Ketsch. „Ich freue mich auf die Zeit mit neuen Ideen und Vorschlägen – ich werde es genießen, in der zweiten Reihe zu sitzen“, sagt Marco Sturm. Die Mitglieder des Kleintierzuchtvereins (KTZV), die die Kennung C 102 für sich sprechen lassen, kommen an diesem Freitag, 16. Juli, zusammen, auch um einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Doch Marco Sturm wird nicht mehr zur Verfügung stehen.
Damit endet an der Seestraße 130 eine Ära. Der 55-Jährige war von 1995 bis 1998 Vorsitzender, ehe er bis 2003 das Amt des Stellvertreters bekleidete. Danach bis heute firmierte er wieder als Chef des Vereins mit 138 Mitgliedern. Sturm ist sich sicher, seinem Nachfolger einen intakten Verein zu übergeben, denn auch der Verjüngungsprozess, der durch Angebote der Jugendparzellen zweimal angestoßen wurde, sei von Erfolg gekrönt gewesen („wir sehen jetzt den Umbruch von der Altersstruktur her“).
In der Amtszeit Sturms hat der Verein es geschafft, fast alle Parzellen von den Gründern oder Erbauern zu erwerben, was den Verein in eine komfortable Situation versetzt, wenn es um die Unterverpachtung geht. Seine Feuertaufe als Verantwortlicher erlebte der gelernte Zimmermann quasi sofort: 1995 sorgte das Hagelunwetter in Ketsch für große Zerstörungen, von denen auch die Kleintierzüchter betroffen waren. Weit über 100 000 – damals noch D-Mark – mussten zur Beseitigung der Schäden aufgebracht werden. Oder besser gesagt bestmöglich eingesetzt werden, denn es gab glücklicherweise eine Versicherung.
In zwei Abschnitten wurde die Zaunanlage in den Jahren 2002 und 2003 auf Vordermann gebracht. Die Halle auf dem Gelände bestand bis 1996 nur aus einer Eisenkonstruktion, ehe sie mit Holz versehen wurde und ein Blechdach erhielt. Damit war die Organisation des weithin bekannten Hähnchenfests wesentlich vereinfacht. Und dieses ist schließlich bis heute wichtige Einnahmequelle geblieben. Überhaupt war es Sturm ein Anliegen, die finanzielle Lage des KTZV zu befördern – beispielweise geriet das Hähnchenfest in Gefahr, als die Firma, die die Grills lieh, den Verkauf eben dieser zur Disposition stellte und Sturm entschied, sie eben käuflich zu erwerben. Die Hallenvermietung zum Beispiel brachte die Geldmittel, um die Grills zu refinanzieren. Andere hätten sich aber möglicherweise risikoscheuer offenbart.
Unter Sturms Ägide wurde die Straßensanierung 2005 und 2007 in Angriff genommen. Der Spielplatz kam 2005 dazu und wurde 2017 bestens hergerichtet. Es entstanden neben der Grillstation eine Bühne und ein Barhäusel.
2010 wurde die Gaststätte renoviert und die Küche dabei vergrößert, wobei die komplette Küchenausstattung neu angeschafft wurde. Mit rund 56 000 Euro schlug die Photovoltaikanlage, die 2020 aufs Dach kam, zu Buche. Mit Blick in die Zukunft und ein Stück Unabhängigkeit, wenn es um den Strombedarf geht, sei dies aber eine vernünftige Entscheidung gewesen – findet Marco Sturm.
Viel Arbeit in Eigenregie
Gut am KTZV sei es, dass viele Handwerker zu den Mitgliedern zählten oder die Nähe zu Menschen gegeben sei, die anpacken können. „Wir konnten schon immer viel in Eigenregie erledigen“, sagt Marco Sturm nicht ohne Stolz.
Dass der Verein eine Herzensangelegenheit für Sturm ist – als 13-Jähriger trat er ein – liegt freilich auch an Frau Elke, die er dort kennen und lieben gelernt hat. Auch seinem Schwiegervater Wolfgang Klüskens ist er dankbar, der für ihn ein Mentor war. Sturm bleibt dem Verein treu und hatte vor zwei Jahren angekündigt, dass es seine beiden letzten als Frontmann sein werden. Nun hat er ein gutes Gefühl, wenn er an seine Nachfolge denkt. Denn mit Daniel Siebert befinde sich ein guter Kandidat in den Startlöchern. Sturm wird ihn jedenfalls vorschlagen.
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