Ketsch. Der Himmel zeigte sich in dezentem Grau, der närrische Zug auf den Straßen der Enderlegemeinde dagegen kunterbunt, fröhlich und mit politischen Botschaften. Es gab imposante Statements zum Bienensterben, dem Erhalt des Entenpfuhles oder der mäßigen Verlässlichkeit der Bahn. Dazwischen verliehen die Majestäten in ihren Karossen dem Zug viel Glanz, die großen Motivwagen waren die Hingucker und beliebte Lieferanten von Gutseln und mehr.
Eine tolle Straßenparty wand sich trotz Wind durch Ketsch, Tausende säumten den Weg, überall wurde gefeiert und getanzt. Und das trockene Wetter hielt fast durch – erst am Zugende fing es zaghaft an zu regnen.
80 Gruppen ziehen durch Straßen
Mitten zwischen den Fußgruppen und großen Elferratswagen der rund 80 verschiedenen Thementeams nahm man den Flair der Straßenfasnacht gut wahr; ganz anders, fast noch intensiver ist der Blick und das Erleben vom Prunkwagen der KG Narrhalla aus. Beim 68. Fasnachtsumzug war ich Gast auf dem Gefährt, das den Abschluss auf dem Asphalt-Catwalk bildete.
Immer, wenn die Moderatorenstation am Rathaus – Karin Urbansky und Frank Barth, Präsident des Carneval Clubs der Knöchelträger Mannheim, erklärten jahrzehntelang den Umzug in Mannheim und Ludwigshafen übers Mikrofon – in Sichtweite kam, gab es Tanzeinlagen und Zwiegespräche zwischen Moderatoren und Prinzessinnen. Urbansky und Barth sind ab sofort in Ketsch versierte Plauderer, die die Mottos der Teams präsentieren. Franz Barth versprach: „Ich gehe hier in den Sprecher-Ruhestand“ – aber nicht sofort, einige Male will er noch die Narretei im Zug vorstellen.
Das Ketscher Straßenfasnacht-Urgestein Bernd Bürkle freut’s: „Ich find’s klasse, dass die beiden bei uns mitmachen.“ Zusammen mit dem Pitcher Boy Frank Prunisch initiierte Bürkle die erste Polonaise, zog singend die Zaungäste mitten ins Getümmel hinein und sorgte für Megastimmung zwischen Kirche und Rathaus.
Die elf Personen starke Jury war überall entlang des Lindwurmweges präsent, Notizblöcke und Stifte gezückt wurden eifrig Notizen gemacht, deren Ergebnis die Prämierung der besten Gruppen und Wagen war.
Allein am Applaus für die einzelnen Akteure gemessen konnte man fast schon sicher sein, die BKA 02 mit ihren vielen Dagoberts aus der Duck-Familie – tanzstark und mit ordentlich Stimmung unterwegs – unter den Erstplatzierten zu finden sein muss. Im roten Frack, mit überdimensionierten Plüschenten-Popos und eindrucksvollem Make-up bestachen Fußgruppe und Wagen.
Auch die jeweils zweiten Plätze wurden einer Gruppierung zugeschrieben: Abi 92, die eine starke Mannschaft in Gestalt des grünhäutigen Kraftprotzes Hulk aufgeboten hatte, verkündete: „Nur Wut ist auch keine Lösung.“ Die alten Gaußianer auf Abwegen (AGAA) punkteten als komplette Familien im Außerirdischen-Outfit auf dem Wagen. Als drittschönste Fußgruppe schnitten die summenden Bienchen des Ketscher Tennisclubs ab.
In der Menge der durchweg kreativen Kostüme war es keine einfache Entscheidung für die Juroren. Als Schlusslicht bog gegen 15.15 Uhr der Narrhalla-Prunkwagen auf die Gerade der Schwetzinger Straße ein. Narrhalla-Präsident Dirk Berger hieß Bürgermeister Jürgen Kappenstein sowie die Autorin und Fotografin dieses Artikels auf dem dreigeschossigen Prunkwagen willkommen. Keineswegs „von oben herab“, aber einen ganz anderen Eindruck vermittelte die Menge Menschen, die jubelnd dicht und immer dichter an den hohen Wagen herankamen. „Die Wagenbegleiter sind Pflicht, damit keiner unter die Räder kommt“, schilderte Berger, dass die viel zu tun bekommen werden.
Ecke entpuppt sich als Nadelöhr
Und recht behielt er: Nach dem Kreisel, der locker durchfahren wurden konnte, war die Ecke in die Gutenbergstraße hinein ein echtes Nadelöhr aus der Höhen-Perspektive. Hier tummelten sich die Feiernden in einer riesigen Menschentraube, aber die Kurve wurde mit Bravour genommen, die Zielgerade in Richtung Bruch eingeschlagen. Rechts und links entdeckte Dirk Berger immer wieder Ex-Tollitäten die er grüßte, laute Musik puschte die Laune auch auf dem Umzugswagen.
„Musik aus!“, hieß es dann direkt an der Hockenheimer Straße, die Elferäte fingen an, den Wagen für den Rosenmontag aufzuräumen. Derweil wurde der Bruch erreicht, wo wenige Narren um die stillen Wagen versuchten, weiter Party zu machen – doch in diesem Jahr war hier Schluss und die Narren trollten sich nach und nach. Die Narrhallesen feierten auf der Goggelranch mit ihrer Prinzessin – für mich dagegen fing nach dem Vergnügen die Arbeit an.
Info: Weitere Bilder gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de
Die Ergebnisse
Platzierungen der Mottowagen: 1. BKA 02: „Mit Dagoberts goldenem Pool wollen wir retten unseren Entenpfuhl“; 2. Abi 92: „Nur Wut ist auch keine Lösung; 3. AGAA – Alte Gaußianer auf Abwegen: „Fern vom Stau, am Liebestresen feiern wir gern mit grünen Wesen“.
Platzierungen der Fußgruppen: 1. BKA 02: „Mit Dagoberts goldenem Pool wollen wir retten unseren Entenpfuhl“; 2. Abi 92: „Nur Wut ist auch keine Lösung“; 3. Tennisclub Ketsch: „Überall sterwe die Biene uffemol – nur bei uns im Bruch fühle sie sich wohl!“. zesa
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