Porträt - Vor drei Jahrzehnten verstarb der Politiker, der der Rennstadt im Jahr 1969 auf einen Schlag 191 neue Wohnungen durch eine Anlage ermöglichte

Wohnblock und Straße erinnern an Alex Möller

Von 
Franz A. Bankuti
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Alex Möller war eine vielseitig engagierte Persönlichkeit. Das Bild zeigt ihn bei der Preisverleihung eines Malwettbewerbs. In Hockenheim pflegte der Politiker gute Kontakte zu Bürgermeister Dr. Kurt Buchter.

© Landesarchiv Baden-Württemberg

Vor drei Jahrzehnten ist er verstorben - und mit keiner anderen Stadt ist der Name von Alex Möller noch so eng verbunden wie mit Hockenheim. Das liegt natürlich in allererster Linie daran, dass es in Hockenheim eine Alex-Möller-Wohnanlage gibt und eine Alex-Möller-Straße, die, was durchaus eine Seltenheit ist, bereits zu Lebzeiten nach ihm benannt wurde. Der Gemeinderat dankte dem Politiker damals für seinen Einsatz für Hockenheim. Dem früheren Generaldirektor der Karlsruher Lebensversicherung war schließlich der Bau der nach Möller benannten Wohnanlage zu verdanken, mit der die Rennstadt in der Zeit einer stürmischen Aufwärtsentwicklung im Jahr 1969 auf einen Schlag 191 neue Wohnungen zur Verfügung standen.

In diesen Tagen jährt sich bereits zum 30. Mal der Todestag von Alex Möller. Neben seinem erfolgreichen Wirken als Versicherungsmanager, wie man es heute nennen würde, gehörte die Politik zum Leben von Alex Möller. Als Willy Brandt Bundeskanzler wurde, holte er im Oktober 1969 Alex Möller als Bundesfinanzminister in sein Kabinett. Die wachsenden Ausgaben anderer Ministerien wollte er schließlich nicht mehr mittragen, er sah die Stabilität der Finanzen in Gefahr und reichte im Mai 1971 seinen Rücktritt ein. "Ich habe gerechnet und gerechnet - aber wer ehrlich sein will, kann Zahlen nicht manipulieren", schrieb er später über seinen Rücktritt.

Einsatz für die Lebensversicherung

Alex Möller, Jahrgang 1903, stammte aus Dortmund, beschäftigte sich früh mit der Gewerkschaftsarbeit und war mit 25 Jahren jüngster Mandatsträger im Preußischen Landtag. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg kam er nach Karlsruhe und arbeitete am Wiederaufbau der Lebensversicherung, deren Vorsitz er von 1945 bis 1969 innehatte. Auch politisch war er weiter aktiv, gehörte zuerst dem damaligen Landtag Württemberg-Baden und dann nach der Neugliederung des Landes dem baden-württembergischen Landtag an, bis er 1961 in den Bundestag gewählt wurde. Er wechselte 1969 in den Bundestagswahlkreis Heidelberg und war somit auch zuständig für die Region Hockenheim und Schwetzingen, für die er sich schon zuvor entschieden eingesetzt hatte. Als Vorsitzender des Verwaltungsrates des Süddeutschen Rundfunks setzte er sich für die Gründung der Schwetzinger Festspiele ein, die 1952 ihren Erfolgsverlauf begannen.

Auch engagierte er sich für die ersten Planungsgelder für das Krebsforschungszentrum Heidelberg, war stark sozial engagiert und unterstützte 1972 die "Weltspiele der Gelähmten" in Heidelberg, die ein Vorläufer der heutigen Paralympics sind. Aus Altersgründen kandidierte Alex Möller 1976 nicht mehr für den Bundestag, blieb aber in beratenden Funktionen noch weiter politisch tätig.

Präsident der 1200-Jahrfeier

Enge Beziehungen hatte Möller stets zu Hockenheim. Dank der guten Kontakte zu Bürgermeister Dr. Kurt Buchter war er Festpräsident und Festredner bei der 1200-Jahrfeier der Stadt im Jahre 1969. Der Sozialdemokrat, der aufgrund seiner Versicherungstätigkeit oftmals als "Genosse Generaldirektor" bezeichnet wurde, blieb seinen Prinzipien stets treu. Er war ein loyaler offener Mensch, geprägt von Sachlichkeit. Vor 30 Jahren verstarb er nach kurzer Krankheit im Alter von 82 Jahren und wurde auf dem Friedhof in Karlsruhe Rüppur beigesetzt.

Ein sachlicher, aber sehr ansprechender Grabstein des bekannten Bildhauers Otto Herbert Hajek erinnert an seiner letzten Ruhestätte an die große unternehmerische und politische Persönlichkeit - die in Hockenheim Großes geleistet hat.

Zur Person

Alex Möller wurde 1903 in Dortmund geboren und verstarb 1985 in Karlsruhe.

Seine politische Karriere begann 1928, als er als jüngster Mandatsträger in den Preußischen Landtag einzog.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Alex Möller verfolgt, 1933 sogar in Schutzhaft genommen, weil er dem Gedanken des politischen Generalstreiks nahestand.

Seinen Lebensunterhalt bestritt er in der NS-Zeit als Versicherungsvertreter. Daher war sein größtes Ziel nach dem Krieg der Wiederaufbau der Lebensversicherung, deren Vorstandsvorsitz er zwischen 1945 und 1969 innehatte.

1946 wurde Möller in den Landtag von Württemberg-Baden gewählt, 1952 zog er als Abgeordneter in den Landtag von Baden-Württemberg ein.

1958 wurde Möller in den Bundesvorstand der SPD und 1960 in den Bundestag gewählt.

Unter Bundeskanzler Willy Brandt wurde Möller später Bundesfinanzminister, trat jedoch 1971 von diesem Amt zurück. Bis 1976 war Möller Mitglied des Bundestages. red

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