Baumschnitt - Eingespieltes Team sorgt für ein langes Leben der Gewächse im Stadtgebiet / Richtiger Rückschnitt gibt den Exemplaren eine Zukunftsperspektive

Und immer wieder grüßen die Platanen

Von 
Anke Koob
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Jochen Schloß (links) schneidet die Platanen, und Peter Münz hilft ihm dabei. Die erfahrenen Experten sehen sofort, an welcher Stelle sich das Totholz befindet. Das muss entfernt werden, um die Bäume am Leben zu erhalten.

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Günter Rüttel hat heute Kehrwoche. Der Gärtner lässt die Selbstgedrehte lässig im Mundwinkel wippen und fegt die Parkfläche entlang der Schubertstraße immer wieder aufs Neue frei. Gerade fällt ein dicker Ast.

Günter Rüttel fängt wieder von vorne an. Und auch sein Kollege Matthias Simoneit vollzieht die gleichen Arbeitsschritte wie seit Stunden. Und wie in den kommenden Tagen. Denn der Schnitt von Bäumen ist langwierig.

Aus dickem Ast wird Holzmehl

Der Gärtner schnappt sich das Holzstück und lässt die Maschine erbeben, die Stämme mit einem Durchmesser von bis zu 13 Zentimetern häckselt. In weniger als drei Sekunden hat er aus dem dicken Ast der Platane Holzmehl gemacht. Der Anhänger füllt sich, Matthias Simoneit schaufelt noch einige Ladungen von den Samenständen der Platanen hinterher. Er ist froh, wenn sie aus seiner Nasenreichweite sind. "Die jucken", erklärt er.

Auch "Chef" Jochen Schloß kennt die Tricks der kleinen Härchen an den Samen. "Manchmal schnäuze ich noch am späten Abend", erzählt er. Das liegt an der geballten Menge der Samen - für den normalen Passanten bilden die Platanen kein Allergenpotenzial.

Jochen Schloß ist dennoch froh, dass die Nacht Feuchtigkeit mit sich brachte. So lassen sich die Überreste des Baumes besser kehren, und auch die vorbeifahrenden Autos werden nicht verschmutzt. "Abgesehen davon sind die Blätter noch viel unangenehmer", erzählt der Gärtner, der sonst lieber bei begrünten Bäumen schneidet. Mit erfahrenem Blick hat er aber auch an dem noch kahlen Baum längst gesehen, an dem er gleich noch sägen muss.

Gemeinsam mit Baumpfleger Peter Münz steigt er wieder in den Hubwagen und lässt sich in atemberaubende Höhen schieben. Dort oben muss die Aussicht fantastisch sein. Für die Anwohnerin, die auf ihrem Balkon steht, sicherlich auch. Doch jetzt ist die Seniorin erst einmal bemüht, die Aufmerksamkeit der Baumpfleger auf sich zu lenken.

Anwohner helfen gerne

Artur Henigin kennt das. "Das passiert öfters, dass Anwohner uns zeigen wollen, wie geschnitten werden soll. Wir sind dann immer bürgernah, aber letztendlich muss der Schnitt gärtnerisch vertretbar sein", erklärt der Sachbearbeiter Stadt- und Umweltplanung. Er ist froh, dass das pfälzische Unternehmen ein eingespieltes Team ist. Und tatsächlich: Die Männer verständigen sich ohne viele Worte, die Arbeit geht flott von der Hand. Den Hubwagen haben sie in Nullkommanix in seiner Position verändert. Schnell noch Platten unter die Stabilisierungen, und schon kann es wieder hinauf gehen. Den Parkplatz hatten sie entsprechend präpariert. 72 Stunden vor dem Beginn der Arbeiten stand ein Schild parat und bat um das Freihalten der Buchten. "Meist halten sich die Leute ja auch dran", weiß Artur Henigin. Bei rund 6000 Bäumen im Stadtgebiet ist das auch wichtig, denn geschnitten werden muss immer wieder einer von ihnen.

Er deutet auf die sogenannten Saftzieher, die vor dem aktuellen Schnitt aus dem Ast ragen. Das kennzeichnet die Fachleute: Ohne diese neuen Äste könnte der Baum sich nicht mehr selbst versorgen und würde in diesem Bereich sterben.

Die großen Platanen sind alt. "Deshalb brauchen sie auch einen habitatsgerechten Rückschnitt", so Schloß, "damit diese Bäume eine Zukunftsperspektive haben." Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern sorgt er dafür, dass das Totholz aus der Krone herauskommt.

Und Artur Henigin freut sich: "Die Baustelle läuft richtig gut." Gärtner Schloß freut dieses Lob - auch wenn der Nacken schmerzt.

Freie Autorin

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