Sport

Zwei Sensationen auf einen Streich – Hockenheimringlauf mit überraschenden Ergebnissen

Zwei Top-Athletinnen jagen Bestzeit, ein 15-Jähriger schnappt sich den Gesamtsieg: Die 28. Auflage des Hockenheimringlauf auf dem legendären Kurs überrascht mit Dramatik und neuen Rekorden.

Von 
Birgit Schillinger
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Rund 2100 Menschen haben in diesem Jahr am Hockenheimringlauf teilgenommen. © Holger Kischlat

Hockenheim. „Ich heiße Reh, war eben ein Hase und nehme auch ein anderes Tier“, erklärte Alina Reh nach dem Lauf: Sie hatte fast neun Kilometer als Zugpferd gegen den Wind den gejagten Hasen „gespielt“ und nahm im Ziel verschwitzt auch dankend die wärmende Puma-Jacke ihrer Konkurrentin.

Es gab schon öfter dramatische, spannende Renngeschehen mit Topergebnissen beim Hockenheimringlauf. Aber die 28. Auflage übertraf dies mit zwei Sensationen. Sensation Nummer eins war, dass zwei Frauen über zehn Kilometer den 1000 Startern bis kurz vor dem Ziel voranliefen. Sensation Nummer zwei lieferte ein 15-jähriger Triathlet, der durch einen unerwarteten Endspurt sich noch den Gesamtsieg ersprintete.

Die beiden deutschen Spitzenathletinnen Alina Reh (SSV Ulm) und Domenika Mayer (LG Regensburg) gingen als Favoritinnen ins Rennen. Die organisierende ASG Tria Hockenheim betont, eine Breitensportveranstaltung anzubieten, und zahlt daher keine Antrittsgelder. Dennoch kommen Eliteläufer gerne und duellieren sich hier.

Topläuferinnen Reh und Mayer liefern sich Duell mit Streckenrekord

Domenika hatte erfahren, dass Alina starten würde – und sich kurzfristig angemeldet. Und dann wollten die beiden die schnelle, flache Strecke nutzen, um „am liebsten unter 32 Minuten“ zu laufen. Die 35-jährige Domenika Mayer ist mehrfache deutsche Meisterin (10 km und Marathon). Die 28-jährige Alina Reh hatte durch langwierige Verletzungen mehrere Rückschläge einstecken müssen und kehrt diese Saison wieder in die deutsche Elite zurück. Während Domenika mit Mann und Kind schon am Vortag angereist war, ging Alina morgens um 5 Uhr aus dem Haus – als andere Horrorgestalten in der Nachbarschaft von einer Halloweenparty zurückwankten.

Die Siegerinnen des Hockenheimringlaufs 2025 (10 km): Alina Reh (v. l.), Domenika Mayer und Antonia Schiel. © Holger Kischlat

Alina – bestens ausgeschlafen – sorgte für das Tempo, aber die beiden Athletinnen konnten wegen des Windes den Schnitt nicht halten. Auf dem letzten Kilometer ging Domenika nach vorne und so unterboten beide mit 32:15 beziehungsweise 32:17 Minuten den letztjährigen Streckenrekord von 32:31 deutlich.

15-jähriger Emilian Huber gewinnt sensationell den Hauptlauf

„Dass er uns noch gekriegt hat“, ärgerte sich Alina ein wenig. Emilian Huber (LLG Wonnegau) kam noch angeschossen und sicherte sich den Sieg in starken 32:10 Minuten – so schnell wurde in den letzten Jahren in Hockenheim nicht mehr gewonnen. Der 15-jährige Schüler trainiert Triathlon: fünfmal in der Woche Schwimmen, jeweils zwei bis drei Mal Lauf und Rad. Der Neuntklässler eines Frankenthaler Gymnasiums nutzt die unterrichtsfreien Nachmittage öfter für zwei Einheiten. Mit diesem Talent und Fleiß hat er es zur Bronzemedaille bei den deutschen Triathlon-Jugendmeisterschaften geschafft. Hockenheim war erst sein dritter Lauf über zehn Kilometer und Emilian verbesserte seinen persönlichen Rekord um fast zwei Minuten. Den Namen wird man sich merken müssen.

Auch über fünf Kilometer schenkten sich die Läufer nichts: Innerhalb von zwei Sekunden kamen die ersten vier Athleten ins Ziel. 15:20 Minuten reichten dem 17-jährigen Tim Müller (LG Rülzheim) zum Sieg eine Sekunde vor Henri Stöckermann (VfL Sinsheim). Tim ist süddeutscher 3000m-Meister der U18 und macht gerade eine Ausbildung zum Flugzeuggerätemechaniker in Speyer. Adeline Haisch (LG Region Karlsruhe) war zum ersten Mal auf dem Ring: „weil alle immer von der Strecke geschwärmt hatten“. Die 25-jährige Werkstudentin siegte in 16:49, sonst ist sie 1500m-Spezialistin mit einer Bestzeit von 4:18 Minuten.

Die Sieger des Hockenheimringlaufs 2025 (10 km): Nico Formella (v. l.), Emilian Huber und Lars Herb. © Holger Kischlat

Mit viel Hintergrundwissen moderierte zum fünften Mal Samuel Schwake: Vor dem Start gab er Infos zu den Favoriten und während des Rennens zu den Positionen. Im Ziel entlockte er den glücklichen Siegern nette Aussagen.

Hockenheimringlauf punktet mit Klasse, Massenandrang und Volkslaufcharakter

Für jede Leistungs- und Altersklasse eine Startmöglichkeit: Bambini-, Schüler-, 5km- und 10km-Lauf stehen zur Wahl. Der Hockenheimringlauf ist ein Garant für Qualität und Quantität. Die 28. Auflage lockte 2100 Starter auf den Asphalt, auf dem sonst PS-Monster Krach und Gestank verbreiten. Damit ist der Wettbewerb eine der größten Volkslaufveranstaltungen der Region.

Die schnellsten Läufer und Läuferinnen

10 km

Damen:

1. Domenika Mayer (L G TELIS FINANZ Regensburg) 32:15

2. Alina Reh (SSV Ulm 1846) 32:17

3. Antonia Schiel (LAV Stadtwerke Tübingen) 33:49

Herren:

1. Emilian Huber (LLG Wonnegau) 32:10

2. Nico Formella (Lauffreunde in Freiburg) 32:46

3. Lars Herb (Nagold) 32:49

5 km

Damen:

1. Adeline Haisch (LG Region Karlsruhe) 16:49

2. Maren Guthier (MTG Mannheim) 17:11

3. Kim Saskia Bödi (VfL Sindelfingen) 17:18

Herren:

1. Tim Müller (L G Rülzheim) 15:20

2. Henri Stöckermann (VfL Sindelfingen) 15:21

3. Ukrit Oapirat (LG Stadtwerke München) 15:21

Dieses Jahr profitierte die ASG davon, dass der erste November – kein bundesweiter Feiertag – auf einen Samstag fiel, denn damit konnten auch beispielsweise hessische Läufer teilnehmen. Auf den gigantischen Zuschauerrängen herrscht zwar Leere, aber am Rand stehen viele anfeuernde Fans. Auf der breiten Piste können die Teilnehmer nebeneinander laufen, die Kurven sind für hohes Tempo ausgelegt – alles sehr motivierend für ein gutes Ergebnis. Die flache Strecke ist amtlich vermessen, daher bestenlistenfähig.

120 Helfer der ausrichtenden ASG Tria Hockenheim unter der Leitung von Oskar Stephan sind ein eingespieltes Team. Die Boxengasse bietet einen „Reifenwechsel“ in Form eines Laufschuh-Kaufs und „Auftanken“ von Kuchen und Brötchen, was wieder rege genutzt wurde.

Freie Autorin Lehrerin für Deutsch und Mathematik am Schwetzinger Hebel-Gymnasium. Spezialgebiete:Schulthemen, Mathematik, Leichtathletik, Triathlon

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