Hockenheim. Der Oldtimer-Markt „Veterama“ ist seit seiner Premiere im Jahr 1975 eine heilige Pilgerstätte für Automobilfans, Sammler und Händler aus aller Welt. Seit 2013 ist auch der Hockenheimring Veranstaltungsort des Marktes. So strömten Jung und Alt am Wochenende einmal mehr auf die Rennstrecke, um auf dem Veranstaltungsgelände zu stöbern. Rund um das Baden-Württemberg-Center hatten mehr als 1000 Händler ihre Zelte aufgebaut und präsentierten ihre Schätze.
Dabei war die Fülle an Produkten und Angeboten überwältigend: Zylinder, Lenkräder, alte Zeitschriften und historische Schilder, Auspuffanlagen, Rennanzüge und vieles mehr stapelte sich unter den Pavillons der Verkäufer. Wenn sich beim Schlendern zwischen Schläuchen, alten Motorradreifen und Pflegeölen der Geruch von Benzin mit dem des Bratwurstgrills vermengte und neben eisernen Motorteilen aus einem alten Radio Hard-Rock-Klassiker schallten, wurde klar, warum die „Veterama“ Europas beliebtester Oldtimermarkt ist. Hier hat jeder Benzin im Blut.
Auch Adrian Fischer von der „Fischer-Autoverwertung“ aus Deggingen zählt zu den echten „Veterama“-Veteranen, denn das Unternehmen ist seit 1987 auf der Messe vertreten. „Wir nehmen in unserem Betrieb Fahrzeuge auf, schlachten sie aus und verkaufen hier die Einzelteile“, erklärt Fischer.
Echte Raritäten auf dem Tresen
So findet sich auf seinem Verkaufstresen alles, was das Sammlerherz begehrt. Dass unter den Teilen auch echte Schätze zu finden sind, ist möglich, denn in Fischers Betrieb werden vor allem Oldtimer auseinandergeschraubt. „Der Durchschnittskunde ist der normale Golf-Fahrer oder Besitzer von Klassikern aus den 1980er oder 1990er Jahren.“ Hin und wieder legen die Mechaniker den Schraubenschlüssel auch an echten Raritäten an. „Einmal hatten wir einen Porsche 356 in der Werkstatt, das ist dann schon etwas Besonderes“, berichtet Adrian Fischer.
Interessiert beäugen zahlreiche Besucher die zum Verkauf stehenden Oldtimer am Rande des Geländes. Hier sind viele Jahrzehnte Automobilgeschichte aneinandergereiht und darunter so manche Rarität. Adalbert Bullinger aus Malsch bei Karlsruhe steht vor einem Porsche und schüttelt entschieden den Kopf. Dieses Auto gefällt ihm nicht, sein Traumwagen steht jedoch ein paar hundert Meter weiter hinten.
„Besonders gut gefällt mir der BMW M3 oder der Ford Mustang“, berichtet er. Sein Lieblingsauto fährt er jedoch selbst, seinen Golf 1 in Cabrioversion. Ein echter Blickfang wartet direkt hinter dem Porsche: Ein 31 Jahre altes, 225 PS starkes Monstrum italienischer Bauart, der legendäre Maserati Biturbo Spyder. Von diesem Wagen gibt es auf der ganzen Welt nur noch etwa 600 Modelle. Als Verkäufer Dr. Jörg Winkelacker vom Oldtimerhandel „Retrocars-52“ die Motorhaube öffnet, kommt ein leistungsstarker V6-Motor zum Vorschein, ein echtes Ungetüm. Für rund 30 000 Euro soll es den Besitzer wechseln.
Wem der Kauf eines solchen Wagens zu teuer ist, kann bei der Lebenshilfe Gießen an einer Verlosung teilnehmen. Dieser Verein setzt sich für eine bessere gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ein. Um dies zu finanzieren, rief Marketingleiter Reinhard Schade im Jahr 1995 die „Oldtimerspendeaktion“ ins Leben.
Freude auf ein Wiedersehen
Mittlerweile wird das Projekt durch viele Sponsoren unterstützt, die prächtige Wagen als Preise zur Verfügung stellen. Durch die Einnahmen kann der Verein dann eigene Projekte fördern. Ab einer Spende von fünf Euro kann jeder an der Verlosung teilnehmen. Die Schwester von Reinhard Schade, Erika Keller, vertritt die Lebenshilfe in Hockenheim und ist von der Veranstaltung auch in diesem Jahr hellauf begeistert: „Es ist einfach immer wieder schön, hier zu sein. Man trifft hier sehr nette Menschen aus allen Gesellschaftsschichten“, berichtet sie.
Zwischen den Händlern und ihren treuen Kunden haben sich auf der „Veterama“ im Laufe der Jahre Bekanntschaften entwickelt. Verkäufer „Schorsch“ Siegmund kennt seine Stammkunden und Nachbarn schon lange. „Es gibt Leute, die man hier jedes Jahr sieht. Da merkt man sich schon das ein oder andere Gesicht“, meint er. Seit 25 Jahren kommt Siegmund zur „Veterama“ und möchte, so lang es geht, damit weitermachen. Aus Wohnungsentrümplungen und von Freunden bekommt er die Teile, die er an seinem Zelt zum Kauf anbietet. Begeistert bastelt er selbst derzeit an einem VW-Käfer und mehreren Traktoren.
Lebendiger Austausch
Die „Veterama“ auf dem „Ring“ ist daher für viele nicht nur ein Markt, sondern ein Ort der freundschaftlichen Zusammenkunft und des lebendigen Austauschs. Die Veranstaltung ist deshalb für alle Autofans ein großes Fest und eine weitere Bereicherung für Hockenheim und die Region.
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