Im Interview

„Chaos und Stille“: Regisseur Anatol Schuster zu Gast im Ketscher Kino

Beim beliebten Format „Film mit Regisseur“ wird Anatol Schuster mit seinem neusten Werk am 1. September im Ketscher Central Kino zu Gast sein. Im Interview gibt er Einblicke in die Produktion.

Von 
Henrik Feth
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Eine Szene aus dem Film "Chaos und Stille" von Anatol Schuster, der am 1. September im Ketscher Central Kino läuft. © Anatol Schuster

Ketsch. Das Format „Film mit Regisseur“ gehört bereits seit Jahren zu den beliebtesten Programmpunkten im Central Kino. Die nächste Ausgabe steht am Montag, 1. September, um 19.30 Uhr an. Dann ist der Regisseur Anatol Schuster mit seinem Werk „Chaos und Stille“ zu Gast im Ketscher Lichtspielhaus und steht nach der Filmvorführung für ein Gespräch zur Verfügung. Der 40-Jährige gibt schon vorab im Interview Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Films und erklärt, was die Besucher am 1. September erwartet.

Was hat Sie dazu inspiriert, „Chaos und Stille“ zu drehen, und welche persönlichen Erfahrungen haben in die Geschichte eingeflossen?

Anatol Schuster: Der Film beschreibt ein Stimmungsbild unserer Gesellschaft. Die wachsende Sehnsucht nach Stille in einer zunehmend als chaotisch empfundenen Welt. Der Film ist aber auch von persönlichen Erfahrungen geprägt wie dem Elternwerden, der Balance zwischen künstlerischer Suche und Broterwerb, der Suche nach Hoffnung und einer guten Portion Humor.

Wie würden Sie die zentrale Botschaft oder das Hauptthema des Films beschreiben?

Schuster: Die Sehnsucht nach Stille in einer als zunehmend chaotisch empfundenen Welt ist für mich das Kernthema. Der Film bietet keine einfache Lösung an, doch gibt verschiedene Möglichkeiten, dieser Stille zu begegnen: durch die Musik, durch den Verzicht. Ganz grundsätzlich hoffe ich, dass der Film eine Liebe zum Leben und den Menschen trotz ihrer Irrungen und Wirkungen ausstrahlt.

Wie unterscheidet sich „Chaos und Stille“ von Ihren früheren Arbeiten, falls es Unterschiede gibt?

Schuster: Chaos und Stille ist eine mulitperspektivische Erzählung. Es gibt viele Figuren und Handlungsstränge. Sie alle kreisen um die Protagonistin Klara und ihren Rückzug beziehungsweise ihr Verschwinden. Das macht den Film in seiner Erzählart komplexer und anspruchsvoller als meine vorigen Filme.

Zur Person

  • Anatol Schuster wurde 1985 in Darmstadt geboren und ist Regisseur, Autor sowie Produzent.
  • Während des Regie-Studiums an der HFF München entstanden „Ein idealer Ort“, der 2015 auf der Berlinale den Preis „Dialogue en perspective“ erhielt und sein poetischer Abschlussfilm „Luft“, der 2017 erschien. Im selben Jahr erhielt er das Wim-Wenders-Stipendium.
  • Mit improvisierten Mitteln realisierte er sein Kinodebüt „Frau Stern“, der zu einem Überraschungserfolg wurde und zahlreiche Auszeichnungen erhielt. 2022 gründete er die Produktionsfirma Zwillingfilm.
  • „Chaos und Stille“ wurde im Oktober 2024 auf dem A-Festival in Warschau uraufgeführt und mit dem Regiepreis ausgezeichnet.
  • Darüber hinaus koproduzierte er den israelischen Debütfilm „Batim (Houses)“ von Veronica Nicole Tetelbaum, der 2025 im Berlinale Forum seine Weltpremiere feiert.
  • Er ist Co-Regisseur von Edgar Reitz neustem Film „Leibniz“.

Was war die größte Herausforderung während der Produktion des Films?

Schuster: Die Doppelfunktion als Autor und Regisseur sowie als Produzent ist eine enorme Herausforderung bei einem solchen Filmprojekt, auch die Ausdauer, über einen Zeitraum von mehreren Jahren ein solches Projekt zu entwickeln und trotz Rückschlägen und Absagen an der Vision festzuhalten. Und nicht zuletzt besteht die Herausforderung darin, einen anspruchsvollen Film mit vielen Figuren und Motiven in einem zeitlich und budgetär begrenzten Rahmen umzusetzen, ohne sich qualitativ oder künstlerisch zu beschränken.

Gibt es bestimmte Regisseure oder Filme, die Ihren Stil oder diesen speziellen Film beeinflusst haben?

Schuster: Besonders von meinem Mentor Edgar Reitz habe ich viel über das Filmemachen in der Praxis gelernt. Bei seinem neusten Film „Leibniz“ durfte ich als Co-Regisseur an seiner Seite arbeiten, das war eine große Ehre für mich.

Regisseur Anatol Schuster wird am 1. September im Ketscher Central Kino zu Gast sein. © Anatol Schuster

Wie kam der Kontakt zum Ketscher Kino zustande?

Schuster: Über Doris Steinbeißer. Sie hat den Film beim Max-Ophüls-Preis-Festival gesehen.

Warum sollte man definitiv am 1. September ins Central Kino nach Ketsch kommen?

Schuster: Um einen ungewöhnlichen Film zu entdecken, der nachwirkt, und natürlich für die persönliche Begegnung im anschließenden Filmgespräch.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

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