Die „Internationale Gitarrennacht“ gehört mit einem Alter von gut 20 Jahren zu den ältesten Veranstaltungen des Pumpwerks und sorgt bei Fans der Gitarrenmusik regelmäßig für Begeisterungsstürme. Für die nötige Abwechslung lädt Gastgeber Claus Boesser-Ferrari immer wieder hochkarätige Gäste ein, die durch ihre unterschiedliche Herkunft ein breites Spektrum musikalischer Einflüsse, Stilrichtungen und Spieltechniken bieten.
In der aktuellsten Auflage der „Internationalen Gitarrennacht“ versprachen Peter Kroll-Ploeger, Ralf Gauck, Sándor Szabó sowie Gastgeber Boesser-Ferrari einen hochkarätigen und durch die Variation der Instrumente einen besonders abwechslungsreichen Abend.
Die Eröffnung des Abends übernahm Gastgeber Boesser-Ferrari selbst und zeigte, dass er das Gitarrenspiel auf seine ganz eigene Weise interpretiert. Er beschränkte sich nicht auf das Bespielen der Saiten, sondern er nutzte das Instrument als Ganzes. So verwendete er den Korpus als Schlagzeug und begleitete rhythmisch sein eigenes Spiel. Doch auch eher ausgefallene Techniken, wie das Kratzen mit dem Fingernagel oder einer überstehenden Saite auf den übrigen Saiten gehören zu seinem Stil. Damit zeichnete er ein abstraktes und impressionistisches Klangbild, denen es aber nicht an Emotionen mangelte. So zeigte auch ein indianischer Ritualsong im Duett mit Sándor Szabó eindeutig die Handschrift Boesser-Ferraris.
Peter Kroll-Ploeger bildete eine der beiden Besonderheiten des Abends, war er doch der einzige Musiker, der neben seiner Gitarre auch seine Stimme einsetzte. Kroll-Ploeger deckte dabei ebenfalls ein breites Spektrum der Gitarrenmusik ab, von Balladen bis hin zu Songs aus dem Bereich des Blues. Dabei konnte er aber auch auf die Wünsche des Publikums im gut gefüllten Pumpwerk eingehen, die sich nach einigen Balladen doch lieber wieder etwas schnelleres wünschten. „Dann mache ich jetzt wohl etwas Radau“, scherzte Kroll-Ploeger. Neben John Mayers „Daughters“ gab er auch Klassiker wie Tears for Fears’ „Mad world“ oder „God only knows“ der Beach Boys zum Besten.
Bass kann mehr als nur begleiten
Die zweite Besonderheit des Abends bildete Ralf Gauck, der kein klassischer Gitarrist, sondern Bassist ist. Bassspieler werden unter Gitarristen oft belächelt, haben sie doch nur vier statt sechs Saiten. Der mehrfach ausgezeichnete Bassist zeigte aber schnell, dass die Bassgitarre mehr kann, als nur die Begleitung der Gitarre. Dabei nutzte er unter anderem einen sogenannten „Fretless“-Bass, bei dem das Griffbrett nicht in Halbtönen eingeteilt ist, sondern ähnlich wie eine Violine funktioniert, bei dem allein die Position der Finger den Ton bestimmt. Dies erfordert besonderes Geschick und vor allem ein gutes Ohr. Gauck zeigte dabei ebenfalls teils ausgefallene Spielstile, so nutzte er beispielsweise einen Schlägel, den man üblicherweise von Pauken kennt. Gaucks Programm zeigte sich dabei sehr abwechslungsreich und reichte von Bach, den Beatles und Metallica bis hin zu Weihnachtsliedern wie „Leise rieselt der Schnee“.
Den internationalen Teil der „Gitarrennacht“ übernahm in diesem Jahr Komponist Sándor Szabó aus Ungarn. Auch Szabó besitzt einen völlig eigenen Stil, der schnelle, intensive und langsame, emotionale Phasen miteinander verbindet und deutlich von seinen ungarischen Wurzeln beeinflusst ist. Insbesondere das Stück „Silence of your soul“, das Szabó für seine Frau geschrieben hat, zeigte, welche Emotionen sich durch die Gitarre ausdrücken lassen. Zwischen den Stücken erzählte Szabó immer wieder kleine Anekdoten zur Entstehung seiner Kompositionen, die auch für den einen oder anderen amüsierten Lacher beim Publikum sorgten.
Den Abschluss des Abends bildete Bob Dylans „Gotta serve somebody“, welches das Trio aus Kroll-Ploeger, Gauck und Szabó zum Besten gaben. Die abwechselnden Soli trugen dabei die Handschrift jedes einzelnen Künstlers. Die rhythmischen Passagen des Songs sorgten außerdem für viele wippende Beine und nickende Köpfe bei den Zuschauern, die sich mit großem Applaus bei den Musikern bedankten.
Kleine Kritik bleibt nicht aus
Positiv angetan zeigte sich auch Lothar Zahn aus Altlußheim: „Ich bin schon viele Jahre immer wieder mit Begeisterung bei der Gitarrennacht. Boesser-Ferrari ist genial, gerade durch seine Kreativität. Seine Gäste sind aber ebenfalls immer große Klasse.“ Allerdings gab es auch kritischere Stimmen von einem Gast, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte: „Das erste Duo von Boesser-Ferrari und Szabó fand ich nicht so gut, da hat das Zusammenspiel nicht gepasst. Die Künstler sind für sich selbst aber wunderbar. Besonders Kroll-Ploeger hat mir wirklich sehr gut gefallen.“
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