Hockenheimring

Vollgas mit Leidenschaft: Besucherrekord bei Hockenheim Historic

Die ADAC Hockenheim Historic verzeichnen am Wochenende einen neuen Besucherrekord. Das rundet ihr 20-jähriges Bestehen gelungen ab.

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Rebecca Jankowski
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Ein Prototype-Cup-Fahrer rast durch die Sachs-Kurve. © Rebecca Jankowski

Hockenheim. Drei Tage Sonne, Sound und Geschwindigkeit: Die ADAC Hockenheim Historic – Jim Clark Revival hat nicht nur das 20. Jubiläum gefeiert, sondern auch tausende Besucher auf den Hockenheimring gelockt. Schon im Vorverkauf lagen die Ticketzahlen rund 20 Prozent über dem Vorjahr – am Sonntag strömten noch einmal Tausende auf das Gelände. „Wir haben erneut einen Besucherrekord mit über 40.000 Gästen dieses Jahr. Das ist ein starkes Zeichen für das wachsende Interesse am historischen Motorsport“, freute sich Jorn Teske, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH. „Das Wetter und die Tageskassen haben uns wirklich in die Karten gespielt dieses Jahr“, bestätigte auch Kerstin Nieradt, Pressesprecherin der Hockenheim-Ring GmbH.

Rennsport „für alle Generationen“ am Hockenheimring

„Wir wollen Rennsport erlebbar machen – für alle Generationen“, sagte Teske. Dass es gelingt, zeige auch das auffällig jüngere Publikum. Von einer Renaissance könne man zwar noch nicht sprechen, aber von einer erfreulichen Entwicklung sehr wohl. Der Fokus liege dabei nicht auf Nostalgie, sondern auf echter Renn-Performance: „Das hier ist kein bloßes Schaulaufen, das ist echter Motorsport.“

In den Genuss der schnellen Autos kommen auch die kleinsten Besucher. Ausgestattet mit Ohrenschützern, hoch oben auf den Schultern ihrer Eltern, schauen sie den vorbeiflitzenden Rennwagen zu und dürfen sich sogar in den ein oder anderen hineinsetzen.

Hautnah in der Boxengasse das Rennerlebnis miterleben, wenn der Rennwagen mal ohne Ton vorbeikommt. © Rebecca Jankowski

Ostfläche als Treffpunkt für Auto-Enthusiasten

Als offizieller Titelsponsor mit an Bord setze der ADAC auch 2025 deutliche Akzente. „Er bringt nicht nur sein Logo, sondern auch Erfahrung, Organisationstalent und ein starkes Netzwerk mit“, erklärte Teske.

Auch die Ostfläche wurde zum lebendigen Treffpunkt für Auto-Enthusiasten. Beim ADAC Markenclub reihten sich Klassiker aus verschiedenen Jahrzehnten Stoßstange an Stoßstange. Wer hoch hinaus wollte, stieg in den Unimog – dort ging es steil bergauf, fast senkrecht wieder hinunter – und mit einem breiten Grinsen zurück.

Eddy Perk aus Großbritannien mit seiner Frau als Schirmhalterin in der Klasse HGPCA. © Rebecca Jankowski

Ein Rennen aller Generationen und Nationalitäten

Ein Beispiel für echte Rennleidenschaft war der Sinsheimer Unternehmer Fritz Gebhardt. In seinem Rennteam herrschte internationale Vielfalt mit Oscar Tunjo (Kolumbien), Alexander Kristiansson (Schweden), Mikkel C. Johansen (Dänemark) und auch Regionalität war gegeben mit Michael Herich aus Brühl. Alle starteten im Duqueine D08 LMP3, einem modernen Le-Mans-Prototyp.

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Auch das Starterfeld der HGPCA (Historic Grand Prix Cars Association) begeisterte mit seiner Atmosphäre. Die historischen Formelrennwagen standen aufgereiht in der Mittagshitze und fast jeder Fahrer hatte jemanden an seiner Seite, der ihm einen Sonnenschirm hielt – zum Beispiel Eddy Perk aus Großbritannien, dessen Frau ihn mit Schatten versorgte. Andere nutzten die letzten Minuten für ein Power Nap in voller Montur im Cockpit. Szenen wie diese zeigten: Auch früher war Rennsport körperlich fordernd und bleibt es bis heute.

Mit 81 Jahren noch am Steuer

Pure Rennsportgeschichte verkörperte Harald Grohs. Der 81-Jährige fuhr einen originalen Porsche 962 Baujahr 1986, wie er damals in Le Mans eingesetzt wurde. Seit 1973 ist Grohs im Motorsport aktiv. Als gelernter Kfz-Mechaniker schraubte er früher selbst an den Autos mit, bevor ihn 1972 die Rennleidenschaft packte. 1974 nahm in BMW unter Vertrag, 1981 wurde er Vizeweltmeister Sportwagen „und 1995 war ich mit meinen 51 Jahren der älteste Sieger im Porsche Carrera Cup in Hockenheim“, berichtete er stolz über seine Erfolge. Seine Frau Angelika begleitet ihn seit 33 Jahren und sorgt sich bis heute: „Mein Blutdruck war bei fast 200 heute. Aber Harald bleibt immer ganz ruhig.“

Blick in eine Boss GP Klasse Box. © Rebecca Jankowski

Im Kontrast zu den 81 Jahren stand Valentino Catalano. Der 19-Jährige aus Westheim in der Pfalz saß das erste Mal mit fünf Jahren im Kart. Mit 13 startete er in der Formel 4. Sein Ziel: „Ich will Werksfahrer werden und die 24 Stunden von Le Mans und Daytona gewinnen“, sagte Catalano selbstbewusst. Sein großes Vorbild: Ayrton Senna. „Er hat nicht nur unglaubliche Rennen gefahren, sondern auch viele Menschen bewegt.“

Dreifacher Dreher bei Prototype Cup

Auf den letzten Metern beim Prototype Cup am Samstag passierte dann, womit keiner gerechnet hätte: ein dreifacher Dreher im Führungsquartett. Valentino Catalano konnte unbeschadet vorbeiziehen und gewann das Rennen.

Über 40.000 Menschen strömten auf den Hockenheim-Ring an allen drei Tagen. © Rebecca Jankowski

Vater-Sohn-Duo am Start

Ein bekanntes Urgestein: Roland Asch, 73, ging am Samstag in der Klasse „Goldene Ära“ mit seinem Ford Sierra RS500 an den Start. Das Fahrzeug stammte aus der DTM-Zeit der 80er und 90er Jahre, im Originaldesign von 1990. Zusammen mit seinem Sohn Sebastian, 39, fuhren beide abwechselnd im selben Wagen das Rennen mit. Sebastian gewann selbst schon zweimal das GT Masters Rennen. „Dass wir zusammen fahren, das habe ich mir schon immer gewünscht“, erzählte Roland Asch gerührt.

Seine Eltern führten eine Werkstatt und so wurde ihm die Begeisterung für Autos und Technik in die Wiege gelegt. Doch seine Karriere begann Asch eher durch Zufall: Ein Freund ließ ihn bei einem Slalomrennen ans Steuer und meinte: „Mach doch mal.“ Am Ende war Asch schneller als sein Freund. So wurde aus „Mach doch mal“ der Beginn einer bemerkenswerten Rennsportlaufbahn.

Motorsport und Gemeinschaftsgefühl

Das Schrauben an alten Tourenwagen, das Fachsimpeln im Fahrerlager und das Gemeinschaftsgefühl auf solchen Veranstaltungen - das ist es, was Roland Asch und viele anderer Rennfahrer besonders lieben. „Das Publikum war einfach super. Das Motodrom war richtig voll, und die Begeisterung war spürbar. Und am Abend sitzen wir alle hier zusammen und grillen“, freute er sich beim Feierabendbierchen.

Offensichtlich wurde an diesem Tag: Historischer Motorsport lebt und das nicht nur in den Autos, sondern in den Gesichtern der Menschen, die ihn feiern, betreiben und weitertragen.

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