Hockenheim. Üblicherweise stehen in der Stadthalle Gesang oder Texte im Fokus der Aufmerksamkeit. Die Protagonisten, die am Sonntag, 24. März, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen, brauchen dafür keine Worte – es sind Reptilien, Amphibien, Spinnen und Insekten. Die Reptilienbörse bringt von 11 bis 15 Uhr Schlangen, Schildkröten, Frösche und Echsen nach Hockenheim. Kritik daran hat die Tierrechtsorganisation Peta geäußert.
In einer Pressemitteilung zur Hockenheimer Börse weist Peta darauf hin, dass solche Veranstaltungen für die zum Verkauf stehenden Tiere enormes Leid und häufig den Tod bedeuteten und darüber hinaus eine Gefahr für den Menschen darstellten. „Viele der auf solchen Veranstaltungen angebotenen Reptilien sind durch manchmal tagelange Transporte in winzigen Plastikboxen stark geschwächt und potenzielle Überträger von Zoonosen“, heißt es in der Mitteilung.
Gefahr auch in Hockenheim? Von Reptilien übertragene Infektionskrankheiten als Risiko
Zoonosen sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Parasiten, Pilzen, Prionen oder Viren verursacht und wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können.
Veranstalter Tomas Rolinski widerspricht der Peta-Darstellung: „Die Vorwürfe sind für unsere Reptilienbörse absolut nicht zutreffend. Bei der Reptilienbörse Hockenheim handelt es sich um eine Tierbörse, bei der fast ausschließlich Reptilien und Echsen aus dem privat nachgezogenen Umfeld stammen, deren Elterntiere schon seit Jahren in heimischer Hand sind.“
Rolinski sagt in seiner Stellungnahme: „Wir handeln gar nicht mit sogenannten ,Tage vorher aus dem natürlichen Lebensraum Afrikas oder Asiens entnommenen Tieren’“. Veranstalter, Personal und Gehilfen, die mit Tieren in Kontakt sind, seien „alle im Besitz einer umfassenden Ausbildung vom Zoofachgeschäft oder vergleichbare Schulungen nach Vorgabe der VDA-/DGHT-Sachkundeprüfungen. Die Reptilienbörsen würden zusätzlich nochmals vom jeweils zuständigen Amtstierarzt und Veterinär vor Ort kontrolliert. „Durch die doppelte Kontrolle sichern wir uns auch genau gegen solche Behauptungen wie von Peta ab. Fehler, die auf Viren, Bakterien, Leid und Tod hinweisen, können wir und wollen wir uns auch absolut nicht erlauben und weisen die pauschalen Verurteilungen und Beschuldigungen unserer Hobbybranche entschieden zurück“, lautet Tomas Rolinskis Antwort auf unsere Anfrage.
Alles zur Reptilienhaltung: Börse ist nicht zum ersten Mal in Hockenheim
Bei der Börse am Sonntag, die zum wiederholten Mal in der Hockenheimer Stadthalle stattfindet, können die Besucher neben den Tieren auch Zubehör wie Terrarien verschiedener Größen sowie Einrichtungsgegenstände, Sand, Wurzeln, Pflanzen für die Haltung von Reptilien und Co. kaufen. „Eine umfassende Beratung, Tipps und Tricks im Umgang mit den Exoten sind selbstverständlich“, heißt es auf der Homepage der Stadthalle zusätzlich.
Die Tierrechtsorganisation Peta appelliert in ihrer Mitteilung nachdrücklich an die politischen Entscheidungsträger in Hockenheim, die Reptilienbörse nicht weiter zu genehmigen. Die Bundesregierung überarbeite derzeit das Tierschutzgesetz, Peta fordere Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, die Haltung exotischer Tiere in Privathand zu verbieten.
Peta: Käufer sind mit den Lebensanforderungen der Reptilien schnell überfordert
Auf Reptilienbörsen wie in Hockenheim würden Tiere in winzigen Plastikboxen wie Ramschware angeboten, kritisiert Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta. „Viele Käuferinnen und Käufer sind mit den hohen Lebensanforderungen der Tiere nach kurzer Zeit überfordert. Die Tiere werden dann häufig einfach ausgesetzt oder dem Tod überlassen.“ Peta hoffe, dass im neuen Tierschutzgesetz die Haltung exotischer Tiere durch eine Positivliste gestoppt wird.
Bei einem Teil der auf deutschen Börsen verkauften exotischen Tiere handelt es sich laut Peta um Wildfänge aus Asien, Afrika und Südamerika, die wenige Tage zuvor ihrem natürlichen Lebensraum entrissen wurden. Ob oder welche tödlichen Viren oder Bakterien sie in sich tragen, sei unbekannt. Fest stehe jedoch, dass mit 72 Prozent der größte Teil aller Zoonosen aus dem Kontakt mit wild lebenden Tierarten resultierten. Eine Studie des Bundesumweltministeriums vom März 2020 bestätige zudem, dass der Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-reptilienboerse-in-hockenheim-kritik-von-tierrechtsorganisation-peta-_arid,2189152.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html