Es herrschen bereits am frühen Morgen sommerlich schwüle Temperaturen rund um den Hockenheimring, als der Ringer-Sport-Verein (RSV) Hockenheim Punkt 9 Uhr an der Südtribüne F ihren Kiosk öffnet. Noch ist nicht viel los. Vereinzelte kommen in schwarz gekleidete Kunden und stärken sich erst einmal mit Kaffee. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, wie Erik Offenloch aus den Erfahrungen vergangener Mega-Konzerte am Ring weiß. Die ersten Stunden vor dem Einlass auf die Südtribüne F kann das RSV-Team immer für letzte Vorbereitungen und Absprachen nutzen. Dabei lässt der erste Vorsitzende aus alter Tradition immer Ballermann-Musik im Kiosk laufen, was von den meisten der Metal-Fans an diesem Tag ironisch kommentiert wird – logisch.
Nach und nach kommt dann auch die restliche ehrenamtliche RSV-Belegschaft, jeder hat seinen festen Job. Ob an der Kasse, den Zapfanlagen oder dem Grill: Die Abläufe sind genau durchgetaktet und das Team ist perfekt eingespielt. Die Kühlschränke sind gefüllt mit Bratwürsten und verschiedenen Getränken.
Der Vorsitzende motiviert
Um kurz vor 12 Uhr motiviert Offenloch nochmals seine Helfer: „Also Leute, gleich ist Einlass. Es wird ein langer Tag, Metallica kommt erst sehr spät und da wird hier am meisten los sein. Lasst uns Spaß haben!“
Sobald sich die Pforten der Südtribüne F öffnen, stürmen auch die ersten Metal-Fans in den Vorraum des Kiosks. Vor den beiden Bestellpunkten bilden sich erste Schlangen, das Kassenteam um Damian Burda handelt diese routinemäßig ab. „Das ist ja noch nichts, erst später wird es richtig stressig“, weist der Neulußheimer auf den ersten Ansturm hin. Und schon tönen bassintensive Metalklänge übers Gelände – das Festival hat angefangen.
Die Tribüne füllt sich mit dem Verlauf des Tages immer mehr, an den Zapfanlagen werden im Akkordtempo die Becher gefüllt. Der Gerstensaft ist beliebt – bei Metal-Fans auch keine Überraschung. Trotz des Andrangs bleibt beim Zapfen Zeit für den ein oder anderen Austausch mit den Festivalbesuchern. Steffen Bartsch etwa unterhält sich mit zwei bärtigen Sabaton-Fans und ist danach erstaunt: „Die kommen aus der Nähe von Berlin und haben bestimmt auch schon ordentlich Promille. Dann fahren die nicht einmal wegen Metallica den weiten Weg, sondern wegen Sabaton“, erzählt er der Redaktion.
Inzwischen ist der Kiosk randvoll, wie auch ein paar der Metal-Fans, die immer ungeduldiger werden – klar: Die drückenden Temperaturen machen durstig und der Andrang bei geschätzten 65 000 Fans enorm. Erik Offenloch, der gerade durchgeschwitzt eines der 50-Liter-Bierfässer wechselt, weiß, dass erst jetzt die richtig heiße Phase begonnen hat. In 20 Minuten werden Metallica auf der Bühne stehen und jeder der Besucher möchte sich vorher noch mit Verpflegung eindecken.
Vor Metallica geht’s richtig rund
Entsprechend geht die Warteschlange schon bis zur Mitte der Treppe Richtung Tribüne. Die Bierzapfer schließen die Hähne schon nicht, sondern lassen einen Becher nach dem anderen voll laufen. Auch beim Ausschank der alkoholfreien Getränke herrscht Hektik. Trotz der Ungeduld und kurzzeitig angespannten Atmosphäre bleibt jedoch alles friedlich, auch wenn so manches Gesicht Bände spricht.
Als dann James Hetfield, Lars Ulrich und Co. die Bühne im Motodrom betreten, ist der Kiosk wie leer gefegt. Den Helfern bleibt Zeit zum Durchschnaufen: Das Schwerste ist erst einmal geschafft ist. „Jetzt kommen nur noch vereinzelt Metal-Fans, um sich zu verpflegen.
Nach dem Konzert herrscht noch einmal Konjunktur: Pfandrückgabe! Auch das bewältigen die Helfer um Erik Offenloch. Mit einem Grinsen läuft er dabei zur Musikanlage und dreht die Ballermann-Songs auf. Gegen den Nachklang von Metallica hat er allerdings keine Chance.
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