Ketsch. Die alten und neuen Mitglieder sind verpflichtet, der neue, bei der Wahl am 26. Mai gewählte Gemeinderat nahm mit der konstituierenden Sitzung am Montag, 15. Juli, seine Arbeit auf.
Ehe die ausgeschiedenen, die neuen und die weiterhin aktiven Ratsmitglieder zum gemeinsamen Essen im Fischerheim entschwanden, wies Bürgermeister Jürgen Kappenstein darauf hin, dass es sich beim Gemeinderat um ein Verwaltungsorgan handelt – es sei eben kein Parlament, was mitunter verwechselt werde. „Ziel ist es, für das Allgemeinwohl zu wirken“, sagte das Gemeindeoberhaupt. Der Verwaltung und ihm liege einerseits eine offene Informationspolitik am Herzen, andererseits möge der Rat der Verwaltung doch bitte ein gewisses Vertrauen entgegenbringen und einen Gestaltungsspielraum lassen, sagte Jürgen Kappenstein.
Dank an Fraktionsvorsitzende
Der Bürgermeister bat bei den altgedienten Räten um Nachsicht und Verständnis für eine Einarbeitungszeit der Neuen. Gleichsam sollten die neuen Räte erkennen, dass die Arbeit „nicht heute beginnt“, sondern auf langjähriger Erfahrung fuße. Den Rat in Ketsch habe seine sachliche Arbeit und sein Zusammenhalt ausgezeichnet. Alle hätten an einem Strang gezogen. „Lassen Sie uns die Arbeit in dieser Weise fortführen“, sagte Bürgermeister Kappenstein. Die finanziellen Möglichkeiten seien bekannt und es solle weiter sparsam und wirtschaftlich sinnvoll gehaushaltet werden.
Jürgen Kappensteins Dank ging rückblickend an die Fraktionsvorsitzenden, die es geschafft hätten, eine sachbezogene Politik zu gewährleisten. Das sei letztlich die Grundlage für ein positives Gesamtbild der Enderlegemeinde.
Angesichts von zehn neuen Ratsmitgliedern unter den insgesamt 22 kommunalen Bürgervertretern wird es spannend zu beobachten sein, wie die Erfahrung, wie viel – oder wie wenig – Gestaltungsmöglichkeiten auf der untersten politischen Ebene nach Bund, Land und Kreis bleibt, beim einen oder anderen ankommt und nachwirkt. Dabei haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben, was an der Sitzordnung im Saal des Rathauses, die noch nicht in Stein gemeißelt sei, wie Bürgermeister Kappenstein sagte, abzulesen ist: Zur Rechten des Bürgermeisters nahmen die nur noch sieben (vormals neun) CDU-Räte Platz, ergänzt durch die vier (zuvor drei) Vertreter der Freien Wählervereinigung. Letztere tauschten die Seite. Links des Bürgermeisters blieben die SPD-Mitglieder, die nur noch fünf anstatt der bisher sechs Sitze für sich beanspruchen. Es folgen die fünf Räte von Bündnis 90/Die Grünen (ehemals ein Sitz, die Unabhängigen Grünen hatten zwei Sitze) sowie Chris Brocke.
Letztgenannter FDP-Mann (20) bildet mit Moses Ruppert (19, SPD) gewissermaßen „das kommunalpolitische Nesthäkchen“, was insgesamt dem Verjüngungsprozess des Verwaltungsorgans Ausdruck verleiht. So verabschiedete Bürgermeister Kappenstein denn auch Ratsmitglieder, die zumeist langjährig dem Gremium angehörten. 30 Jahre im Gemeinderat engagierte sich Helena Moser (CDU) und nahm vom Bürgermeister die Goldene Ehrennadel des Gemeindetags Baden-Württemberg in Empfang. Obendrein ist die 71-Jährige neue Ehrenbürgerin ihrer Gemeinde (wir berichteten).
Nach 30 Jahren Schluss
Wie Moser trat auch Birgit Rapp (SPD) zur vergangenen Wahl nicht mehr an. Auch für die Regionaldirektorin der örtlichen Volksbank ist nach 30 Jahren im Rat Schluss. AuchRapp erhielt die Goldene Ehrennadel des Gemeindetags am Ende der für sie sechsten Wahlperiode.
Achim Reister (CDU) kandidierte nicht mehr und blickt auf 20 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit als Gemeinderat zurück. Der langjährige Vorsitzende des KSV bekam die Ehrennadel des Gemeindetags. Hans-Peter Rist (SPD) wurde von Jürgen Kappenstein aufgrund seiner „großen Besonnenheit“ als finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion gelobt, ehe er die Ehrennadel der Gemeinde in Silber ausgehändigt bekam – 15 Jahre lang wirkte Rist im Rat. SPD-Kollege Konrad Kemptner gehörte seit Juni 2009 dem Gemeinderat an. „Der profunde Kenner des Vereinssports“, der sich nicht mehr zur Wahl stellte, freute sich über den Ehrenteller der Gemeinde.
Karin Kohl (Unabhängige Grüne) saß acht Jahre lang im Rat, hatte sich 1994 die ersten drei Jahre vor dem Verwaltungsgericht erklagt und somit für eine Änderung der Gemeindeordnung gesorgt. Wie ihre Kollegin der Unabhängigen Grünen, Annette Läppchen (fünf Jahre), trat sie nicht mehr an. Ralf Rapp (CDU) arbeitete seit Januar 2012 unter anderem im Bau- und Umweltausschuss mit, ehe er sich nicht mehr aufstellen ließ.
Gerhard Weixler dagegen stimmte zunächst als Nachrücker für die FDP, dann als Parteiloser. Der Mitbegründer des Seniorenbeirats erhielt zuletzt auf der SPD-Liste nicht die nötige Stimmenanzahl. Ohne ein Präsent der Anerkennung wurde auch Tobias Kapp nicht verabschiedet. Dem frisch gewählten Vorsitzenden der örtlichen CDU bescheinigte Bürgermeister Kappenstein aufgrund seines jungen Alters „genügend Chancen für den Wiedereinstieg“ nach fünf Jahren als Ratsmitglied.
Der neue Gemeinderat (nach vorläufiger Sitzordnung)
Elf Sitze rechts des Bürgermeisters:
CDU: Michael Seitz, Rainer Fuchs, Thomas Franz, Christian Jörger, Alexandra Keilbach, Michael Kapp, Marco Schnepf.
Freie Wählervereinigung: Dieter Mummert, Frank Müller, Heino Völker, Jürgen Stang.
Elf Sitze links des Bürgermeisters:
SPD: Jens Kochendörfer, Gerhard Jungmann, Moses Ruppert, Tarek Badr, Hans-Michael Rößler.
Bündnis 90/Die Grünen: Günther Martin, Heike Schütz, Alexandra Scalia, Robert Brusnik, Bernd Kraus.
FDP: Chris Brocke. mab
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