Das war das Jahr 2020 - Alten- und Pflegeheime, Grundschule plus und Obere Hauptstraße kommen planmäßig voran / Traurige Ruhe in Aquadrom, Ring und Kulturstätten

Virus kann Bauboom nichts anhaben

Von 
Matthias Mühleisen
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Es war nicht alles ganz anders im denkwürdigen Jahr 2020 in Hockenheim. Feste feiern war natürlich nicht drin und wurde schmerzlich vermisst, aber beim feste Bauen lief es wie aus den Vorjahren gewohnt. Die Rennstadt erlebte und erlebt in dieser Hinsicht die intensivste Zeit der vergangenen 30 Jahre. Waren es damals der Gartenschaupark und die Stadthalle, so sind es nun das inzwischen fertiggestellte Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt (HÖP), die beiden Alten- und Pflegeeinrichtungen und seit Ende September die Obere Hauptstraße, die das Stadtbild nachhaltig verändern.

„Glück gehabt“, wird sich mancher Hockenheimer im Frühjahr 2020 gefreut haben, wenn er an das gerade zu Ende gegangene große Jubiläum „1250 Jahre erste urkundliche Erwähnung“ zurückdachte: Wäre die Pandemie ein Jahr früher gekommen, hätte sie viele glanzvolle Veranstaltungen zunichte gemacht, und im Gegensatz zu normalen Straßenfesten und Weihnachtsmärkten lässt sich eben ein Stadtgeburtstag nicht ohne Weiteres verschieben.

Geselligkeit bleibt auf der Strecke

Natürlich ließe sich der Jahresrückblick mühelos mit der Klage um verpasste Feste, Veranstaltung und vor allem Begegnungen füllen. Die Vorbereitungen so vieler Vereine und Institutionen liefen wegen Corona ins Leere, von einem Tag auf den anderen platzten lange vereinbarte Termine. Ob Kulturereignisse in der Stadthalle und im Pumpwerk, Rennen auf dem Ring oder gesundes Freizeitvergnügen im Aquadrom – alles ausgesetzt auf großteils unabsehbare Zeit seit März, das ungeselligste Jahr der Nachkriegszeit.

Dabei hatte 2020 durchaus erfreulich begonnen. Mit leichter Verzögerung weihten Umweltminister Franz Untersteller und Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder Ende Januar das Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt ein. „Sie haben sich den Fluss in den Ort geholt“, gratulierte Felder, „Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen“, lobte der Minister. Seit Juni 2017 war der Bach renaturiert worden, 16 Millionen Euro Gesamtkosten flossen in das Vorzeigeprojekt, das auch neue Verkehrswege geschaffen hat.

Nach dem Altenheim St. Elisabeth im September 2019 feierte auch Manuela Offenloch mit ihrem Pflegezentrum im Biblis Anfang Februar Spatenstich. 17 Millionen Euro betragen die Investitionskosten für die Pflegeplätze für 100 Bewohner und weitere 32 betreute Wohnungen, die zwei Jahre Bauzeit erfordern.

Dass der 61. Hockenheimer Fasnachtszug am Samstag, 22. Februar, die letzte Großveranstaltung für eine lange Zeit bleiben würde, ahnen weder der Veranstalter Hockenheimer Marketing-Verein noch die vielen Besucher. Das Augenmerk liegt eher auf der Sicherheit und dem angemessenen Umgang mit Alkohol.

Für den Hockenheimring dagegen kommt die Pandemie noch vorm Saisonauftakt: Der Oldtimermarkt Veterama ist das erste „Corona-Opfer“. Ab September finden zwar Rennen zunächst ohne Zuschauer (ADAC GT Masters, 18. bis 20. September) und dann mit (Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft, Porsche Sports Cup) statt, doch die Atmosphäre ist nicht die gewohnte, es kommt weniger Publikum als erlaubt (bis zu 20 000 Zuschauern), und für das DTM-Finale sind die Fans dann wieder ausgeschlossen.

Dass die gewerblichen Testfahrten eine hohe Auslastung bringen, dürfte finanziell nur geringen Trost spenden, zumal auch einige Großkonzerte möglich gewesen wären.

Aquadrom wartet auf Badegäste

Im Aquadrom herrscht zu Beginn des Jahres noch Aufbruchstimmung: Die Gastronomie wird an Sandro und Sara Camilleri vergeben, heißt jetzt „Trattoria Aquaria“, was das Defizit aus dem laufenden Betrieb um rund 300 000 Euro jährlich senken soll. Mitte März muss das Bad schließen, die angestrebte Wiedereröffnung am 11. Januar 2021 wrid durch die Entwicklung der Infektionszahlen vereitelt. Zustand bestens, Zukunft ungewiss: Der Teil des Teams um Betriebsleiter Gregor Ries, der nicht in Kurzarbeit ist, bringt das Bad rundum auf Vordermann, so dass der Betrieb jederzeit wieder beginnen kann.

Das Mammutprojekt Sanierung des Schulzentrums läuft planmäßig. Damit die Schüler von Hartmann-Baumann-Schule und Schule am Kraichbach während der Arbeiten unterrichtet werden können, werden ab Mai 150 Container aufgestellt und verbunden – für Gesamtkosten von 3,6 Millionen Euro. Mehr als doppelt so viel, rund acht Millionen Euro, fließen in den Neubau für die Grundschule plus der Hartmann-Baumann-Schule, für den im Juli Richtfest gefeiert wird – Corona-konform, versteht sich, im kleinen Kreis, mit Abstand und Masken.

Neben den Schulen ist die Kinderbetreuung ein Schwerpunkt der Arbeit des Gemeinderats. Die Schulsozialarbeit wird an den Verein Postillion vergeben, der auch den Betrieb von Südstadt-, Park- und Fröbelkindergarten übernimmt. Für die neue Kita an der Ecke Hubäckerring/Albert-Einstein-Straße, für die der Spatenstich im August erfolgt (Baukosten: 3,7 Millionen Euro) erhält Postillion die Trägerschaft.

Wegen der Großbaustelle in der Oberen Hauptstraße müssen die Verkehrsteilnehmer ab Ende September neue Wege einschlagen – für knapp zwei Jahre. Die Fahrer gewöhnen sich schnell daran, größere Probleme bleiben aus und die Arbeiten kommen zügiger voran als geplant.

Zur Gewohnheit wird auch die neue Form der Gemeinderatsarbeit: Die Sitzungen finden seit April in der Stadthalle mit großzügiger Sitzordnung statt, überwiegend mit hoher Disziplin bei Redezeiten. Der Bürgersaal wird derweil – ganz im Trend der Stadt – umgebaut und modernisiert.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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