Tiere am Altrhein

Biber lässt sich am Altrhein in Ketsch nieder

Ein Biber hat sich am Altrhein in Ketsch niedergelassen. Die Baumstämme sind so intensiv bearbeitet, dass zentimeterlange Späne zurückbleiben. Wir waren mit Grünen-Gemeinderat Günther Martin vor Ort und haben mehr über Deutschlands größten Nager erfahren.

Von 
Marco Brückl
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Merkmal des Bibers sind seine orangerot-gefärbten scharfen Nagezähne – Schwimmhäute hat er an den Hinterpfoten, aber nicht an den Vorderpfoten. Für seinen Aufenthalt im Wasser können seine Ohren und Nasenlöcher verschlossen werden. © Patrick Pleul/DPA

Ketsch. Es war wohl eine Frage der Zeit, bis sich ein Biber auf oder nahe der Ketscher Rheininsel heimisch fühlt. Beispielsweise war von Bibern am Silbersee und dem Roxheimer Altrhein zu lesen, die sich bis Frankenthal, Lambsheim oder Maxdorf ausbreiteten. Biberspuren wurden dann in Oggersheim gesichtet. Und wer weiß, vielleicht sind die Hinterlassenschaften, die sich nun am Ketscher Altrhein finden, auf verwandtschaftliche Beziehungen gen Ludwigshafener Ortsteil zurückzuführen – jedenfalls nahm Grünen-Gemeinderat Günther Martin unsere Zeitung zum Vororttermin in Sachen Deutschlands größter Nager mit.

Biber (Castor fiber) – Deutschlands größtes Nagetier

  • Der Biber wird zirka 1,3 Meter lang, sein Schwanz misst rund 40 Zentimeter und er wiegt um die 30 Kilogramm.
  • Seine sehr großen, selbstschärfenden Nagezähne wachsen ständig nach, haben einen orangeroten Schmelz.
  • Biber sind gute Schwimmer und Taucher mit wasserabweisendem Fell und Schwimmhäuten an den Hinterfüßen.
  • In guten Revieren genügen zwei Kilometer Uferlänge für eine Biberfamilie. Das monogam lebende Nagetier (zwei bis vier Junge) ist Vegetarier, wird durchschnittlich zehn Jahre alt (Ausnahmen bis zu 25 Jahre).
  • Früher wurde der Biber aufgrund seines Pelzes und zur Fleischgewinnung von Menschen gejagt und wegen seiner Flussbautätigkeit verfolgt. Siedlungsdichte und Landwirtschaft setzen ihm zu.
  • Biber stehen auf der Roten Liste in Deutschland (gefährdet), sind nach dem Bundesnaturschutzgesetzt streng geschützt.

Und siehe da – die Bäume, die Stämme sind so intensiv bearbeitet, dass zentimeterlange Späne zurückbleiben. Das schafft ein kleinerer Nutria nicht, der in Verdacht steht, wenn es um Biber gehen könnte. Mit Günther Martin sind wir den „Spießpedel“ hinunter gelaufen, befinden uns grob hinter der Kläranlage, als der Grünen-Gemeinderat uns ins Dickicht mitnimmt, um die Baumstämme in Augenschein zu nehmen.

Günther Martin zeigt, wo der Biber ganz offensichtlich Zahn angelegt hat. © Brückl

Drei dickere Stämme hat sich der Vertreter von „Castor fiber“, wie der Biber wissenschaftlich heißt, hier zur Brust – oder besser zu den Nagezähnen – genommen. Gemeinderat Martin hat sich von Vertretern des Umweltstammtischs bestätigen lassen, dass hier ein Biber am Werk ist. Der Hinweis stamme ursprünglich von Christine Neumann-Schwab vom Nabu Schwetzingen und Umgebung. Die Vermutung, dass der mit Superfell (mit bis zu 23 000 Haaren pro Quadratzentimeter – der Mensch hat maximal 600) ausgestattete Geselle seine Burg auf der anderen Uferseite der Ketscher Rheininsel hat, liegt nahe. Denn die Weichholzaue, auf die man beim Vororttermin blickt, bietet wohl optimale Bedingungen dafür. Tatsächlich lassen sich auch am anderen Ufer Nagespuren erkennen. Auf der Siedlungsseite des Altrheins dürfte dem Biber das wärmere Wasser, das unweit von der Kläranlage in den Fluss fließt, Freude bereiten.

Der nachtaktive Biber leistet ganze Arbeit und hat hier am Altrhein schon einige Bäume angenagt – bis zu einem Meter dicke Stämme bekommt er um. © Brückl

Günther Martin freut sich über den Neubürger, schließlich haben sich Biber „vielerorts zu einem Qualitätsmerkmal für Erholungslandschaften entwickelt“, wie man in Bayern seit geraumer Zeit weiß. Dort hat der Bund Naturschutz (BN) das quasi verschwundene Tier schon in den 1960er Jahren zurückgeholt.

Wer Biber indes schützen möchte, lässt seine Hunde im Bibergebiet entlang des Spießpfads nicht von der Leine.

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