Lautes Geschrei, Schlägereien oder der permanente Geruch nach Zigarettenrauch gehören inzwischen zum Alltag der Anwohner des Fortuna-Platzes in der Hirschstraße. Im Herzen der Rennstadt herrschen mitunter Verhältnisse, die an soziale Brennpunkte heranreichen. Nun haben sich die Bewohner an die Öffentlichkeit gewandt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
Eine Anwohnerin ist gemeinsam mit ihrer Familie während der Pandemiephase in die Hirschstraße, direkt am besagten Platz und gegenüber der Kneipe „Arena“ gezogen und erlebt seitdem aufgrund von anhaltender Lärmbelästigung keine ruhige Nacht mehr. Im Verbund mit anderen Anwohnern hat sie vor kurzer Zeit Videomaterial auf den sozialen Netzwerken hochgeladen, das die belastenden Zustände in und vor der Kneipe dokumentiert.
„Die Kneipe hat täglich 24 Stunden geöffnet – und damit meine ich nicht nur, dass sie zugänglich ist. Die Eingangstür steht immer sperrangelweit offen und da drinnen geraucht wird, zieht alles in die Wohnungen der Nachbarn“, schildert sie das noch kleinste Problem mit „Arena“. Beunruhigender ist die Aggressivität, die von der Bar vor allem in den Abend- und Nachtstunden ausgeht. Hier gebe es zwar schon tagsüber des Öfteren lautstarke Auseinandersetzungen, aber sobald der Abend anbricht und der Alkoholpegel steigt, sei die Kneipe regelmäßig außer Kontrolle, führt die Anwohnerin weiter aus.
Videos schockieren
Das hochgeladene Videomaterial verdeutlicht, was die Anwohner beklagen: Zu einer Uhrzeit weit nach Mitternacht ist das Bistro mit offener Tür zu sehen. Im Innern ist dichter Zigarettendunst und mehrere Personen stehen auf dem Fortuna-Platz, wirken stark alkoholisiert, brüllen sich in fremder Sprache an und sind offensichtlich kurz vor der Eskalation, die sich dann auch in einer handfesten Schlägerei entlädt.
„Meine Nachbarn haben zwei kleine Kinder und erwarten gerade ein drittes, sie wohnen direkt über der Kneipe und die Kinder haben bei Nacht große Angst vor dem aggressiven Geschrei und bekommen natürlich auch die körperlichen Auseinandersetzungen mit erheblicher Furcht mit“, beschreibt die Hockenheimerin die nächtlichen Geschehnisse.
Mehrmalige Versuche der Anwohner, das Gespräch mit dem Kneipenbetreiber zu suchen, seien nicht nur erfolglos geblieben, sondern auch gefährlich gewesen. Gewaltandrohungen seien von Ignoranz und Schimpfwörtern garniert worden, so die Hockenheimerin. Dabei wünsche man sich doch nur, dass die Kneipe die gesetzlichen Vorgaben zur Nachtruhe einhält.
Der alarmierten Polizei sind mehr oder weniger die Hände gebunden: Ermahnungen und Platzverweise führten nur zu einer kurzfristigen Lösung, berichtet die Anwohnerin: „Wir wissen natürlich, dass an so einer Kneipe auch eine Existenz hängt, aber unsere Versuche, das Ganze einvernehmlich zu klären, wurden ja vehement und aggressiv abgeblockt. Daher sprechen wir uns für eine Schließung dieses Etablissements aus und haben bereits eine Petition ins Leben gerufen und wollen diese dann auch der Stadt vorlegen.“
Stadt: Regelmäßige Kontrollen
Die Stadt Hockenheim bezieht zu der Lage rund um die Fortuna-Passage, die mit mehreren Kneipen dieser Art schon seit Jahren in Verruf geraten ist, Stellung. So habe es zwischen Juni und Juli fünf Beschwerden wegen Ruhestörung vor Ort gegeben. „Bei Überschreitungen der gesetzlichen Sperrzeiten in Gaststätten sowie bei Nichteinhalten der Nachtruhe ab 22 Uhr, während der Türen und Fenster geschlossen sein sollen, schreitet das Ordnungsamt jeweils bei Kenntniswerden regelmäßig ein und spricht Verwarnungen sowie Bußgelder aus“, heißt es in dem Statement zu den Handlungsmöglichkeiten der Behörden.
„Auch das Polizeirevier Hockenheim führt regelmäßig Kontrollmaßnahmen – auch anlassunabhängig – durch, hierbei festgestellte Erkenntnisse werden konsequent dem Ordnungsamt der Stadt gemeldet und bei Verstößen entsprechende Ordnungswidrigkeitsanzeigen vorgelegt.“
Arena-Inhaber Hakki Yavuzaslan weist die Vorwürfe der Anwohner vehement zurück: „Die Personen, die rumschreien und Ärger machen, sind nicht von uns. Es sind Fremde, die zum Teil von hinten aus der Fortuna-Passage kommen und hier vor unserer Kneipe auch noch Müll machen. Außerdem halten wir uns immer an die gesetzlichen Vorgaben, unsere Tür ist ab 10 Uhr geschlossen und in der Kneipe herrscht ein angemessener Geräuschpegel“. Die Anschuldigungen gegen ihn und seine Kneipe seien haltlos.
Das sieht die Stadtverwaltung anders: Die erwähnten fünf Beschwerden aufgrund von Ruhestörung hätten sich konkret auf das Bistro „Arena“ bezogen. Trotzdem reicht dies nicht aus, um dem Wunsch der Anwohner zu entsprechen, wie aus der Stellungnahme hervorgeht: „Die aktuelle Kenntnis- und Beschwerdelage, die der Stadt vorliegt, lässt jedoch keinen Schluss auf übermäßige Verstöße gegen die Ruhe- und Sperrzeiten zu.“
Für die Anwohner bleibt jedoch ein Hoffnungsschimmer. Denn in dem Statement heißt es weiter: „Die Stadt prüft derzeit einen Widerruf der Gaststättenerlaubnis für das Bistro ,Arena’, da der Inhaber sich unter anderem nicht an Corona-Auflagen gehalten hat. Dieses Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.“
So könnte der Wunsch nach Ruhe und Sicherheit für die Anwohner doch noch in Erfüllung gehen.
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