Ketsch. Sie ist klein, schwarz, überaus fleißig und durchsetzungsstark: die Ameisenart „Tapinoma magnum“. Ihr Verbreitungsgebiet befindet sich ursprünglich im Mittelmeerraum, doch mit Pflanzenmaterial gelangte sie in kleinen Kolonien auch nach Deutschland. In Ketsch hat sie auf dem Friedhof und Umgebung Stellung bezogen.
Nachdem in einer Gemeinderatssitzung auf eine Ameisenplage auf dem Friedhof und im Bereich des neuen Kreisverkehrs Schwetzinger Straße aufmerksam gemacht worden war, nahm die Verwaltung Kontakt mit Diplom-Biologe Dr. Martin Felke vom Institut für Schädlingskunde in Reinheim auf und übergab ihm einige Exemplare der Ameisen, die zuvor abgesammelt worden waren. Im Vordergrund stand zunächst, die genaue Art zu bestimmen, denn nur bei nicht heimischen, invasiven Ameisenarten kann eine Bekämpfung außerhalb von Gebäuden überhaupt sinnvoll sein.
Mit Unterstützung von Dr. Bernhard Seifert von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, der sich intensiv mit dieser Ameisenart befasst hat, wurden die eingesandten Ameisen aufgrund von molekulargenetischen Untersuchungen zweifelsfrei als „Tapinoma magnum“ determiniert. Um abzuklären, wie groß das Verbreitungsgebiet in Ketsch ist und ob Maßnahmen zur Eindämmung möglich sind, wurde Dr. Felke mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt.
Hunderte von Königinnen
Die Ameisenart „Tapinoma magnum“ gehört zu den Drüsenameisen und bevorzugt vegetationsarme Umgebungen, die vom Menschen beeinflusst worden sind, beispielweise Schotterflächen, Steingärten und gepflasterte Bürgersteige. Auch unter Kunstrasenmatten am Friedhof fand sie optimale Bedingungen für den Bau ihrer Erdnester. Im Gegensatz zu heimischen Ameisenarten, die zumeist nur eine Königin pro Nest haben, „regieren“ bei „Tapinoma magnum“ hunderte von Königinnen über Teilnester, die sich wiederum zu einer großen Superkolonie mit bis zu mehreren Millionen Individuen vereinen. Innerhalb dieses Koloniegebildes kann keine heimische Ameisenart überleben.
Die „Tapinoma magnum“ ist jedoch nicht nur für heimische Ameisen problematisch, sondern kann beispielsweise auch Schäden an Bürgersteigen verursachen und bei Kontakt mit Lebensmitteln Krankheitserreger verbreiten.
Bei der von Dr. Felke durchgeführten Kartierung wurde die invasive Ameisenart „Tapinoma magnum“ an der Grünanlage rund um das Kriegerdenkmal, auf dem Friedhof und den angrenzenden Straßen sowie auch in der I. Rheinstraße nachgewiesen.
Unter wissenschaftlicher Betreuung wird im Frühjahr mit Bekämpfungsmaßnahmen durch einen Fachbetrieb begonnen, um eine weitere Ausbreitung der Ameisen einzudämmen. Hierbei werden in Bereichen von Erdnestern, stark belaufenen Ameisenstraßen und unter Kunstrasenmatten Kontaktinsektizide und zuckerhaltige Ködergele zum Einsatz kommen. Aller Voraussicht nach wird es aber nicht möglich sein, den Befall komplett zu tilgen.
Das „Epizentrum“ der Superkolonie befindet sich auf dem Friedhof. Ihre Ausdehnung macht jedoch vor angrenzenden Privatgrundstücken nicht Halt. Im Zuge der Kartierung wurde ein potenzielles Befallsareal ermittelt, dessen Anwohner in Kürze von der Gemeindeverwaltung angeschrieben werden, um das weitere Vorgehen zu besprechen. sas
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