Polizeiliche Kriminalstatistik

Zahl der Straftaten in Hockenheim sinkt auf historisches Tief

Von 
Matthias Mühleisen
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Aussterbende Verbrecherspezies? Täter wie den fiktiven Einbrecher auf diesem Sym-bolbild hat es im vergangenen Jahr in Hockenheim nur drei gegeben. © dpa

Wer der Corona-Pandemie einen positiven Aspekt abgewinnen möchte – hier ist er: Sie hat der Straftatenentwicklung für den Bereich des Polizeireviers Hockenheim im vergangenen Jahr zu einem historischen Tiefstand verholfen. „Mit 2047 polizeilich registrierten Straftaten wurde zurückgehend bis in das Jahr 1998 kein niedrigeres Straftatenaufkommen registriert“, erläutert Revierleiter Manfred Krampfert in seinem Bericht zur polizeilichen Kriminalstatistik. Und hat keine andere konkrete Erklärung für den Rückgang als das Virus und seine Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben.

Erfreulich ist, dass der durch Lockdowns und andere Einschränkungen erzwungene Rückzug ins Privatleben nicht zu einem signifikanten Anstieg von Gewalt in engen sozialen Beziehungen geführt hat, wie Manfred Krampfert bestätigt. Das Polizeirevier ist für die Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim zuständig, in der 42 715 Einwohner registriert sind. Im Revierbereich beträgt der Straftaten-Rückgang fast 22 Prozent.

Kriminalität 2021 in Kennzahlen des Polizeireviers Hockenheim

Revierbereich Hockenheim (42 715 Einwohner in den vier Kommunen Hockenheim, Reilingen, Neulußheim und Altlußheim, Fläche: 70,3 Quadratkilometer):

  • Straftaten gesamt: 2047 (2020: 2619).
  • Aufklärungsquote aller Straftaten: 62,2 Prozent (2020: 64,5 Prozent).
  • Wohnungseinbrüche: 10 (15), Pkw-Aufbrüche 32 (68).
  • Besonders schwere Fälle von Fahrraddiebstahl (gesicherte Fahrräder): 62 (95).
  • Rohheitsdelikte (unter anderem Körperverletzung, Bedrohung und Nötigung): 252 (275).
  • Straßenkriminalität (Straftaten unterschiedlichster Art auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen): 322 (446).
  • Betäubungsmittel-Delikte: 263 (446).
  • Vermögens- und Fälschungsdelikte (auch im Internet): 428 (559).
Stadt Hockenheim:
  • Straftaten gesamt: 1321 (2020: 1580).
  • Aufklärungsquote: 63,4 Prozent (66,8).
  • Wohnungseinbrüche 3 (3), Pkw-Aufbrüche 21 (30).
  • Schwere Fahrraddiebstähle: 39 (68).
  • Rohheitsdelikte: 157 (175).
  • Straßenkriminalität: 203 (270).
  • Betäubungsmittel-Delikte: 174 (239).
  • Vermögens- und Fälschungsdelikte: 267 (359). 

Den prozentual stärksten Rückgang verzeichnet die Statistik für Altlußheim mit 42,1 Prozent, gefolgt von Reilingen (30,6), Hockenheim (16,4) und Neulußheim (13,4). Mit Ausnahme der Rohheitsdelikte, deren Schwerpunkte im Bereich der vorsätzlichen Körperverletzung sowie Bedrohungstaten liegen, und den Vermögens- und Fälschungsdelikten seien auch im langjährigen Vergleich durchgängig deutliche Rückgänge zu verzeichnen, berichtet Krampfert.

Aufklärungsquote 62,2 Prozent

Zu den 2047 Straftaten wurden 1104 Tatverdächtige ermittelt, von denen 888 männlichen und 216 weiblichen Geschlechts waren. Die Aufklärungsquote liegt mit 62,2 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert (64,5 Prozent), aber noch deutlich über dem durchschnittlichen Wert der zurückliegenden 15 Jahre von 56,5 Prozent.

Auf dem Gemarkungsgebiet der Stadt Hockenheim, zu dem auch die Autobahnabschnitte der A 6 und A 61 sowie die Tank- und Rastanlage Am Hockenheimring zählen, sei mit 1321 registrierten Straftaten beim Rückblick bis in das Jahr 1998 kein niedrigeres Straftatenaufkommen zu finden. Das Aufkommen lasse sich im Wesentlichen den vier Deliktsbereichen Diebstahl (448 Fälle), Vermögens- und Fälschungsdelikte (324), Rohheitsdelikte/Straftaten gegen die persönliche Freiheit (179) und Rauschgiftkriminalität (174) zuordnen.

Der Erste Polizeihauptkommissar erneuert angesichts dieser Zahlen seine Aussage, dass die Verwaltungsgemeinschaft ein sicheres Pflaster ist: „Gerade wenn man sich die Straßenkriminalität anschaut, kann man sagen, dass man sich auch nachts sicher auf den Straßen bewegen kann, da muss niemand Angst haben, das ist beruhigend.“

Als erfreulich bezeichnet Manfred Krampfert insbesondere den Bereich des Wohnungseinbruchs, der sich mit ganzen drei Delikten im dritten aufeinanderfolgenden Jahr auf einem sehr niedrigen Niveau eingependelt habe. Der 15-Jahresdurchschnitt liege bei 19 Fällen. Sehr positiv stimmen ihn auch die rückläufigen Zahlen bei den schweren Fahrraddiebstählen (39 Fälle), bei denen sich die Fallzahl im Jahr 2021 gegenüber dem Langzeitwert von 102 mehr als halbiert habe.

Deutlich rückläufig ist laut Statistik die Fallzahl bei den Rohheitsdelikten mit 157 Taten, die damit exakt auf dem Niveau des Langzeitdurchschnitts liegt. „Hier bleibt allerdings die weitere Entwicklung abzuwarten, da einige Jahren zuvor die Werte mehrfach auch knapp unter 200 Straftaten lagen“, gibt der Revierleiter zu bedenken.

Straßenkriminalität stark rückläufig

Stark rückläufig sind auch die festgestellten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz – sowohl im Vorjahres- als auch im Langzeitvergleich. Diese rückläufigen Werte wirken sich positiv auf den Bereich der sogenannten Straßenkriminalität aus, also die Summe verschiedener Straftaten, die ihr gemeinsames Merkmal in der Tatbegehung im öffentlichen Raum haben – 2021: 322 Fälle, Langzeitwert: 538 Fälle.

Zu den in Hockenheim festgestellten 1321 Straftaten wurden 716 Tatverdächtige ermittelt, hiervon waren 586 männliche und 130 weibliche Personen. 656 Tatverdächtige waren erwachsen, 60 Personen waren Kinder (13) und Jugendliche (47). Die gute Aufklärungsquote liegt mit 63,4 Prozent etwas über dem Wert für den Gesamtbereich des Polizeipräsidiums Mannheim (60,4 Prozent).

Hier wirke sich die hohe Aufklärungsquote bei den Autobahndelikten (76,2 Prozent) positiv aus, die Aufklärungsquote im Stadtgebiet beträgt laut Krampfert 60,7 Prozent.

Die Straftatenbelastung innerhalb einer Kommune, hochgerechnet auf 100 000 Einwohner, wird in der polizeilichen Kriminalstatistik als Häufigkeitszahl angegeben. Sie liegt für das Jahr 2021 für Hockenheim bei 6133. Zum Vergleich: Für die benachbarten Großen Kreisstädte Schwetzingen und Wiesloch ergeben sich Häufigkeitszahlen 6410 und 5116. Zieht man allerdings die 227 „Autobahnfälle“ von den 1321 Straftaten im eigentlichen Stadtgebiet ab, liegt die bereinigte Häufigkeitsziffer für die Große Kreisstadt bei 5079.

Was die Einschätzung Manfred Krampferts erneut stützt. Auch wenn der Durchschnittswert im Rhein-Neckar-Kreis 3782 beträgt.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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