Hockenheim. Das Hockenheimer Schulzentrum wird im kommenden Jahr luftiger werden: Mit dem Abriss der beiden Riegelgebäude der Hartmann-Baumann-Schule und der Schule am Kraichbach entsteht Freiraum für die Weiterentwicklung. Bei allen drei Bauwerken wäre der Sanierungsaufwand aufgrund der Schadstoffbelastung unwirtschaftlich hoch. Was auf dem damit gewonnenen Flächenpotenzial entsteht, hängt maßgeblich von der Entwicklung der städtischen Finanzen ab, wurde bei der Sitzung des Gemeinderats am Mittwochabend deutlich. Das Gremium billigte die Pläne der Verwaltung einstimmig.
Ein Arbeitskreis soll ein Schulcampus-Konzept erstellen, kündigte Oberbürgermeister Marcus Zeitler an. Mit dem Abriss will er ein Signal setzen, „dass hier endlich was passiert“. Den ersten Schritt habe der Gemeinderat bereits 2018 getan mit dem Beschluss des Neubaus für die Grundschule plus der Grundschule plus der Hartmann-Baumann-Schule. Er soll im kommenden Schuljahr in Betrieb gehen.
Hochbau-Abteilungsleiterin Katrin Pfisterer erläuterte die bevorstehenden Veränderungen. Der Umzug in den Neubau beginne am Samstag, sodass die neuen Unterrichtsräume zum Schuljahresbeginn genutzt werden können. Damit werde die Containeranlage im Schulhof der Hartmann-Baumann-Schule komplett frei, ebenso der Verwaltungsbereich im Fachklassengebäude der HBS.
Diese Kapazitäten könne teilweise die Theodor-Heuss-Realschule nutzen, die mit dem neuen Schuljahr Mehrbedarf angemeldet hat. Wo welche Schule untergebracht wird, sei Gegenstand weiterer Gespräch im Lauf des kommenden Schuljahres. Die Containeranlage im Schulhof der Theodor-Heuss-Realschule mit fünf Klassenzimmern habe nur noch eine befristete Baugenehmigung von drei Jahren, die nur sehr schwer verlängert werden könne. Sie könne abgebaut und als Lagercontainer an anderer Stelle weiter genutzt werden.
Umzüge verschieben sich
Weil die räumliche Zukunft der Schule am Kraichbach noch unklar ist und sie vorerst in der Containeranlage an der Arndtstraße und im Fachklassengebäude bleibt, verschiebt sich der Umzug der Volkshochschule und Musikschule in die Containeranlage. Das wirkt sich auf die Pläne für die Kernzeitbetreuung der Pestalozzi-Schule aus, für die das derzeitige VHS- und Musikschulhaus in der Heidelberger Straße vorgesehen ist. Die Containeranlage in der Parkstraße als Übergangslösung wird also vorerst weiter als Kernzeitdomizil gebraucht.
„Lustiges Containerrücken oder Reise nach Jerusalem“, kommentierte OB Marcus Zeitler, der sich aber auch freut, dass die Ausweichgebäude die Stadt sehr flexibel machen und die Chance bieten, ein langfristiges Konzept ausführlich zu besprechen.
Die Kosten für die Abrissmaßnahmen dürften sich nach ersten Ermittlungen der Verwaltung auf rund 1,1 Millionen Euro belaufen, für die zwei Riegelgebäude sind jeweils 310 000 Euro veranschlagt, für die Schule am Kraichbach 360 000 Euro und für die Wiederherstellung der Oberflächen und Außenanlagen 120 000 Euro. Die Abbrucharbeiten sind laut Katrin Pfisterer nicht an Ferienzeiten gebunden, werden aber inklusive des Abtransports des Materials mehrere Wochen brauchen.
„Nach Abriss der drei Gebäude haben wir gute Möglichkeiten, eine zukunftsorientierte Schullandschaft zu ermöglichen. Hiervon wird auch die Realschule profitieren“, sagte Bärbel Hesping (CDU), „richtig freuen wir uns aber erst, wenn die Finanzierung der Realschule sichergestellt werden kann.“
Schulform soll erhalten bleiben
Für die Freien Wähler begrüßte Gabi Horn das Konzept der Verwaltung und betonte, dass es die Schule am Kraichbach weiter geben solle, auch wenn ihr Bestandsgebäude abgerissen wird. Richard Zwick (SPD) lag dieser Aspekt ebenso am Herzen: „Wir involvieren in diesen Vorschlag hoffentlich nicht, dass die Schule am Kraichbach so langsam im Sand versickert, denn sie ist weiterhin eine wichtige Schule.“
Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg machte deutlich: Die Verwaltung werde keine Maßnahmen einleiten, die den Fortbestand der Schule beenden, das habe er auch im Ausschuss erklärt. Einen solchen Beschluss könne nur der Gemeinderat fällen und die Verwaltung werde keinen Antrag dazu stellen.
Adolf Härdle (Grüne) erinnerte an die Machbarkeitsstudie der Projektmanagement-Firma Drees & Sommer zur möglichen Entwicklung des Campus. „Die Pläne waren wunderschön, nur waren sie letzten Endes Makulatur.“ Nun könne der Gemeinderat nach langen Diskussionen in die konkrete Umsetzung gehen, der Vorschlag der Verwaltung sei plausibel. Wichtig sei, „dass die Priorität auf die Entwicklung der Schullandschaft in Zukunft gesetzt wird“, nachdem die Investition in die Realschule „hinten runtergefallen ist.“ Markus Fuchs (CDU) und der OB betonten darauf, dass die Priorität bereits auf den Schulen liege, die Investition für den Realschulneubau aber wegen der Haushaltslage verschoben werden musste.
Frank Köcher-Hohn (FDP) forderte, schnell eine endgültige Lösung nach gut durchdachtem Plan zu finden. Die Container seien für die Schüler keine schöne Atmosphäre.
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