Hockenheim. Ganz egal, was das Christkind jetzt noch auf dem Wunschzettel von Charlene und Florian Gallant versemmelt – für die beiden ist das Fest in trockenen Tüchern. Das Ehepaar aus Hockenheim steht im Finale der Castingshow „The Voice of Germany“, vom Publikum mit überragenden 73,3 Prozent der Stimmen in die Endrunde gewählt und von Coach Mark Forster mit großen Lorbeeren bedacht: „Ich liebe diese Entwicklung, die ihr gemacht habt, es wird einfach immer geiler, immer besser“, sagte der Teamchef. Forsters Zusatz „Da geht noch was“ könnte sich durchaus als gutes Omen entpuppen. Am Telefon berichtet Florian Gallant von herausfordernden Emotionen auf der Bühne.
Wie haben Sie sich gefühlt, als die Anzeigetafel 73,3 Prozent des Publikumsvotums auf Ihrer Seite angezeigt hat?
Florian Gallant: Das war natürlich extrem aufregend, vor allem, weil ein kleiner technischer Fehler die Anzeige des Ergebnisses hinausgezögert hat. Danach sind die Emotionen auf uns eingestürmt. Auf Social Media haben einige Leute geschrieben, wir hätten nach unserem Sieg nicht glücklich ausgesehen. Ich musste auf der Bühne sogar weinen, aber man muss das verstehen: Die Teams, in denen man so lange zusammen gewesen ist, vermisst man. Man freut sich übers Weiterkommen, ist zugleich aber auch traurig, dass diese Menschen jetzt gehen. Das ist eine extreme Achterbahn der Gefühle da oben. Aber wir haben uns extrem gefreut, dass die Zuschauer so an uns glauben. Dass so viele den Weg mit uns gehen bis ins Finale, ist der absolute Wahnsinn.
Man hat gesehen, wie bewegt Sie beide in diesen Minuten waren. Aber sicher gibt es ohnehin ein ganz breites Spektrum von Zuschauerreaktionen – werden die Kandidaten vom Sender eigentlich auf diese Tatsache vorbereitet?
Gallant: Darauf vorbereitet eigentlich nicht, das wurde nicht thematisiert. Unser Vocalcoach hat nur gemeint, wir sollten einfach gar keine Kommentare lesen. Manchmal hat man den Drang, Kommentare zu beantworten, aber man muss sich bewusstmachen, dass einen die Leute eben gar nicht kennen und sich jeder seine Meinung bildet. Es ist halt schwierig, dass das so unpersönlich abläuft. Die Menschen sehen uns auf der Bühne und in den kleinen Einspielern, aber was die ganze Woche in den Teams läuft, wie man da kämpft und sich gegenseitig mitreißt, wenn mal einer durchhängt, das bekommt das Publikum nicht mit. Aber es ist so wichtig für uns.
Wie schnell sind Sie beide denn mit dem Song „Broken Strings“ warm geworden, den Sie performen mussten?
Gallant: Wir waren ihm gegenüber nicht abgeneigt, es hat aber doch ein paar Tage gedauert, bis wir ihn wirklich gefühlt haben, bis er richtig saß. Es ist halt ein „Break-up-Song“, es geht um Trennung – und das Gefühl kennen wir nun mal nicht. Aber wir haben das für uns so gedreht, dass wir es nachvollziehen konnten: Es geht ums Streiten und sich wieder Versöhnen, ums füreinander Kämpfen, so haben wir es interpretiert.
Mark Forster sagt, Sie werden immer besser. Empfinden Sie das auch so und waren Sie optimistisch, bevor die Show begonnen hat?
Gallant: Das lässt sich kaum einschätzen. Dadurch, dass man keinen Bezug nach außen hat zum Zuschauer, die man nicht wie bei einem Konzert vor Augen hat und jubeln hört, ist das wirklich nicht greifbar. Das ist wirklich Elektrizität auf der Bühne: Du guckst da hoch, wartest auf die Zahlen und siehst 73 Prozent – da stehst du unter Schock, der Mund klappt komplett auf, es ist echt krass. Diese Verbundenheit, die man spürt, wenn die Leute für einen voten, ist absolut das Beste.
Coach Mark Forster sagt: „Da geht noch was“
Im Viertelfinale von „The Voice of Germany“ hatte Coach Mark Forster gesagt, er könne sich vorstellen, dass Charlene und Florian Gallant „das gut hinkriegen bis ins Finale“ – er sollte Recht behalten. Nach dem Auftritt des Hockenheimer Ehepaars am vergangenen Sonntag meinte Forster nun: „Da geht noch was.“ Das hört sich doch vielversprechend an.
Nachdem Charlene und Florian mit dem innigen „Simply The Best“ und dann mit dem heißen „Sex On Fire“ überzeugt hatten, müssen sie im Halbfinale mit „Broken Strings“ (Zerrissene Saiten) nun einen weiteren Ritt auf der Achterbahn einer Beziehung auf die Bühne bringen: einen Trennungssong. Mit geschlossenen Augen legen sie los, singen sich durch einen Spiegel an, steigern die Intensität im Lauf der Strophen – und finden ein eigenes Ende in der Choreografie: Er steht hinter ihr und legt die Arme um sie – das soll Hoffnung vermitteln statt des Bruchs.
Sarah Connor greift nach dem Abschluss des Votings dem Ergebnis vor: „Ich würde das zauberhafte Paar mit ins Finale nehmen.“ Das sehen die Zuschauer genauso. Da machen die beiden große Augen.
Sie standen schon am Montag wieder im Studio, es gibt keinen Ruhetag mehr. Kann man sagen, der Druck steigt auf die Teilnehmer?
Gallant: Extrem. Wir haben ganz passabel geschlafen und sind sofort mit Mark und Produzent ins Studio, um den Song fürs Finale am Sonntag aufzunehmen, der dann auch als Single veröffentlicht wird. Mark hat ihn für uns geschrieben, ich finde ihn superschön, er wird ihn auch mit uns singen, das finde ich wirklich cool. Am Sonntag werden wir auch einen weiteren Song singen – mit einem Weltstar. Es kommen ja ganz viele in die Show, Leute wie Ed Sheeran und James Morrison und wir werden mit einem von ihnen bei einem ihrer Songs mitsingen. Beide gehen in die Bewertung ein. Und ich schätze, dass es bis dahin Schlag auf Schlag gehen wird mit Interviews, Fotos, Dreharbeiten für Einspieler.
Dann sind Sie beide ja schon halbe Berliner geworden?
Gallant: Das kann man so sagen. Am Sonntag sind wir über vier Wochen ohne Unterbrechung hier. Ohne meinen Vater, der sich um unsere Söhne und unsere Tante kümmert, wäre das nicht denkbar.
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