So schnell kann’s gehen: In gut einer Stunde hat Oberbürgermeister Marcus Zeitler am Donnerstagabend die Erkenntnisse aus seinen ersten 100 Tagen im Dienst und den 411 Veranstaltungen und Terminen, die er in dieser Zeit absolviert hat, auf den Punkt gebracht und damit die aktuelle Lage der Stadt aus seiner Sicht geschildert. Bemerkenswert: Obwohl das Stadtoberhaupt dabei zahlreiche Problemfelder ansprach und deutlich machte, dass es bei deren Beseitigung zu Einschnitten kommen wird, hatte kein einziger Bürger in der Stadthalle im Anschluss eine Nachfrage oder Anmerkung. Dafür gab es für Zeitlers frei vorgetragenes Resümee langanhaltenden Applaus.
Angesichts enormer finanzieller Herausforderungen machte der OB deutlich, dass für ihn die Erfüllung der Pflichtaufgaben der Kommune absolute Priorität hat. Zeitler unterstrich, dass weder der Hockenheimring, das Aquadrom noch die Stadthalle zu diesen Pflichtaufgaben zählen. Die Aushängeschilder der Stadt seien zugleich auch ihre Sorgenkinder, allen voran der Ring, der vor Investitionen von rund 40 Millionen Euro stehe. Der Oberbürgermeister stellte klar: „Ich verkaufe den Ring nicht für 1 Euro an Chinesen.“ Weil aber weder die Hockenheim-Ring GmbH noch die Stadt die dringend benötigten Mittel aufbringen könnten, „suchen wir uns einen Partner“. Das sei bereits seit 2003 in der Diskussion, und 2012 sei ein Vertrag mit der Emodrom GmbH abgeschlossen worden.
Kein Grundstücksverkauf am Ring
Der OB wiederholte die klare Anweisung, dass kein Grundstück an der Rennstrecke verkauft wird. „Das wird bei allen Verhandlungen in der Zukunft niemals ein Thema sein.“ Beschlüsse würden nicht in einem Keller gefasst, sondern in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung und im Vorfeld mit einer Bürgerversammlung erläutert. „Wenn alles gut läuft, werden wir auch weiterhin viele tolle Events an unserem Hockenheimring haben“, gab sich Marcus Zeitler optimistisch, und auch am Namen, der einen festen Platz in der Welt habe, wolle man „sehr stark festhalten“.
Dass es im kommenden und auch im übernächsten Jahr kein Formel-1-Rennen geben wird, daraus habe er nie einen Hehl gemacht. „Bisher hat Gott und die Welt an der Formel 1 verdient, und wir haben außer Ruhm und Spesen nichts davon gehabt.“ Die DTM kommt nur noch einmal im Jahr. Der Oberbürgermeister sprach der Ring GmbH ein großes Lob dafür aus, dass sie es zumindest geschafft habe, das Saisonfinale in Hockenheim zu halten, „weil auch bei der DTM die Dollarzeichen in den Augen immer größer werden“. Mit Konzerten will man sich weiter eine Einnahmequelle aufrecht erhalten.
Auf ihr Aquadrom müsste die Stadt eigentlich „megastolz“ sein, doch das attraktive Freizeitbad schreibe seit Jahren rote Zahlen, in diesem Jahr allein drei Millionen Euro. In den vergangenen Jahren sei versäumt worden, durch Maßnahmen gegenzusteuern, nun seien die Besucherzahlen durch die Sperrung der Salierbrücke um zehn Prozent zurückgegangen – „jetzt muss gehandelt werden“.
Schließtage im Aquadrom?
Im Februar oder März soll die Konzession für die Gastronomie an einen externen Gastronomen vergeben werden, der das unternehmerische Risiko trägt. Sie hat laut Zeitler mehrere 100 000 Euro jährlich Defizit verursacht. Darüber hinaus gebe es Überlegungen, Schließtage im Aquadrom einzuführen, also an den besucherschwächsten Tagen nicht zu öffnen, darüber werde noch einmal ausführlich diskutiert werden. An der Zukunft des Bads müssten aber auch die Hockenheimer selbst arbeiten, die bislang nur 18 Prozent der Besucher ausmachten.
Leicht gestiegen seien die Umsätze der Stadthalle, die eine gute Auslastung habe. Das Restaurant „Rondeau“ werde immer besser angenommen und schreibe schwarze Zahlen.
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