berühmtheit des Veranstaltungsorts. „All diese Events machen Hockenheim und den Hockenheimring weltweit bekannt“, schloss er seine Ausführungen, „sie sorgen für ein gutes Image, so dass wir stolz sein können“.
Nach den interessanten Vorträgen hatten die Zuhörer noch zahlreiche Fragen an die beiden Referenten, bei denen sie auch kritische Punkte wie Finanz- oder Verkehrsbelastung der Hockenheimer Bürger ansprachen.
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