Aufatmen und Erleichterung bei der Bürgerinitiative Pro Stadtwald C4: Nach Recherchen unserer Zeitung sind die Pläne für eine Erweiterung der Tank- und Rastanlage Hockenheim-West, die zahlreiche Bäume in unmittelbarer Nähe der Stadt gekostet hätte, vom Tisch. Wie die Pressestelle der Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH des Bundes auf HTZ-Anfrage mitteilte, haben „nähere Untersuchungen ergeben, dass die Anlage für eine wesentliche Erweiterung nicht geeignet ist.“
Begründet wird das mit der Sicherheit auf diesem Autobahnabschnitt: Durch die Zusammenführung der A 6 und der A 61 in Fahrtrichtung Heilbronn sowie die Einfahrt zur Tank- und Rastanlage an gleicher Stelle sei für alle Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit erforderlich. „Eine deutliche Erhöhung des Lkw-Verkehrs zur und von der Tank- und Rastanlage könnte in diesem Autobahnabschnitt zu einer Reduzierung des Sicherheitsniveaus führen“, heißt es im Schreiben der Pressestelle der Autobahn GmbH, die die Zuständigkeit für das Thema vom Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe übernommen hat.
Keiner vor Ort weiß Bescheid
Bemerkenswert ist, dass diese wichtige Erkenntnis nicht nach Hockenheim weitergegeben wurde: Sowohl im Rathaus als auch bei der Bürgerinitiative kam die Bitte um eine Stellungnahme zur frohen Botschaft völlig überraschend. Die Stadt wehrt sich in großer Geschlossenheit und mit Unterstützung von Bundes- und Landtagsabgeordneten seit über drei Jahren gegen die Pläne. Im September 2019 stellte das RP die Pläne in der Stadthalle vor, begleitet von Protesten. Die Bürgerinitiative sammelte fast 4000 Unterschriften gegen das Vorhaben. Nach dem Übergang der Zuständigkeit flossen keine Informationen mehr über den Stand der Planung.
„Wir haben mit großer Freude die Mitteilung der Autobahn GmbH gelesen. Mit dem heutigen Tag haben wir ein großes Ziel der Bürgerinitiative erreicht und sind froh, dass keine Bäume einer Rastanlage weichen müssen“, sagt Stephanie Garcia Laule, Sprecherin der Bürgerinitiative Pro Stadtwald C4. Seit März 2019 habe sich BI für den Stadtwald C4 eingesetzt, unterstützt von vielen Bürgern, der Stadt Hockenheim, Mitgliedern des Stadtrates, Landtags- und Bundestagsabgeordneten, Medien und Sponsoren.
Bisher habe sich die Bürgerinitiative für zwei Ziele eingesetzt: die Verhinderung der Abholzung des Stadtwaldes für die Erweiterung der Rastanlage und die nachhaltige Wiederaufforstung. Diese nachhaltige Wiederaufforstung des Stadtwaldes C4 werde die BI weiter konsequent vorantreiben, kündigt Garcia Laule an.
Auf Aufforstung konzentrieren
„Bisher haben wir mit unseren Pflanzaktionen 580 Setzlinge sowie rund 4000 Kastanien und Eicheln eingepflanzt. Im November sind weitere 250 Setzlinge geplant. Zusätzlich vermindern regelmäßige Putzaktionen die Ausbreitung gebietsfremder Pflanzen. Mit vollem Elan können wir uns nun ausschließlich auf die Wiederaufforstung konzentrieren“, kündigt die Sprecherin an.
Mit Genugtuung, aber auch Irritation nimmt Oberbürgermeister Marcus Zeitler die Nachricht von der Aufgabe der Erweiterungspläne zur Kenntnis: „Dann waren unsere gemeinsamen Bemühungen nicht umsonst.“ Dass die Autobahn GmbH die Entscheidung allerdings nicht übermittelt hat, kann Zeitler angesichts des vor Ort mobilisierten Widerstands nicht nachvollziehen. Kopfschütteln löst die Information auch bei den Stadträten aus, die bei der Einweihung der Grundschule plus davon erfahren.
Dass die Erhöhung der Verkehrssicherheit über eine bessere Gewährleistung der Einhaltung der Lenkzeiten der Lkw-Fahrer (durch mehr Stellplätze) nicht durch die Gefährdung der Verkehrssicherheit durch ein höheres Fahrzeugaufkommen an einer neuralgischen Stelle herbeigeführt werden sollte, liegt auf der Hand.
Der Bund habe in den vergangenen Jahren mit Nachdruck neue Lkw-Stellplätze geschaffen und rund 1,2 Milliarden Euro investiert, heißt es in der Mitteilung. Die im Zuständigkeitsbereich der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest gelegenen bewirtschafteten und unbewirtschafteten Parkanlagen würden dazu erfasst, bewertet und priorisiert. Das Hauptaugenmerk liege auf der Verdichtung von Parkräumen auf bestehenden Anlagen.
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