Wenn es stimmt, dass Neugier die beste Voraussetzung für den Journalistenberuf ist, muss sich die Branche keine Zukunftssorgen machen: In der Klasse 4 a der Hartmann-Baumann-Schule steckt jede Menge Nachwuchspotenzial. Mit ihrer Lehrerin Erika Dierks nehmen die Grundschüler aktuell am Leseförderprojekt „Klasse Kids“ teil und setzen sich täglich mit der Hockenheimer Tageszeitung auseinander.
Eine Liste mit Fragen an den Redakteur, der zu ihnen ins Klassenzimmer kommt, haben die Viertklässler nicht vorbereitet, doch im Gespräch zeigt sich schnell das Interesse an den Themen, mit denen sich Zeitungsleser und -macher beschäftigen. Auf die Frage, wohin der Blick auf der Seite als Erstes fällt, schnellen sofort einige Finger nach oben: „Auf die dickste Überschrift und auf die größten Bilder“. Genau, und deshalb stehen diese auch in der Regel oben auf der Seite.
Das Projekt „Klasse Kids“
Seit 2008 nehmen jährlich 800 bis 1000 Viertklässler aus unserem Verbreitungsgebiet an dem Projekt teil.
Die langjährigen Kooperationspartner Sparkasse Heidelberg und Stadtwerke Schwetzingen ermöglichen die für die Schulen kostenfreie Teilnahme am Projekt und die Lieferung der Zeitungsexemplare. Der Projektzeitraum ist von den Lehrkräften im Schuljahr frei wählbar.
Interessierte Lehrerinnen und Lehrer der Klassenstufen 3 und 4 können sich in der Redaktion bei Bianca Oberhausen, Telefon 06202/20 53 06, oder per E-Mail bianca.oberhausen@schwetzinger-zeitung.de melden. htz
Welche Ressorts oder Themen die Kinder am meisten bei der täglichen Lektüre interessieren, ist vielfältig. Erfahrungsgemäß kommt der Sport sehr gut weg – bei der 4 a nicht nur bei Jungs. Das Thema Unfälle hat die Klasse mit Erika Dierks gerade ausführlich besprochen, darum fällt auf sie ein besonderes Augenmerk. Kriminalfälle sind ebenso interessant für die jungen Leser. Es gibt aber auch Schüler, die sich über historische Themen in der Zeitung freuen.
Unvorstellbar alt
Dass es eine Zeitung schon mehr als 100 Jahre gibt, ist für Grundschüler schwer vorstellbar. Staunend hörten sie, dass Ludwig Menger 1893 einen der Vorgänger der Hockenheimer Tageszeitung gegründet hat und Paul Weinmann den anderen 1906. Wer bis vor Kurzem noch einstellige Geburtstage feierte, kann auch kaum glauben, dass Redakteure schon fast 30 Berufsjahre hinter sich haben.
Viele haben ganz praktische Fragen: Wie kommt die Zeitung an ein Foto von Barack Obama und Angela Merkel, wenn die sich in Berlin treffen? Bei der Gelegenheit wird geklärt, dass sich hinter der Buchstabenkombination DPA die Deutsche Presseagentur verbirgt und dass diese ein Netzwerk von Reportern und Fotografen an vielen Orten der Welt beschäftigt.
Und wie lange dauert es, bis eine Zeitungsausgabe fertig ist? Das hängt natürlich immer von den Ereignissen ab, die den Lesern am nächsten Tag präsentiert werden sollen. Wenn diese erst spät passieren, aber noch wichtig sind – etwa ein Sportergebnis oder ein Wahlausgang, kann es schon mal 23 Uhr werden. Da ist es günstig, wenn die Kollegen in der Druckerei die Hockenheimer Tageszeitung erst später produzieren als andere Produkte, die in der Nacht aus der Druckmaschine laufen.
Ob künstliche Intelligenz wie der Chatbot ChatGPT zum Einsatz kommt bei der Erstellung von Texten, beschäftigt einen Schüler. Nein, alles noch Hand- und Kopfarbeit, denn die neue Technologie ist noch nicht so ausgereift, dass sie die journalistische Sorgfaltspflicht erfüllt. Schließlich soll ja ausschließlich die Wahrheit in der Zeitung stehen.
Rechercheauftrag zum Abschied
Dass die Zeitung weder vom Staat noch von der Stadt finanziell unterstützt wird, war den Hartmann-Baumann-Schülern nicht bekannt. Nun wissen sie, wie wichtig Abonnenten und Anzeigenkunden sind. Die Frage, wie viel ein Redakteur verdient, mündete in einen Rechercheauftrag: Wer neugierig ist, kann das im Internet über die Tarifverträge nämlich ganz gut selbst herausfinden.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-viertklaessler-wollens-genau-wissen-_arid,2080485.html