Hockenheim/Ketsch. Bei seiner neuesten Mission hat Dr. Thomas Soballa, Hockenheimer Arzt, der in Ketsch lebt, nicht sein Fahrrad gebraucht, sondern Wanderstöcke. Gemeinsam mit seiner Tochter, die in Trier lebt, begab er sich zu Fuß auf die Fernwanderung auf dem Eifelsteig.
Von Kornelimünster ging es für den Allgemeinmediziner und seine 25-jährige Tochter Paula eine Woche lang nach Trier. Die große Herausforderung für den Arzt dabei war, dass er bei der gesamten Tour fastete. Einige Wochen und über 200 Kilometer und 5200 Höhenmeter später berichten die beiden von ihren Erfahrungen auf der Wanderung und Soballa spricht über das Fasten – und eine Überraschung nach seinem ersten Essen.
Die Vorbereitung für die Wanderung ging für Dr. Thomas Soballa schon am Donnerstag vor Pfingsten los – er begann zu fasten. „Ich musste meinen Körper darauf vorbereiten“, erklärt der Allgemeinmediziner, dass eine solche Tour nicht ohne entsprechende Vorbereitung beginnen könne. Der Fastenstoffwechsel müsse im Körper ankommen – und so war seiner sonntags bereit.
„Ich habe aber natürlich getrunken und jeden Tag eine Brühe gegessen“, betont Soballa. Denn abends gingen Vater und Tochter gemeinsam essen. Während Paula sich auf der Speisekarte etwas nach ihrem Geschmack auswählte, gab es für Thomas Soballa lediglich besagte Brühe – mit nichts drin. „Ich habe einfach nur gefragt, ob ich von der Tagessuppe die Brühe haben kann, ohne Inhalt“, erklärt Soballa. Dass ihr Vater fastet, fand Paula nicht gut, wie auch der Rest der Familie. Heute können Vater und Tochter darüber lachen und Paula sagt mit einem Augenzwinkern: „Ich habe gesagt, wenn er umkippt, lasse ich ihn liegen. Das ist nicht meine Verantwortung.“
Vom Fasten und einem Salzschock nach dem Essen
Thomas Soballa und seine Tochter Paula sind sich einig: Sie würden wieder eine solche Tour gemeinsam machen. „Es war sehr erholsam, obwohl es körperlich anstrengend war“, beschreibt die 25-Jährige, für die Fasten auf einer solchen Tour nicht infrage komme. Aber ihr Vater sei bereit, so etwas noch mal zu machen, da es eine gute Erfahrung war und sich gezeigt habe, dass er und sein Körper den Willen haben.
Gerne würde Soballa eine Fastenwanderung mit einer Gruppe machen – aber dann natürlich nicht mit diesen vielen Kilometern. Durch die Umstellung seines Körpers einige Tage vor dem Start der Tour, fiel es Soballa nicht schwer, auf das Essen zu verzichten. Probleme hatte er auch keine, verlor täglich etwa ein Kilogramm . „Aber ich muss sagen, dass diese eine Woche mit dieser Strecke gut machbar war“, sagt Soballa.
Der Allgemeinmediziner weiß, dass der Stoffwechsel das Fasten verträgt, der Mensch es nur wollen muss. „Unsere Vorfahren waren Jäger und Sammler, hatten tagelang mal nur Beeren und Früchte, dann mal wieder ein Tier erlegt und richtig viel zu essen“, beschreibt Soballa, dass die Menschen zu und abnahmen, aber das in der heutigen Gesellschaft nicht mehr so sei.
Auch in der Therapie setzt er das bei seinen Patienten mittlerweile ein, rät ihnen, mal eine Woche Heilfasten zu machen. Vor allem für Menschen mit Gelenkbeschwerden, extremen Muskelverspannungen und Darmbeschwerden kann das sehr gut sein.
Zudem erklärt er, dass das Fasten am besten zwischen sieben und 14 Tagen funktioniere. Darüber hinaus könne es kritisch werden. Auch in seinem Urlaub sollte man nicht fasten – außer in einer Klinik oder einem Fastenhotel. Zu Hause sei die Verlockung des Kühlschranks zu groß. Oder eben im Alltag, wenn man arbeitet.
Überrascht zeigte sich Soballa am ersten Tag, an dem er wieder Nahrung zu sich nahm. Zum Abendessen gab es Pizzabrot und Salat – das wurde ihm nachts zum Verhängnis. Das viele Salz machte ihn durstig. Rund 1,5 Liter trank er in der Nacht. „Damit hatte ich nicht gerechnet“, gibt der Allgemeinmediziner zu, dass er heute sehr wenig Salz verwendet. Eine Erfahrung, die er nicht missen will.
Erste Erfahrung waren die Alpen
Nach Paulas Abitur im Jahr 2015 hatte sie mit ihrem Vater eine Alpenüberquerung gemacht. „Wir haben beide festgestellt, dass uns das Wandern sehr viel Spaß macht“, erklärt ihr Vater, dass der Eifelsteig eigentlich der Abschluss von Paulas Studium sein sollte. Doch Corona, die Flut in der Eifel und im Ahrtal sowie eine Hüftverletzung von Thomas Soballa, die er sich vor zwei Jahren zuzog, brachten die Pläne durcheinander. Mittlerweile promoviert die 25-Jährige an der psychologischen Fakultät, was die Eifelsteig-Pläne aber nicht beeinflusste.
Der Eifelsteig hat 15 Etappen mit jeweils zwischen 18 und 25 Kilometern. Die Soballas wollten dies in einer Woche schaffen und entschieden sich daher, immer zwei Etappen am Tag zu laufen. So planten sie die Tour, erhielten dabei Unterstützung von einer Agentur, die sich um Eifel-Touristen kümmert. „Denen habe ich unseren Reiseplan geschickt und sie buchten für uns die Hotels“, erklärt Soballa, der sich somit nicht selbst um die Übernachtungsmöglichkeiten kümmern mussten. Auch ein Gepäcktransport wäre möglich gewesen, aber diesen nahmen die beiden nicht in Anspruch. Sie beschränkten sich lieber auf das Nötigste – mit sechs Kilogramm auf dem Rücken ging es los.
Die Anreise nach Aachen fiel mit der Einführung des 9-Euro-Tickets und dem Pfingstwochenende zusammen – was sich als keine gute Kombi entpuppte. Züge fielen aus, waren überfüllt. Von Köln gingen keine Fahrten nach Aachen. Soballas entschieden sich dafür, ein Taxi zu nehmen. Es war anders nicht möglich. „Von da an wussten wir, dass es besser ist, zu Fuß zu gehen“, sagt Paula und lacht. Die erste Herausforderung brachte das Vater-Tochter-Gespann gut hinter sich.
Herausforderung an Höhenmetern
Der zweite Tag war für Soballas der Härteste, sagen sie. 1200 Höhenmeter mussten sie an diesem Tag bewältigen. Eine Herausforderung, die beide meisterten, auch wenn Thomas Soballa zugibt, dass er das bei seiner Planung ein wenig unterschätzt habe. Für den vierten Tag war durchgehend Gewitter angesagt. Das wollten sich Paula und Thomas Soballa nicht antun. Sie entschieden sich dafür, ihn als Ruhetag zu nutzen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fuhren sie also von Blankenheim nach Hillesheim.
Kampf mit dem Kreislauf
Ein herausfordernder Tag für Thomas Soballa war der sechste. Am Abend zuvor hat er eine Brühe gegessen, die er nicht gut vertrug. Er kämpfte am nächsten Tag mit Kreislauf-Problemen, niedrigem Blutdruck. „Das war schon schwierig“, sagt der Mediziner, der am Mittag einen halben Liter Energydrink trank – dann wurde es besser. Für Tochter Paula war diese Zeit sehr anspruchsvoll. „Ich habe ihm angemerkt, dass es ihm nicht gut geht. Ich fragte mich schon, wie ich ihn aus dem Wald bekomme, wenn was passiert. Ich versuchte, in der Zeit wenig zu sprechen, weil er sich darauf konzentrieren musste zu gehen. Ich hatte im Blick, dass wir genug Pausen machen und, dass er genug trinkt“, sagt Paula. „Ich hatte zudem immer zwei bis drei Proteinriegel im Rucksack, die ich ihm in der Not hätte zuführen können“, ergänzt Paula und grinst – auch ihr Vater kann darüber mittlerweile lachen.
Nach der Ankunft in Kordel – am letzten Tag ihrer Wanderung – war das Glück perfekt. 210 Kilometer hat das Duo hinter sich gebracht, 5200 Höhenmeter überwunden. Die Schuhe hatten gehalten, lediglich neue Socken musste sich Paula in der Mitte der Tour kaufen. Sie bewirkten Wunder, sei es für Paula danach ein Laufen wie auf Wolken gewesen. Und auch ihr Vater Thomas Soballa konnte das Fasten brechen. Denn in Trier nahm er wieder Nahrung zu sich – in fester Form. Es gab für ihn ein Käsebrot. „Es hat geschmeckt“, sagt er mit einem Lachen. Als Nächstes stehe nun die Promotion von Paula an. Wo es danach hingeht? Das wird das Wander-Gespann aus Vater und Tochter entscheiden, wenn es so weit ist.
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