Fassadenkletterer

Wie Efeu auch in Hockenheim das Klima retten kann

Die immergrüne Pflanze ersetzt die Klimaanlage und bietet Vögel und Insekten Nahrung und Unterschlupf. Biologe Uwe Heidenreich hält Efeu für einen Glücksfall.

Von 
Andreas Wühler
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Das schlägt das Herz des Biologen höher: Die vom Efeu umrankte Gartenmauer bietet zahlreichen Tieren Lebensraum, hilft, das Mikroklima in den Städten zu verbessern. © Heidenreich

Manch Hausbesitzer sieht ihn mit gemischten Gefühlen, für den Biologen Uwe Heidenreich ist er unter vielen Vorzeichen ein Glücksfall: der Efeu. Als Unterschlupf und Nahrungsquelle ist er für zahlreiche Vögel und Insekten unverzichtbar, als Dämmstoff kühlt er Hausfassaden im Sommer und sorgt, angesichts des Klimawandels ein immenser Vorteil, für ein besseres Mikroklima.

Ein Schmetterling gibt sich auf der Efeublüte ein Stelldichein. © Heidenreich

Keine Frage, die Pflanze ist nicht unumstritten, steht im Ruf, Fassaden kaputtzumachen. Dem hält Heidenreich entgegen, dass Efeu an der Hauswand jede Klimaanlage ersetzen kann. Das Gewächs isoliert auch im Winter, hält die Abwärme im Haus und kühlt im Sommer. Weshalb für ihn mittel- und langfristig die Vorteile einer mit Efeu begrünten Fassade die Nachteile bei weitem übertreffen.

Vögel und Insekten profitieren

Doch der Biologe will keine Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen, er rückt die Bedeutung des Efeus für die Tierwelt und fürs Klima in den Mittelpunkt. Die Tierwelt, insbesondere Vögel und Insekten profitieren in erster Linie von dem Blührhythmus des Fassadenkletterers. Denn durch seine späte Blütezeit bietet er Futter für Wild- und Honigbienen, Wespen, Fliegen, Schmetterlinge und Käfer. Es gibt sogar eine eigene Bienenart, die Efeu-Seidenbiene (Colletes Hederae), die sich auf die Efeupollen spezialisiert hat – unter Kennern gilt Efeu-Honig als besondere Spezialität.

Nahrung satt für die Honigbiene, die sich am Efeu gütlich tut und Pollen einsammelt. © Heidenreich

Da die Beeren des Efeus zu einer unüblichen Zeit reif werden, zwischen Januar und April, liefert er vielen Vögeln eine saftige Mahlzeit mitten im Winter. Rotkehlchen, Stare und Amseln sind regelmäßig um diese Jahreszeit zu beobachten, wenn sie sich m Efeu stärken.

Im Amselnest herrscht reges Treiben, der Efeu bietet dem Nachwuchs eine geschützte Kinderstube und ein reichhaltiges Futterangebot für die fütternden Altvögel. © Heidenreich

Doch die Pflanze bietet nicht nur Nahrung, sondern auch einen Platz für geschützte Nester. Insbesondere Amseln machen hiervor regelmäßig gebraucht, ziehen ihre Brut im Schutz des Fassadengrüns groß. Was von Vorteil ist, da die Pflanze, wie beschrieben, schon im Frühjahr eine Nahrungsquelle ist. Wovon gleichermaßen zahlreiche Insekten profitieren, von den Bienen über Schwebfliegen bis hin zum Rosenkäfer. Von den Hornissen und Schmetterlingen, die sich im und am Efeu tummeln ganz zu schweigen.

Auch ein Rosenkäfer ist zu Gast. © Heidenreich

Er könne jedem Hausbesitzer nur empfehlen, seine Fassade zu begrünen, schwärmt Heidenreich von den Vorzügen des Efeus, mit dessen Hilfe sich in Stadtgebieten das Mikroklima entscheidend verbessern lässt. Von den Vorteilen für die Hausbesitzer ganz zu schweigen.

Doch der Efeu klettert nicht nur die Fassaden hinauf, er überwuchert jede nicht betonierte Fläche, kann mit seinen Haftwurzeln fast jedes Hindernis überwinden. Selbst die nicht nur in den Augen des Biologen unsäglichen Sichtschutzzäunen aus Plastik – für die Umwelt in vielerlei Hinsicht ein Sargnagel – könnten mit Efeu begrünt noch ihren Beitrag zum Mikroklima leisten, von der optischen Verbesserung ganz zu schweigen. Sichtschutz durch Efeu – für den Biologen Uwe Heidenreich 1000 Mal besser als jeder „ekelhafte“ Plastikzaun.

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