Gemeinderat

Streit um Mehrkosten bei Rückhaltebecken in Hockenheim

Dass das Bauwerk auf dem Gelände des Klärwerks 978.000 Euro teurer als kalkuliert wurde, liegt laut Stadtverwaltung vor allem an unzureichenden Berechnungen des Ingenieurbüros und nicht an mangelndem Controlling.

Von 
Matthias Mühleisen
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Einer der großen Posten des laufenden Haushalts: das Regenrückhaltebecken auf dem Gelände der Kläranlage. © Stadtverwaltung Hockenheim

Hockenheim. Dass das Ende September offiziell eingeweihte Regenrückhaltebecken auf dem Gelände des Klärwerks rund 980.000 Euro mehr gekostet hat als ursprünglich geplant, sei nicht darauf zurückzuführen, dass das Controlling der Stadtverwaltung nicht funktioniert hätte. Das unterstrich Oberbürgermeister Marcus Zeitler bei der Gemeinderatssitzung und reagierte verstimmt auf die Frage von Adolf Härdle (Grüne), wie die Kontrolle der Kostenentwicklung verbessert werden könne.

„Wenn das Controlling versagt hätte, hätte die Vorlage nicht sieben Seiten und wir würden jetzt nicht rechtlich dagegen vorgehen.“ Die Mehrkosten hätten sich während des Bauprozesses abgezeichnet und seien angesprochen worden. Doch Zeitler gab zu bedenken: „Wenn ich einen Baustopp verhänge und komme meiner Aufgabe nicht nach, ein Stauvolumen zu erhöhen, dann würde mir dieses Becken und die Kläranlage geschlossen werden.“ Wo Fehler gemacht wurden, habe die Stadt Rechtsmittel eingelegt und werde Rückforderungen stellen.

Baustopp nach Entdeckung einer Eidechse

Schon eingangs der Debatte hatte der OB darauf hingewiesen, dass der Beschluss zum Bau 2019 gefällt wurde, aber erst 2022 die erste Ausschreibung erfolgt sei. „Bei einer Baumaßnahme, die sich über drei Jahren zieht, sind natürlich gewisse Kostensteigerungen drin“, von der die eine oder andere auch ärgerlich sei. Aber das Bauwerk trage zum Umweltschutz bei. Details zur Baugeschichte trug Marcus Held, Abteilungsleiter im Bereich Tiefbau beim Fachbereich Bauen und Wohnen der Stadt, vor. Nach der ersten Ausschreibung und Vergabe 2022 habe eine Eidechsensichtung zum Baustopp geführt. Die „Population“, die aus einem einzigen Tier bestand, habe umgesiedelt werden müssen. Der Vertrag mit der Baufirma wurde aufgelöst, eine neue Ausschreibung folgte 2023, im September begann die Firma Heberger mit dem Bau, 2024 sollte das Becken fertig sein. Tatsächlich war die Bauabnahme im April 2025.

Zu den Mehrkosten habe in erster Linie die vom Ingenieurbüro falsch kalkulierte Bauzeit geführt: Acht Monate standen im Plan, 18 Monate hat es gedauert. Das habe allein in der Baustelleneinrichtung bei der Grundwasserhaltung knapp 300.000 Euro mehr gekostet. In verschiedenen Einzelposten seien die Materialmengen zu gering angesetzt gewesen, berichtete Held weiter. Die Planung habe zahlreiche Mängel aufgewiesen, von der Baufirma angeforderte Unterlagen seien unvollständig gewesen oder hätten sogar ganz gefehlt, was die Baustelle verzögert habe. Ein personeller Wechsel im Ingenieurbüro habe den Fortschritt zusätzlich gebremst.

Der Bau soll im Haushaltsjahr 2025 komplett abgerechnet werden. Die Mehrkosten seien in den vergangenen Haushaltsjahren durch Korrekturen berücksichtigt worden. Nach aktuellem Kenntnisstand fallen laut Marcus Held keine überplanmäßigen Ausgaben für das Projekt an. Schadenersatzansprüche gegen das Ingenieurbüro seien laut Rechtsvertretung der Stadt kaum durchsetzbar, aber Honorarkürzungen könnten eventuell vorgenommen werden, wenn die Schlusszahlung erfolgt sei.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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