Hockenheimring - Jubi-Fun-Cup am Motorsportmuseum begeistert die Besucher / Fantasievolle Teams kämpfen um die Gunst der Zuschauer und um die schnellste Zeit

Seifenkisten sorgen für jede Menge Gaudi

Von 
Sabine Zeuner
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Tollkühne Jungs und Männer in ihren fahrenden Kisten: Was für ein sportliches Spektakel und eine prima Idee zum Stadtjubiläum – der „Jubi-Fun-Cup“ am Motorsportmuseum am Hockenheimring. Nicht die Boliden der Formel standen im Fokus, an diesem Nachmittag drehte sich alles um die gute alte Seifenkiste. Für den Spaßlauf mit Karten für den Großen Preis von Deutschland als Hauptgewinn sowie Geldpreisen hatten sich 13 Teams ins Zeug gelegt, geschraubt und gebastelt, damit neben der Funktionalität auch das Auge was vom Rennen hatte.

An den Start gingen Mannschaften, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: Gestandene Männer, humorvolle Alt-Abiturienten oder versierte Senioren wagten sich in die abenteuerlichsten Seifenkisten, aber auch Nachwuchs-Fahrer, die viel Sportgeist mitbrachten. Die Fahrzeuge waren durchweg selbst gebaut, wobei die einen auf „Nachhaltigkeit“ setzten und eine ausgediente Gondel vom Fasnachtsumzug mit einem pfiffigen Unterbau „im Internet ersteigert“ versehen haben, während andere echte Minitaurausgaben von Oldtimern zusammengezimmert und dafür sage und schreibe zwei Jahre investiert hatten.

Voll professionell war Armin Braun vom Gartenstadt-Racingteam mit seiner zigarrenförmigen Seifenkiste in Hockenheim dabei. „Die Kiste ist aus Carbon und Glasfaser gebaut“, beschrieb er sein Sportgerät, mit dem er gar Weltmeister geworden ist. „Mit denen sind wir aber auch zu mindestens fünf größeren Seifenkistenrennen etwa in Freiburg oder Ludwigsburg unterwegs“, zeigte Kistenpilot Fabio seine „Unikum 1“ kurz vorm Start. Optisch wie ein Oldtimer getrimmt, zeigte der Flitzer auf der Piste, dass er absolut tauglich für Rennen ist.

Jury bewertet Showeffekte

Alle Starter waren unter Pavillons mit ihren Fahrzeugen schattig untergebracht, bevor es auf die steile Anfahrtrampe und zum Start ging. Für die Jury begann in diesem Moment der Ernst des Tages: Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg, Robert Brandelik (Vorsitzender Seifenkistenverband Baden-Württemberg), Jorn Teske (Marketingleiter Hockenheimring) und Jochen Nerpel (Leiter Strecke, Technik und Betrieb Hockenheimring) oblag ab sofort die Beurteilung von Fahrzeug, Team, Showeffekt und Leistung. Bei letzterer half eine Zeitmessung. Drei Meter hoch hinauf mussten die fantasievollen Gefährte geschoben werden, dann wurde es – mehr oder weniger – ernst.

Rasant ging es für alle los, für einige endete die turbulente Fahrt jedoch schon am Rampenende mit einem Crash. Dann hieß es für die Lenker raus aus dem Havaristen und nach dem Motto: „Wer sein Fahrzeug liebt, der schiebt“, mit Fußantrieb ins Ziel. Technisch machte den meisten Fahrern niemand etwas vor, wobei einige Erwachsene durch ihre Eigenmasse den Schwung des Anstoßes besser auf die Räder umsetzen konnten als Leichtgewichte der Juniorenklasse.

Auf dem schnittigen, sehr flachen „Lightning 1250“ hatte der zehnjährige Julian das Steuer fest in der Hand, während unter dem Titel „Ahne Special“ der mittlerweile 79 Jahre junge Franz Ahne sich locker mit seinem „Heißen Ofen 2“ in Bewegung setzte und mit elegantem Linksschwung an der Schikane in der Mitte der Strecke vorbei locker im Ziel-Rechteck abbremste. In der Vorstellungsrunde galt es für Mann und Maschine die erste Bewährungsprobe zu überstehen, wobei am Streckenrand gejubelt wurde, bevor es im eigentlichen Rennakt zur Sache ging.

Es zählte zur Gesamtwertung auch der kreativste Auftritt, während im zweiten Durchgang lediglich die Geschwindigkeit und das Erreichen des Ziels gewertet wurden. Dabei haben auf jeden Fall die Bastler der BASF-Jugendfeuerwehr gepunktet, die kurzerhand einen überdimensionierten Feuerlöscher auf Räder gesetzt hatten und mit ordentlich Qualm aus der Nebelmaschine spektakulär ihren Fahrer Jonathan auf die Strecke schickten.

Skurrile Gefährte unterwegs

Die muntere Truppe „Run for Your Life“, fünf gemeinsam sporttreibende Herren im besten Alter, hatten sofort die Sympathien auf ihrer Seite, denn mit einer gelungenen Performance mitten vor der Jury heimsten sie einige Punkte, viel Applaus und Jubel ein. Ihr rollender Turnschuh allerdings versagte den Dienst schon an der Rampenkante und wurde von Pilot Marc per pedes ins Ziel gebracht.

Den Unterhaltungsvogel schossen jedoch die „AGAA – Alte Gaußianer auf Abwegen ab: Sie erschienen als Figurenfamilie der legendären Mario Brothers, verteilten Bananen und erreichten am Ende unversehrt das Zielrechteck. Damit waren sie in bester Gesellschaft, der überwiegende Zahl der Starter kam auf vier Rädern im Ziel an.

Das war der Mannschaft „Abi ’92“ nicht vergönnt. Ihr Kapitän Calogero „wasserte“ mit dem Recyclingbau „Gondel auf Rollen“ am Rampenfuß. Schnell rappelte er sich auf und schob die „kopflose“ Gondel im Applaus der Zuschauer ins Ziel. In der Pavillon-Box angekommen schraubten die Jungs einen Ersatzkopf ans Gefährt, um für den Hauptlauf wieder komplett gerüstet zu sein.

Siegreich gingen am Ende die „AGAA – Alte Gaußianer auf Abwegen“ aus dem Spaßevent hervor. Den zweiten Platz erhielt der Oldtimer „Unikum 2“, Platz drei sein Bruder „Unikum 1“, der fairerweise dem kunterbunten Legoflitzer und dem „Rocket Bunny Racing“-Team um die Kapitäne Tonio und Per den Platz und Geldpreis überließ. Eine faire Geste. Beim „Jubi-Fun-Cup“ herrschte demnach nicht nur Gaudi, sondern auch echter Sportgeist.

Info: Weitere Bilder zum Cup unter www.schwetzinger-zeitung.de

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Jede Menge Spaß beim Seifenkistenrennen auf dem Hockenheimring

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