Die schönste Zeit des Jahres, der Urlaub, war Thema der Show „Wo ganga mr na?“ mit der die Alter Ego Figur des Kabarettisten Marcus Neuweiler – Alois Gscheidle – sein Debüt auf der Pumpwerkbühne feierte. Gut 90 Minuten dauerte diese etwas andere Reise durch alle gängigen Urlaubsgenres und ließ erstaunliche Einblicke zu – aus schwäbischer Sicht, versteht sich.
Wechselnde Outfits machten im dritten abendfüllenden Programm mit Alois Gscheidle optisch das Miterleben einfacher, wobei Gscheidle fein säuberlich Hochdeutsch parlierte, dann und wann schwäbelnd abdriftete, was die Besucher aber gut verstanden, gemessen am Lach- und Szenenapplaus-Pegel.
Die Ansprüche der vierköpfigen Familie sind unterschiedlich, während Mama wellnessen bevorzugt, zieht es die Sprösslinge in die Berge und an den Strand. Papa Alois hat allerdings bei allem, typisch „Schwob“, die Finanzen im Blick und findet an jeder Location etwas auszusetzen. Zudem sei es sehr aufwändig, vor dem eigentlichen Urlaub noch Oma und Hund unterzubringen, wobei es oft einfacher sei für den Vierbeiner eine Bleibe zu finden, was Gscheidle trocken verkündete.
Zieht es den Alois in die Berge, dann eher wegen der Kulinarik mit Zwetschgendatschi und einem ordentlichen Schlag Sahne als wegen Natur und Wandern. Rasant kam die Schilderung seiner vermeintlichen Selbsterfahrung über verbiesterte Hochleistungswanderer und deren mit ihm gemeinsamen Gänsemarsch auf Gradwegen hin zu lebensrettenden Toiletten in Berghütten daher.
Ein ungewöhnliches Dufterlebnis
Die erreichte er mit Schweißperlen auf der Stirn, „weil’s im Darm rumorte“, um dort die Bekanntschaft mit ganz unterschiedlichen Düften zu machen. Durch einen nach Schweiß müffelnden Trockenraum ging es bis zu einer Wanderin mit ausgefallenem Parfüm auf dem ersehnten WC.
Ein Desaster für den von Blähungen geplagten Schwaben. Klamottenwechsel zu hochgezogener Kurzhose und Tennissocken in Sandalen und gutsitzender Schieberkappe. Der so ausstaffierte Pauschaltourist machte seine Erfahrungen mit einer Flugreise.
„Auf eine Insel“, hatte sich seine Gattin als Ziel gewünscht, solle es gehen. Alles andere als entspannend gestaltet sich dabei schon die Warterei am Flughafenschalter, wo Zänkereien die Zeit bestimmten. Die Diskussionen mit der Gattin um wer, was, wo und warum vergessen haben könnte sind einigen Anwesenden scheinbar bekannt und enden beim Kabarettisten in der Explosion des total überlasteten Koffers mit schönster Urlaubskleidung.
Ob es zwischen Bettenbunker und Buffet-Watching Erholung gab, bleibt offen und auch nachts lagen alle wach, denn im Nachbarraum vergnügte sich offensichtlich ein Paar miteinander. Da halfen nur noch „Schlafzäpfle“, die die besorgte Ehefrau ihrem Gatten verabreichte. Vergnüglich vorgetragen manifestierte sich hierbei so manches Bild in den Köpfen der Besucher. Mit gelbem Regenschutz und fiktivem Möwengeschrei erzählte Gscheidle vom Urlaub an der See. Seine Frau habe die Landkarte gelesen und ihn als Fahrer lotsen sollen, das habe aber wegen der unterschiedlichen Einordnung der Richtungen rechts und links zu Chaos geführt.
Man glaubte dem Kabarettisten seine Geschichten augenzwinkernd. Der holte sich darstellende Verstärkung aus dem Publikum: Hartmut Valentin Martin wurde mit Regenschutz und Südwester verkleidet und durfte die im Watt-Treibsand versinkende Ehefrau mimen – zur Freude seiner Freunde im Publikum.
Fehlte noch eine Kreuzfahrt – auf der konnte ja wohl nichts mehr schiefgehen. Und doch, an Bord, wo so viele Senioren sind, weil das Leben auf dem Schiff günstiger ist als an Land im Altenheim, schlug der gemeine Spar-Schwabe wieder durch und Gscheidle machte Geld mit der Deutschen liebster Manier: mit Handtüchern Liegeplätze zu markieren und blockieren.
In „Dschogginghos“ und Hosenträgern ging es noch auf den Campingplatz, wo Holländer stören und zum Städtetrip in die Stadt der Liebe, wo sich Gscheidle bei der Vortour auch noch das letzte Hemd von einer Dame im Rotlichtmillieu ausziehen lässt. Lachend applaudierten die Besucher im nicht ausverkauften Pumpwerk dem Debütanten in der Region und zogen lachend in die Samstagnacht.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-wenn-ein-spar-schwabe-in-den-urlaub-fahren-will-_arid,2133760.html