Hockenheim. Er kennt die Stadt von ganz oben und von ganz unten, er hat für sie Millionen in den Sand gesetzt (genau gesagt: setzen lassen), kam zum richtigen Zeitpunkt, um der Hockenheimer Infrastruktur ein modernes Gesicht zu geben: Erhard Metzler hat als technischer Werkleiter der Stadtwerke seit 2010 in nahezu allen Bereichen für Wandel gesorgt. Am kommenden Freitag verabschiedet ihn Oberbürgermeister Marcus Zeitler in den Ruhestand. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt Erhard Metzler auf über 15 Jahre bei den Stadtwerken zurück und gemeinsam mit seinem Nachfolger Volker Kreuzer in die Zukunft – die weiteren Wandel bringen wird, wie beide sicher sind.
„Von Haus aus“ ist Erhard Metzler Geologe – und zwar einer mit Leidenschaft. Sein Interesse an der Geologie mit ihren zahlreichen Facetten hat ihn weit in der Welt herumkommen lassen. Er war für die Mineralöl- und Gasindustrie im Einsatz und in seiner langjährigen Tätigkeit in einem Ingenieurbüro hat er bereits in den 1990er Jahren auch für die Stadtwerke Hockenheim ein Gutachten erstellt.
Die schrieben 2007 die Stelle für die technische Leitung aus, die den gebürtigen Heidelberger interessierte. Drei Jahre später übernahm er mit dem Abschied von Siegfried Ferling, der zuvor im selben Ingenieurbüro mit ihm gearbeitet hatte, gemeinsam mit Martina Wilk (damals noch Schleicher) die Werkleitung der Stadtwerke Hockenheim.
Erhard Metzler und die Stadtwerke Hockenheim: Vieles war in die Jahre gekommen
Die Rollen in der Doppelspitze sind klar verteilt: Erhard Metzler ist fürs Geldausgeben zuständig, Martina Wilk als kaufmännische Werkleiterin dafür, dass die Mittel dabei nicht zu knapp werden. Der Harmonie habe diese Konstellation nie nachhaltig geschadet.
Dass die Stadtwerke gleich nach seiner Leitungsübernahme viel investieren mussten, lag nicht daran, dass sich Metzler in seiner Aufgabe selbst verwirklichen wollte. „So ein Stadtwerk unterliegt einem gewissen Zyklus. In den 1950er und 60er Jahren war alles neu aufgebaut worden, also war um 2010 vieles in die Jahre gekommen.“
An Herausforderungen mangelte es nicht: Das Aquadrom brauchte eine Auffrischung, der Wasserturm wurde zu seinem 100-jährigen Bestehen in seiner Substanz aufgefrischt, am Ring wurden die großen Photovoltaikanlagen installiert, das Nahwärmenetz zur Versorgung des Schulzentrums und der Umgebung wurde aufgebaut – und es stand eine nicht mehr aufschiebbare, wenn auch nicht gerade dankbare Hausaufgabe an: die Graugusssanierung.
Erhard Metzler und die Stadtwerke Hockenheim: Großaufgabe Graugusssanierung
An den Austausch der bis in die 1960er Jahre eingesetzten Rohrleitungen für Gas aus Grauguss – korrosionsarm, aber ab einem gewissen Alter spröde und bruchanfällig – war eine Aufgabe, die immer weiter aufgeschoben worden war. Sie war sehr teuer und sehr aufwendig in den engen Wohnstraßen. Metzler und die Stadtwerke hatten jedoch keine Wahl: Die gesetzliche Vorgabe ließ wenig Spielraum, innerhalb von fünf Jahren wurden 15 Millionen Euro investiert – von denen die Bürger nach Abschluss der Baustellen nichts mehr sahen. Ähnlich verhält es sich mit dem Umspannwerk, dessen komplette Erneuerung in den letzten Zügen ist.
Das war anders bei Großprojekten wie der Wasserturmsanierung und der Modernisierung des Aquadroms. Eine halbe Million Euro war in den „Spargel“, ein Wahrzeichen der Stadt, geflossen, gute Voraussetzungen für Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen geschaffen worden. Die meiste Aufmerksamkeit erhielten die Ergebnisse der Arbeiten am Freizeitbad 2016 und 2017. Die Außenanlage war schon vorher aufgewertet worden.
Erhard Metzler ist sicher, dass seinem Nachfolger Volker Kreuzer die Herausforderungen nicht ausgehen werden. Als Beispiel nennt er die Elektromobilität, für die die Netze ertüchtigt werden müssen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, vor allem dann, wenn Wohnraum verdichtet wird und bei Neubauten Ladeinfrastruktur vorgeschrieben ist. Dafür müssen Trafostationen errichtet werden.
Erhard Metzler und die Stadtwerke Hockenheim: Pflicht erledigt, jetzt kommt die Kür
Volker Kreuzer rechnet ebenfalls damit, dass Investitionen ins Stromnetz unumgänglich sind – gerade wenn beim Heizen immer weniger fossile Brennstoffe zum Einsatz kommen dürfen und mehr Wärmepumpen benötigt werden. Intelligentes Energiemanagment und moderne Messsysteme („Smart Meter“) stellten kleinere Stadtwerke wie Hockenheim oder Dreieich, wo er bisher tätig war, vor große Aufgaben.
Erhard Metzler geht mit dem guten Gefühl in den Ruhestand, einen sehr versierten Nachfolger zu haben und diesem ein Stadtwerk in gutem Zustand zu übergeben: „Die wesentlichen Aufgaben haben wir erledigt.“ Die Schwerpunkte werde Kreuzer wohl anders setzen: „Die letzten Jahre waren die Pflicht, jetzt kommt die Kür.“ Was ihm schwerfällt, ist der Abschied von den Kolleginnen und Kollegen, mit denen er viele Jahre gut und freundschaftlich zusammengearbeitet hat, betont Metzler.
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Eine „Baustelle“ sei das Aquadrom, bei dem die finanzielle Belastung auf ein erträgliches Maß reduziert werden müsse. Hierzu erwarten beide spannende Gespräche. Ganz ohne Blessuren werde es wohl nicht abgehen. Für eine Stadt wie Hockenheim sei das Bad relativ groß dimensioniert. Sechs bis sieben Millionen Euro haben die Stadtwerke in den vergangenen Jahren aufgewandt.
Die Zusammenarbeit mit den Gremien habe er immer als sehr positiv erlebt, wenn Mittel gebraucht wurden, seien sie immer zur Verfügung gestellt worden. Dabei liege der Fokus nicht auf den großen Bauten: „Das Wesentliche sind die Unterhaltungsarbeiten und das Tagesgeschäft.“ Denn die Erwartungen an die Zuverlässigkeit seien sehr hoch. Dafür sei auch die Kundenbindung hoch, das habe sich beispielsweise bei den Großbaustellen gezeigt.
Langeweile droht Erhard Metzler nicht: Den Weinberg im Kraichgau kann er künftig auch an Wochentagen bestellen, seine naturwissenschaftliche Bibliothek wird er häufiger sehen und die Geologie wird ihn auf viele weitere Reisen führen.
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