Wenn es gilt, ein „extrem anspruchsvolles“ Bauprojekt in die Tat umzusetzen, ist es sicherer, zum Auftakt neben einem „Vaterunser“ noch ein „Gegrüßet seist du, Maria“ aufs Gelingen zu sprechen. Den Neubau des Altenheims St. Elisabeth, der am Mittwoch mit dem Spatenstich symbolisch begonnen hat, verortete Architekt Johannes Klorer in diese Kategorie.
„Es war ein langer langer Weg“, sagte Dekan Jürgen Grabetz, der als Vorsitzender des Trägervereins St. Elisabeth auch Bauherr ist und zugab, dass das Vorhaben viele Nerven gekostet und das Architekturbüro schwer beschäftigt habe. „Mit den über die Jahre erarbeiteten Vorschlägen könnten die Architekten 15 Altenheime parallel bauen“, scherzte Grabetz.
Noch immer gebe es Stimmen, die Unverständnis dafür ausdrückten, dass das 1986 eingeweihte Bestandsgebäude abgerissen werden soll. „Das sage ich von Anfang an auch, aber es bleibt uns nichts anderes übrig“, unterstrich der Dekan. Der Neubau sei der Versuch, eine sinnvolle Lösung für die Vorgaben des Gesetzgebers mit der Landesheimbauverordnung zu finden. Letztendlich gehe es jedoch nicht um die Umsetzung eines Gesetzes oder die Errichtung eines Gebäudes, sondern um die Menschen, die hier leben werden.
„Es ist uns wichtig, dass wir als Kirche nicht nur im Kindergartenbereich tätig sind, sondern dass wir die Stadt in der Sorge für alte und kranke Menschen unterstützen“, betonte Jürgen Grabetz. Er hoffe, dass es keine größeren Überraschungen während der Bauzeit gebe – die spannendste Sache sei ja, den Boden zu öffnen. Die Bewohner und die Mitarbeiter hätten zwar Logenplätze für die Beobachtung des Bauwerks, auf sie komme jedoch auch einiges an Belastungen zu.
Umbau mit fast gleichen Kosten
Für das Architekturbüro Geis und Brantner sei der Neubau von St. Elisabeth ein besonderes Projekt, sagte Johannes Klorer. Erste Bestandsuntersuchungen seien bereits 2007 vorgenommen worden. Als Ergebnis stand die Erkenntnis, dass ein Umbau mit Sanierung fast so teuer wie ein Neubau geworden wäre. Den Ärger, der mit einem Umbau zusammenhängt – vor allem für die Bewohner – spare man sich gern.
Nach der Untersuchung vieler verschiedener Grundstücke sei in den vergangenen zwei Jahren intensiv an der Planung am jetzigen Standort gearbeitet worden. „Ich bin dem Baurechtsamt extrem auf die Nerven gegangen“, gab Klorer zu, doch es sei klar gewesen, dass der Baubeginn spätestens im September erfolgen müsse, um mit der Heimaufsicht keinen Ärger zu bekommen.
Nun sei der Abbruch des Wintergartens bald abgeschlossen, die Spezialtiefbaufirma Keller sei beauftragt, am Erdaushub werde bis Ende des Jahres gearbeitet.Der freie Architekt hofft, zu Weihnachten auf eine Bodenplatte hinabschauen zu können. Aus Zeitgründen habe man auf den Genehmigungsantrag für eine Grundwasserabsenkung verzichtet, die ein kostengünstigeres Vorgehen erlaubt hätte.
Rohbau soll nach Neujahr starten
Im neuen Jahr soll der Rohbau beginnen, der im ersten Abschnitt eineinhalb bis zwei Jahre bis zur Fertigstellung brauche. „Es wird eine extrem anspruchsvolle Aufgabe, aber wir sind gut aufgestellt“, sagte Klorer, der das Gesamtprojekt bis 2023 abschließen möchte – sofern die Interimslösung in derzeitigen Pflegezentrum Offenloch glattgeht. Eine zügige Beendigung sei auch im Hinblick auf die in den vergangenen Jahren explosionsartig angestiegenen Baupreise wünschenswert. Die Gesamtkosten des Projekts liegen bei 17 Millionen Euro
Der Gemeinderat sei froh gewesen, dass sich der Trägerverein dazu durchgerungen hat, den Standort beizubehalten, sagte Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg, auch wenn das mit Mehrkosten und einem komplizierteren Verfahren verbunden sei. Stadtverwaltung und Gemeinderat stünden hinter der Entscheidung und wollten ihren Anteil zum Gelingen bei der Schaffung von 99 Pflegeplätzen sowie 30 Tagespflegeplätzen beitragen. „Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten“, zitierte der Bürgermeister König Salomo.
Innenhof im ersten Obergeschoss
Dekan Jürgen Grabetz ergänzte aus dem Psalm 127: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, mühen sich die Bauleute umsonst.“ Damit die Mühen nicht umsonst sind, folgten das gemeinsame „Vaterunser“ und das „Gegrüßet seist du, Maria“. Wer die 70 Zentimeter dicke, mit viel Stahl bewehrte Betonplatte gesehen hat, die vorm ehemaligen Wintergarten entfernt werden muss, weiß warum.
Der rund 13,50 Meter hohe Neubau erhält im ersten Obergeschoss einen Innenhof, der Bewohnern und Besuchern als geschützter Außenraum zur Verfügung steht und gleichzeitig als Orientierungspunkt innerhalb des Gebäudes dienen wird.
Altenheim St. Elisabeth auf dem Weg zum Ersatzneubau
Bereits 2007 wurde das Freiburger Architekturbüro Geis & Brantner mit Bestandsuntersuchungen in dem 1986 in Betrieb gegangenen Gebäude beauftragt.
Nach jahrelangem Abstimmungsprozesses mit der Stadt und Untersuchung verschiedener alternativer Standortoptionen wurden im Juni 2018 mit dem Aufstellungsbeschluss des vorhabenbezogenen Bebauungsplans „Pflegeheim St. Elisabeth – Karlsruher Straße“ die Weichen gestellt für einen Verbleib vor Ort.
In einem ersten Bauabschnitt wird ab Herbst auf dem südlichen noch unbebauten Grundstücksteil bei weiterlaufendem Pflegebetrieb im Bestand das erste Drittel des Neubaus bis 2021 errichtet.
Nach Umzug der Bewohner in den Teil-Neubau und in einer zweijährigen Interimslösung sowie Abbruch des Bestandes wird ab Herbst 2021 bis 2023 der zweite Bauabschnitt erstellt und damit der Neubau des Pflegeheims abgeschlossen.
Die Bruttogeschossfläche des Neubaus beträgt insgesamt rund 8400 Quadratmeter und beinhaltet außer der stationären Pflege auch eine Tagespflege mit 30 Plätzen, die größtenteils im Erdgeschoss des ersten Bauabschnitts eingerichtet wird.
Der viergeschossige Neubau wird über einen zentralen Haupteingang erschlossen, der fast an der Stelle des jetzigen liegen wird.
Das Gebäude wird über vier Treppenhäuser und zwei Auszugsanlagen erschlossen. Die Höhe beträgt circa 13,50 Meter. mm
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